Zelt abspannen

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mir
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Zelt abspannen

Beitrag von mir » Do 24. Feb 2011, 20:06

Hallo,

immer wieder lese ich das Zelte bei Sturm stark abgespannt werden sollen. Nach meinem Verständnis dürfen die die Leinen nicht zu stark gespannt werden, das Zelt muss ähnlich einem Baum zumindest starken Böen ausweichen können. Und die Windlast muss sich auf mehrere Abspannleinen verteilen. Das Aluminiumgestänge wiederum muss elastisch genung sein um auch bei nahezu platten Zelt nicht zu brechen. Sehe ich das richtig?

Schöne Grüße

Michael
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Twoflower
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Re: Zelt abspannen

Beitrag von Twoflower » Do 24. Feb 2011, 20:17

Hi Michael!
die leinen sollten nicht gerade durchhängen, macht unschöne geräusche. ansonsten kommts aufs zelt an, und nicht mit heringen und leinen sparen, alle vorgesehenen leinen mit dem boden verbinden spart manchen neuaufbau. :twisted:
lg twoflower
wer bremst ist feige :D :D
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kaeltezone
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Re: Zelt abspannen

Beitrag von kaeltezone » Do 24. Feb 2011, 21:25

Hallo,
ich spanne die Leinen recht straff. Grad so, dass die Zeltform nicht unnatürlich verzogen wird. Habe die Erfahrung gemacht, dass wenn bei Sturm nicht ordentlich Abgespannt ist, sich durch das "flattern" die Heringe viel schneller lockern und schon ist die Abspannung futsch.
Hier noch der Thread mit dem Tip vom Andi zur Verbesserungen der Sturmfestigkeit: Zelt - Verbesserungen für Sturmfestigkeit

Gruß Stefan
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Biki
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Re: Zelt abspannen

Beitrag von Biki » Do 24. Feb 2011, 22:57

Ich spanne normal straff ab aber finde die Menge der Leinen wichtig.

Beim normalen Wetter hab ich an jeder Stange 2 Leinen, bei richtig Sturm 4 pro Stange (Geodät). Immer in verschiedene Richtungen.
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Olaf
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Re: Zelt abspannen

Beitrag von Olaf » Fr 25. Feb 2011, 01:31

Wenn du dein Zelt abspannen willst, dass es sich den Böen "anpasst", dann solltest du eigentlich dynamisches (dehnbares) Abspannseil verwenden. Viele Hersteller und so manche Islandzelter schwören aber auf Dyneema, was entgegen des Namens das genaue Gegenteil ist, nämlich so gut wie gar nicht dehnbar. Das wird dann meist in Verbindung mit stark gespannten Leinen verwendet. Vermutlich ist das Herausrütteln der Heringe wirklich der Grund dafür, so ganz genau weiß ich es nicht. Denn trotz so einiger Zeltnächte in Island auch mal anderswo im Gewitter mit heftigen Böen hatte ich eigentlich nie Probleme mit Abspannen, plattgedrücktem Zelt usw. . Ich suche mir immer irgendeine Art von Windschutz, und sei es nur eine noch so kleine Bodenwelle. Die Wahl des Zeltplatzes ist meiner Meinung nach sehr viel wichtiger als das Material und auch ein Hillebergzelt nützt nichts, wenn man es im Sturm auf eine Hügelkuppe stellt statt in die Senke daneben...

Alustangen haben vor allem auch den Vorteil, dass sie wenn dann genau an einer Stelle sauber durchbrechen (oder nach vielen Jahren an den Gelenken langsam einreißen). Sowas kann man mit einer einfachen Reparaturhülse notdürftig schienen, während bei Fieberglasgestänge meist nur noch einen Haufen einzelner Fasern übrigbleibt.
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ale
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Re: Zelt abspannen

Beitrag von ale » Fr 25. Feb 2011, 12:00

Ciao,

from my personal experience the most important thing is that the tent is well pitched. I saw very cheap igloos standing very strong winds, just flatting under the stongest gusts and then coming back to normal shape. Real problem is if you cannot pitch the tent firmly in the ground... I think that in camp sites like Landmannalaugar or similar this might be difficoult.

I also agree that the lines should be a little elastic, so it's no use to waste money on dynema. I think it's better to have some meters of spare lines to add in case of need. So if you foresee the wind coming you can add the extra lines.

Finding a sort of shelter from what is available is also welcome, then let's hope that the wind does not decide to change direction in the middle of the night!!! :-)

Then we might come back to the shape of the tent: igloo or tunnel ? which is the best one? but this was already discussed in some other topic...

Ale
MartinB
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Re: Zelt abspannen

Beitrag von MartinB » Fr 25. Feb 2011, 13:16

Ich versuche mal die Praxiserfahrungen (Ein Zelt sollte umso straffer abgespannt sein, je mehr Windlast anliegt) mit meinen Physikkenntnissen in Einklang zu bringen: Richtig ist, dass sich große Gebäude (Fernsehtürme, Brücken, Hochhäuser) aus Stahlbeton unter Windlast bewegen (müssen), um nicht zu brechen - wie in der Natur (Bäume) auch.
Wenn sich Dinge bewegen, kommen neben den sogenannten "statischen" Kräften (ich hänge ein Gewicht an die Zeltdecke) auch die "dynamischen" Kräfte (Kräfte die durch Bewegungsänderung entstehen) hinzu. Ein einfaches Gedankenexperiment "Ich hänge ein 5 kg Gewicht a) vorsichtig an mein Zeltdach und b) ich gebe 30 cm Schnur dazu und lasse es dann erstmal die 30 cm "in die Schnur" fallen" macht klar, dass das Zelt bei b) deutlich mehr Kraft aufzunehmen hat. Die dynamischen Kräfte sind in der Regel deutlich größer als statische.

