Kurzzeit-Orkan-Böen?

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MartinB
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Kurzzeit-Orkan-Böen?

Beitrag von MartinB » Sa 8. Mär 2008, 18:53

Hallo liebes Forum!
Mir ist schon ab und zu mal aufgefallen, dass die Wetterstationen von vegagerdin manchmal eine ganz schmale, aber sehr hohe Windgeschwindigkeitsspitze anzeigen. Aktuell ist mir das bei Station 42 (Nähe Skaftafell) am 7.3. gegen 16 Uhr aufgefallen. Windgeschwindigkeiten um die 10m/s und plötzlich ein Peak von 60 m/s. Die Nachbarstationen haben keinen ähnlichen Ausschlag.

Frage: Gibt es derartige Böen-Situationen (quasi aus heiterem Himmel Spitzen von knapp 200km/h) tatsächlich oder sind das Fehlmessungen? Und gibt's derartige Böen nur Herbst - Frühjahr oder ganzjährig??

Grüße aus dem nicht-mehr-so-stürmischen Thüringen.
Martin

P.S. Der Link zum Messwert: http://www.vegagerdin.is/umferd-og-faer ... st042.html
Gast

Beitrag von Gast » Mo 24. Mär 2008, 15:07

Hallo, Martin,

wir haben in 2002 auf der 1 südöstlich des Myrdalsjökull extremen Sturm erlebt, so dass ich wirklich Angst hatte, unser Pickup könnte umgeschmissen werden. Erst kurz vor Vik ließ der Sturm, der vom Gletscher - also querab zu unserer Fahrtrichtung - kam, plötzlich nach. Ich hatte damals noch keinen Windmesser dabei, aber manche Böen waren stärker als 12. Der Sturm begann urplötzlich, war dann aber auch nach etwa einer Stunde beendet - und wir waren froh, alles unbeschadet überstanden zu haben.

Gruß Lutz
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Lutz
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Beitrag von Lutz » Mo 24. Mär 2008, 15:09

War gerade ausgeloggt. Nun noch einmal mit meinem Avatar, so dass man erkennen kann, mit welchem Auto wir unterwegs waren.
Lutz
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Gast

Orkanböen

Beitrag von Gast » Sa 29. Mär 2008, 09:58

Lieber Martin,
wir waren letzte Woche in Island und elebten so einen Orkan mit. Er kam allerdings nicht plötzlich , sondern war in den Wetternachrichten (19.30 Uhr im ersten Isländischen Fernsehkanal) angekündigt. Mit Windgeschwindigkeiten jenseits der 20 m/s ist allerdings nicht zu spaßen, den zu den gemeldeten werten kommen dann eben noch die Windspitzen dazu. Auf den Warntafeln an den neuralgischen Punkten wie zum Beispiel Myrdalssandur und Lomagnupur (besagte Station 42) werden neben Temperatur, Windrichtung und Windstärke (Angabe in m/s) auch ganz rechts mit einer roten Ziffer die Windspitzen gemeldet. Um den fast 800 m hohen Felsklotz Lomagnupur pfeift der Wind nochmals kräftiger als er es sonst eh schon tut. Am 20. März betrug die Windgeschwingigkeit an dieser Stelle am Nachmittag 32 m/s, die Windspitze lag bei 40 m/s (144 km/h)!! Wir waren zu diesem Zeitpunkt 25 km entfernt in der JH Hvoll, einem massiven Betonbau. Die Wände haben gebebt!! Eine am Nachmittag aus Westen ankommende Familie saß eine halbe Stunde vor der Rezeption im Auto und traute sich nicht heraus. Durchaus sinnvoll. Den wenn man in so einer Wetterlage das Auto verlassen will, muss es so geparkt sein, dass es einem beim Türöffnen diese nicht aus der Hand reißt. Bei einem anderen Auto, dass auch an diesem Nachmittag ankam, konnte man gut sehen, welche Schäden am Auto dieses Malheur verursachen kann. Diesen Schaden ersetzt im Übrigen im Normalfall keine Versicherung!!! An jenem Donnerstag gab es zudem noch einige Autos, bei denen die Scheiben durch die Wucht des Sturmes (und aufgewirbelte Steine) eingedrückt wurden. Ein Teilnehmer dieses Forums weiß leider seit diesem Tag auch, wie es ist mit einer fehlenden Seitenscheibe im Schneesturm unterwegs zu sein. Auch solche Schäden werden von der Versicherung nicht gedeckt. Wir selbst entkamen dem starken Wind nur dadurch, dass wir die Windwarnungen ernst nahmen und uns schon frühmorgens auf den Weg machten. So hatten wir die schwierigen Passagen schon hinter uns, als der Wind so ab 12 Uhr sich zum Orkan entwickelte.
Dass es in Island ganz unvermttelt winden kann, erlebten wir an einem der Folgetage in Vik bei den Reinishverfi. Auch an dieser felsigen Ecke direkt am Meer zog es unvermittelt so stark, dass es eine Gruppe mit Schülerinnen vorzog, nicht um die Ecke zu gehen. Für die Verantwortlichen war das Risiko zu groß, dass es einige Mädchen von den Beinen reißen könnte und sie ins Meer gespült werden könnten. Ansonsten war der Wind überall gemäßigt. Genau an dieser Stelle wurde letztes Jahr eine Touristen von einer Welle ins Meer gerissen, mit tödlichen Folgen ...
Soviel zu meinen eigenen fast taufrischen Erlebnissen. Vielleicht hilft dir das weiter
MartinB
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Beitrag von MartinB » Mo 31. Mär 2008, 09:05

Hallo allerseits,
danke für die Antworten. Die Windproblematik kenne ich, seit ich bei meiner ersten Islandtour auf der teilweise vereisten Ringstr. mit Querböen von 32 m/s von beiden Seiten beglückt wurde. Da habe ich die Isländer mit ihren Spikes echt beneidet.
Sorgen, dass mir das Auto umgeworfen wird, hatte ich nicht - nur ein wenig Mühe den urlaubs-beladenen VW Bus T3 auf der Straße zu halten.
Eine Böe von 60 m/s hätte mich allerdings schlicht von der Ringstr. gefegt.
Die Frage, die ich mir stelle ist, ob es tatsächlich solche Böen aus quasi heiterem Himmel gibt, oder ob es Meßfehler sind. Klar - es gibt immer wieder Bilder von demolierten Autos, aber für die Isländer waren die 32 m/s wohl eher "strong wind" und einige sind entsprechend "zügig" gefahren. Dass die dann - trotz Spikes - zuweilen von der Straße gefegt werden, wundert mich wenig. Auch dass im Rahmen von Sturm / Orkansituationen derartige Windstärken auftreten, ist in Island wohl eher normal. Aber die sind ja weder räumlich und zeitlich eng begrenzt noch unangekündigt.

Mal schauen, ob es noch mehr Meinungen / Informationen dazu gibt.

Liebe Grüße
Martin
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didi
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Beitrag von didi » Di 8. Apr 2008, 22:45

ja von den üblen Sand- und Schneestürmen kurz vor Ostern dieses Jahr habe ich auch gehört :cry:

"Gast" hat es eindrücklich beschrieben, wie es da zugegangen ist.

lg
didi

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