Re: Iceland 2014 - Odyssey to the North
Verfasst: Sa 17. Jan 2015, 23:11
Teil 6 - Und so fängt alles an...
03.08.2014 – 6.00Uhr, der Wecker holt uns ungemütlich aus dem Schlummerland, aber wir wissen: Snooze is' heut nich'! Wir packen zügig unsere Sachen zusammen und machen Frühstück. Zu unserer Überraschung sind Joyce, Natalie, Ralph und Martyn auch schon wach, so können wir uns noch verabschieden. Kommen nebenbei noch ins Gespräch mit einem 82 jährigen Isländer, der allein mit dem Fahrrad unterwegs ist. Wir sind stark beeindruckt. Weniger Eindruck schinden konnte der nächste, holländische Kandidat, der uns mehr oder weniger stolz erzählt, dass er gerade sein Mietauto zu Schrott gefahren, sich schon ein neues gemietet hat und morgen Abend das Land verlassen möchte.
An der Busstation angekommen, packen wir unsere Rucksäcke in den Anhänger und haben noch ein paar Minuten für uns, bevor der Bus gegen 8.00Uhr losrollt. Wieder sitze ich gebannt hinter der Fensterscheibe und versuche vergeblich, dank der Fensterspiegelung, die tolle Landschaft außerhalb des Busses einzufangen. Erstes Highlight des Tages ist der atemberaubende Goðafoss, dessen Wasser sich in schönstem Türkis-Blau präsentiert. Fast die ganze Pause sitzen wir nur da und beobachten das Schauspiel und blenden die doch zahlreichen Touristen um uns herum aus. Leider geht es nach viel zu kurzen 10 Minuten schon weiter Richtung Húsavík, einem kleinen Fischerstädtchen im Norden der Insel, sehr bekannt für seine Whale watching-Touren. Auf den ersten Blick findet man auch keinen Fleck ohne ein kleines Zettelchen, was auf diese Ausflüge hinweist. Trotz der Werbung kommt der Ort recht sympathisch daher. Auch hier bleiben wir nur wenige Minuten. Einige Zeit später rumpeln wir über eine Schotterpiste vorbei an der Ásbyrgi-Schlucht Hütte zum Dettifoss.
Wir steigen aus. Wir wissen, es ist soweit. Das große Abenteuer steht unmittelbar bevor. Wir verdrängen den Gedanken aber noch und spazieren vom Parkplatz hinüber zum mächtigsten Wasserfall Europas. Und was für ein Wasserfall das ist!! Wahnsinn, wie kraftvoll das Wasser wirkt. Emil ist noch nicht 100% fit und legt sich in die Sonne, während ich meine Kletterfähigkeiten teste. Zugegebenermaßen vielleicht nicht die beste Idee, die ich jemals hatte, angesichts der monströsen Gewalt der grau-milchigen Wassermassen, die sich hinter mir 45m in die Tiefe stürzen.
Etwas später begeben wir uns auf den Rückweg. Endlich bringe ich es fertig, mich von meiner Kaufland-Tüte zu trennen. Mach's gut, liebe Tüte. Wieder am Parkplatz angekommen, weist uns eine attraktive Rangerin darauf hin, dass wir unsere Wasservorräte am nahegelegenen Zeltplatz auffüllen können, wenn wir denn möchten. Wo zum Teufel soll denn hier ein Zeltplatz sein?! Doch tatsächlich findet sich der Endpunkt des 2-Tage-Wanderweges von der Ásbyrgi hinter einem Hügelchen am Ende des Parkplatzes. Wir füllen unsere Flaschen und machen fix ein "Start-Foto". Auf dem Weg über den Parkplatz fragen wir die Rangerin noch nach Wasser auf dem Weg zur Krafla."Oh, there's plenty of water. Don't worry. Have fun and be safe!" Klasse, es gibt also nichts, was wir zu befürchten haben. Nichts, außer die dunklen Wolken, die von Westen heranziehen.
Wir laufen neben der 886 durch den Sand und schon jetzt plagen mich die „Worauf hast du dich hier nur eingelassen“-Gedanken. Es ist kalt, windig und der Himmel wird immer finsterer. Wir biegen auf die 862 und bleiben ein paar hundert Meter auf selbiger, bevor wir nach Westen abdrehen. Ziel ist der Eilífsvötn. Davor liegen aber nun mehrere Kilometer wegloses Gelände vor uns. Es beginnt zu regnen. Wir ziehen schnell die Regenklamotte drüber. 15 Minuten später hört es auf und die Sonne bricht durch die Wolkendecke. Viel zu warm. Wir streifen die Regensachen nach einem kurzen Päuschen wieder ab und gehen weiter. Ständiges auf und ab, nach jedem Hügel kommt ein weiterer in Sicht. Es tröpfelt wieder leicht. Einzig die fantastische Weite der Landschaft verhindert, dass die Moral in den keller rutscht.