Ich meine, dass ein straffes Abspannen des Zeltes die dynamischen Kräfte erheblich mindert. Das betrifft nicht nur die Belastung von Gestänge und Gewebe, sondern auch die Kräfte auf die Heringe. Man könnte grundsätzlich auch ein Zelt konstruieren, was die Windlast durch Ablegen auf den Boden (mit anschließendem Wiederaufrichten!) mindert. Das wären dann aber Leinen,die nicht nur ein paar Prozent sondern eher 50-100% Dehnung haben sollten, in Kombination mit einem dynamischen Gestänge (sind auch die Alu-Gestänge nicht) und flexiblem Gewebe. Ein solches Zelt hätte allerdings neben der Kleinigkeit, dass es einem schon bei mittlerem Wind auf der Nase rumpatschen würde, noch ein paar andere Nachteile, so dass es niemand kaufen würde ...

Ich kann also aus Praxiserfahrungen und theoretischen Überlegungen nur dringend dazu raten, ein Zelt immer "fest" abzuspannen. Je mehr Abspannpunkte ich nutze, um die Windkräfte über Leinen und Heringe an den Boden abzuleiten, desto geringer ist die Belastung für Gestänge und Gewebe und desto höher die Chance, dass das Zelt auch kräftige Böen unbeschadet übersteht.

Die begrezte Elastizität von Alu gegenüber Glasfaser ist Fluch und Segen zugleich. Wenn ein Glasfaserstange überlastet wird, bricht sie. Unübersehbar, ausgefranst und schwierig per Reperaturhülse zu flicken. Alu wird bei Überlast oft erst ein wenig plastisch, verformt sich leicht, entwickelt kleine Haarrisse. Das alles sieht man einem Gestänge erstmal nicht an - es ist vorgeschädigt, ohne dass man es bemerkt. Wenn es dann aber (nach genügend Vorschäden) bricht, kann man es mit den Reparaturhülsen besser flicken ...

Gruß martin
Zuletzt geändert von MartinB am Sa 26. Feb 2011, 12:54, insgesamt 2-mal geändert.
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Dieter
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Re: Zelt abspannen

Beitrag von Dieter » Fr 25. Feb 2011, 16:21

Hallo,,

man bedenke:
- bei einem guten Zelt sind die Abspannungen an den Zeltnähten und nicht an den Gestängebogen angebracht. Durch wird eine Punktbelastung des Gestäges vermieden.
- bei einem gut und straff aufgebauten Zelt haben sind die Gestänge gleichmäßig gebogen. Die Biegungsbeanspruchung ist gleichmäßig verteilt.
- je lockerer die Abspanung, desto höher die Spitzenbelastungen in den Schlägen der Böen.
- verformt sich ein Gestängebogen unter Windruck(ausweichen) nimmt die Biegung auf der Luvseite ab und die Durchbiegung auf der Leeseite zu.
- Alugestänge sind sehr stabil aber nicht flexibel. Schon nach relativ kurzem Gebrauch (ver)biegen sich neue Gestängebögen in ihrer Mitte etwas. Jede Kaltbiegung von Alu bewirkt eine Materialschwächung und kann nicht zurückgebogen werden. Kommt es tatsächlich zu einem Bruch ist es meist an dieser Stelle, es sei denn es gab Vorschäden an den Muffen durch nachlässigen Aufbau.

Meiner Meinung nach muß eine Zelt mit Alugestänge bei Wind mit so vielen Leinen wie möglich und straff aufgebaut sein um eine Verformung zu verhindern.

Dieter (nach ausgiebigen Feldstudien :D )
http://www.isafold.de
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Re: Zelt abspannen

Beitrag von Sigrid » Fr 25. Feb 2011, 16:54

Dieter, ich erlaube mir deinen kleinen aber effektiven Tip von der Hillebergausstellung auf´m Rennsteig hinzuzufügen.

Die Leinen in der Flucht/in gedachter gerader Linie (so richtig ausgedrückt?) des Fixpunktes am Zelt spannen und genügend Luft zum Nachspannen lassen. Sofern es Untergrund und Platz erlauben.

Ich saß letztes Jahr einen Tag bei Regen und stürmischen Böen ein Tag, eine halbe Nacht im Zelt und habe bei meinen Kontrollgängen darauf geachtet, dass die Leinen nicht durchhängen und dass die Heringe fest sitzen. Da fällt mir ein. Leinen werden durch Nässe etwas schlaff, da ist es dann ganz gut, wenn man etwas Luft zum Nachspannen hat.

Aber manchmal frage ich mich, wozu der ganze Terz.
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Reiner
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Re: Zelt abspannen

Beitrag von Reiner » Fr 25. Feb 2011, 22:06

Herrlich. :lol: Ein Beduine in Landmanna. Hast Du Den mal gesprochen ,wie es zu dieser Zeltkonstruktion gekommen ist. Ich nehme ja mal an Es sah am Anfang der Reise anders aus. Wahrscheinlich immer sehr locker abgespannt. ;)
Gruß Reiner

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