Den Eilífur als Anhaltspunkt im Auge, kämpfen wir uns durch die moosige Graslandschaft, was anstrengender ist, als erwartet. Das Tröpfeln wandelt sich in Regen. Regenjacke und Beinlinge wieder an. Immer noch kein See in Sicht. Die nächste Regenpause nutzen wir und verdrücken einen Müsliriegel. Nach ein paar Steigungen sehen wir zum ersten Mal den See und freuen uns wie kleine Jungs. Dazu sieht es noch phänomenal aus. Die Zielkoordinaten, welche wir aus unserer Karte abgelesen und ins GPS eingetragen haben, sind jetzt noch einen Kilometer entfernt (kein Karten-GPS, nur Koordinaten und Luftlinienanzeige, aber wenigstens hat man eine Vorstellung). Diesen bringen wir mit dem, durch den tollen Ausblick zurückgewonnenen Enthusiasmus auch schnell hinter uns. Wir suchen uns ein nettes Fleckchen am See und bauen das Zelt auf. Laut GPS sind wir nur 7km Luftlinie gegangen. Ich bin fix und fertig. Zeit für unser 2-Gänge-Abendessen. Als erster Gang wird ein quaderförmiger Block feinster Instandnudeln mit zartem Hühnchenaroma serviert. Als Hauptgang erwartet uns bestes mexikanisches Chili. Als Pulver. Aus der Tüte.
Ich verschlinge mein Essen geradezu. Noch nie hatte ich besseres Chili!! Nach der Mahlzeit bereite ich mir noch eine Limo aus Vitamintabletten, welche ich in Akureyri erstanden habe. Lecker. Ich setze mich mit meiner Tasse und einer Zigarette ans Ufer des Eilífsvötn und lasse mich von den Eindrücken davontragen. Am anderen Ufer kann ich ein rotes Zelt ausmachen. Trotz des Windes herrscht eine eigenartige Stille. Ein unglaubliches Gefühl überkommt mich und die Strapazen des Tages sind wie weggeblasen. Völlig entspannt ziehe ich mich ins Zelt zurück und lese noch etwas, bevor ich einen herrlichen Schlaf falle.
03.08.2014 – 6.00Uhr, der Wecker holt uns ungemütlich aus dem Schlummerland, aber wir wissen: Snooze is' heut nich'! Wir packen zügig unsere Sachen zusammen und machen Frühstück. Zu unserer Überraschung sind Joyce, Natalie, Ralph und Martyn auch schon wach, so können wir uns noch verabschieden. Kommen nebenbei noch ins Gespräch mit einem 82 jährigen Isländer, der allein mit dem Fahrrad unterwegs ist. Wir sind stark beeindruckt. Weniger Eindruck schinden konnte der nächste, holländische Kandidat, der uns mehr oder weniger stolz erzählt, dass er gerade sein Mietauto zu Schrott gefahren, sich schon ein neues gemietet hat und morgen Abend das Land verlassen möchte.
An der Busstation angekommen, packen wir unsere Rucksäcke in den Anhänger und haben noch ein paar Minuten für uns, bevor der Bus gegen 8.00Uhr losrollt. Wieder sitze ich gebannt hinter der Fensterscheibe und versuche vergeblich, dank der Fensterspiegelung, die tolle Landschaft außerhalb des Busses einzufangen. Erstes Highlight des Tages ist der atemberaubende Goðafoss, dessen Wasser sich in schönstem Türkis-Blau präsentiert. Fast die ganze Pause sitzen wir nur da und beobachten das Schauspiel und blenden die doch zahlreichen Touristen um uns herum aus. Leider geht es nach viel zu kurzen 10 Minuten schon weiter Richtung Húsavík, einem kleinen Fischerstädtchen im Norden der Insel, sehr bekannt für seine Whale watching-Touren. Auf den ersten Blick findet man auch keinen Fleck ohne ein kleines Zettelchen, was auf diese Ausflüge hinweist. Trotz der Werbung kommt der Ort recht sympathisch daher. Auch hier bleiben wir nur wenige Minuten. Einige Zeit später rumpeln wir über eine Schotterpiste vorbei an der Ásbyrgi-Schlucht Hütte zum Dettifoss.
Wir steigen aus. Wir wissen, es ist soweit. Das große Abenteuer steht unmittelbar bevor. Wir verdrängen den Gedanken aber noch und spazieren vom Parkplatz hinüber zum mächtigsten Wasserfall Europas. Und was für ein Wasserfall das ist!! Wahnsinn, wie kraftvoll das Wasser wirkt. Emil ist noch nicht 100% fit und legt sich in die Sonne, während ich meine Kletterfähigkeiten teste. Zugegebenermaßen vielleicht nicht die beste Idee, die ich jemals hatte, angesichts der monströsen Gewalt der grau-milchigen Wassermassen, die sich hinter mir 45m in die Tiefe stürzen.
Etwas später begeben wir uns auf den Rückweg. Endlich bringe ich es fertig, mich von meiner Kaufland-Tüte zu trennen. Mach's gut, liebe Tüte. Wieder am Parkplatz angekommen, weist uns eine attraktive Rangerin darauf hin, dass wir unsere Wasservorräte am nahegelegenen Zeltplatz auffüllen können, wenn wir denn möchten. Wo zum Teufel soll denn hier ein Zeltplatz sein?! Doch tatsächlich findet sich der Endpunkt des 2-Tage-Wanderweges von der Ásbyrgi hinter einem Hügelchen am Ende des Parkplatzes. Wir füllen unsere Flaschen und machen fix ein "Start-Foto". Auf dem Weg über den Parkplatz fragen wir die Rangerin noch nach Wasser auf dem Weg zur Krafla."Oh, there's plenty of water. Don't worry. Have fun and be safe!" Klasse, es gibt also nichts, was wir zu befürchten haben. Nichts, außer die dunklen Wolken, die von Westen heranziehen.
Wir laufen neben der 886 durch den Sand und schon jetzt plagen mich die „Worauf hast du dich hier nur eingelassen“-Gedanken. Es ist kalt, windig und der Himmel wird immer finsterer. Wir biegen auf die 862 und bleiben ein paar hundert Meter auf selbiger, bevor wir nach Westen abdrehen. Ziel ist der Eilífsvötn. Davor liegen aber nun mehrere Kilometer wegloses Gelände vor uns. Es beginnt zu regnen. Wir ziehen schnell die Regenklamotte drüber. 15 Minuten später hört es auf und die Sonne bricht durch die Wolkendecke. Viel zu warm. Wir streifen die Regensachen nach einem kurzen Päuschen wieder ab und gehen weiter. Ständiges auf und ab, nach jedem Hügel kommt ein weiterer in Sicht. Es tröpfelt wieder leicht. Einzig die fantastische Weite der Landschaft verhindert, dass die Moral in den keller rutscht.
Den Eilífur als Anhaltspunkt im Auge, kämpfen wir uns durch die moosige Graslandschaft, was anstrengender ist, als erwartet. Das Tröpfeln wandelt sich in Regen. Regenjacke und Beinlinge wieder an. Immer noch kein See in Sicht. Die nächste Regenpause nutzen wir und verdrücken einen Müsliriegel. Nach ein paar Steigungen sehen wir zum ersten Mal den See und freuen uns wie kleine Jungs. Dazu sieht es noch phänomenal aus. Die Zielkoordinaten, welche wir aus unserer Karte abgelesen und ins GPS eingetragen haben, sind jetzt noch einen Kilometer entfernt (kein Karten-GPS, nur Koordinaten und Luftlinienanzeige, aber wenigstens hat man eine Vorstellung). Diesen bringen wir mit dem, durch den tollen Ausblick zurückgewonnenen Enthusiasmus auch schnell hinter uns. Wir suchen uns ein nettes Fleckchen am See und bauen das Zelt auf. Laut GPS sind wir nur 7km Luftlinie gegangen. Ich bin fix und fertig. Zeit für unser 2-Gänge-Abendessen. Als erster Gang wird ein quaderförmiger Block feinster Instandnudeln mit zartem Hühnchenaroma serviert. Als Hauptgang erwartet uns bestes mexikanisches Chili. Als Pulver. Aus der Tüte.
Ich verschlinge mein Essen geradezu. Noch nie hatte ich besseres Chili!! Nach der Mahlzeit bereite ich mir noch eine Limo aus Vitamintabletten, welche ich in Akureyri erstanden habe. Lecker. Ich setze mich mit meiner Tasse und einer Zigarette ans Ufer des Eilífsvötn und lasse mich von den Eindrücken davontragen. Am anderen Ufer kann ich ein rotes Zelt ausmachen. Trotz des Windes herrscht eine eigenartige Stille. Ein unglaubliches Gefühl überkommt mich und die Strapazen des Tages sind wie weggeblasen. Völlig entspannt ziehe ich mich ins Zelt zurück und lese noch etwas, bevor ich einen herrlichen Schlaf falle.