Bericht: Auto nach Island importieren

Mit eigenem oder gemieteten Auto oder Wohnmobil.
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Iðunn
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Bericht: Auto nach Island importieren

Beitrag von Iðunn » Sa 20. Apr 2013, 23:29

Hallo allerseits,

da bereits mehrmals die Frage aufkam, wie der Import eines KFZ nach Island verläuft, möchte ich kurz meine Erfahrungen schildern.

Beim Import eines Autos müsst ihr vier Stellen kontaktieren:

1. Isländischer Zoll
2. Umferðarstofa
3. Eine amtliche Stelle eurer Wahl, wo das Auto gewogen wird
4. Eine KFZ-Prüfstelle eurer Wahl

Wenn ihr nach Island kommt (Norröna), dann müsst ihr den grünen Zettel beim Zoll ausfüllen und bekommt, wenn ihr euch als Tourist* anmeldet, eine vorläufige Erlaubnis für ein Jahr (http://tollur.is/displayer.asp?cat_id=2767). Danach muss das Auto entweder verzollt werden oder aus dem Land transportiert werden. Wenn man direkt seinen Umzug nach Island anmeldet und nicht als Tourist kommt, bekommt man einen Monat, um das Auto zu verzollen (http://www.tollur.is/displayer.asp?cat_id=1702).

* auch: Studienaufenthalt, kürzerer Arbeitsaufenthalt

Soll das Auto nun verzollt werden, geht ihr zu Tryggvi beim Zoll Reykjavík und kündigt die ganze Sache bei ihm an. Er kann euch auch ausrechnen, wie viel die ganze Sache ungefähr kostet (oder ihr nehmt den Rechner auf: http://www.tollur.is/default.asp?cat_id=1700).

Dann geht ihr zur Umferðarstofa und beantragt eine vorläufige Anmeldung des Autos (http://www.us.is/node/758, Formular: http://us.is/Apps/WebObjects/US.woa/swd ... Kanada.pdf). In das Formular tragt ihr auch ein, wo ihr die skráningarskoðun (eine Art TÜV-Prüfung, die Teil der Anmeldeprozedur ist) abnehmen lassen wollt. Die skráningarskoðun kann bei allen KFZ-Prüfstellen stattfinden. An die angegebene KFZ-Prüfstelle werden später die Nummernschilder geschickt. Mit dem Antrag auf die vorläufige Anmeldung müsst ihr die Zulassungsbescheinigung Teil I und II abgeben.

Wenn die vorläufige Anmeldung abgeschlossen ist, bekommt ihr eine E-Mail sowie eine SMS von der Umferðarstofa. Dann geht ihr erneut zum Zoll. Dort unterschreibt ihr eine Erklärung, dass ihr den Wagen importiert. Bringt auch eine Rechnung der Smyril Line mit (wenn ihr mit der Norröna gekommen seid). Ihr verzollt neben dem Wert des Wagens nämlich z. B. auch die Fahrt mit der Norröna - Wenn ihr ein Autopaket hattet, für das der Preis für den Wagen nicht extra ausgewiesen ist, schätzt der Zoll die Summe. Waren bei mir rund 40.000 ISK. Bei mir war der auf dem Kaufvertrag angegebene Wert des Wagens übrigens nicht ausschlaggebend, der Zoll hat den Wert geschätzt (z. T. war wohl auch ein Grund dafür, dass es den Renault Twingo kaum in Island gibt und er nicht auf der Liste beim Zoll war).

Der Zoll rechnet dann die genaue Summe aus und teilt sie euch per Mail mit. Dann überweist ihr den "Zoll" + diverse Aufschläge (bevor jemand meckert: Der Zoll heißt nicht mehr Zoll, sondern vörugjald... egal, gezahlt wird trotzdem ;) ).

Wenn ihr eine Bestätigung vom Zoll habt, dass das Geld angekommen ist, beginnt der letzte Teil: Ihr lasst das Auto mit vollem Tank bei einer amtlichen Stelle wiegen. Eine amtliche Waage gibt es z. B. bei der Betonfabrik in Sævarhöfði. Hat bei mir 1.200 ISK gekostet. Dort lasst ihr euch einen vigtarseðill für die Anmeldung des Autos ausstellen. Mit dem vigtarseðill geht ihr zu der KFZ-Prüfstelle, die ihr anfangs auf dem Forumlar bei Umferðarstofa angegeben habt. Das Auto wird geprüft, dort zahlt ihr auch gleich weitere Gelder wie nýskráningargjald, umferðaröryggisgjald oder bifreiðagjöld. Das waren bei mir rund 20.000 ISK. Das neue Kennzeichen wird angebracht und tadaaaa: Euer Wagen ist isländischer Staatsbürger geworden. :)

Hoffe, dass das für jemanden hier hilfreich war. Bei Fragen kann man mich auch gerne per PN kontaktieren.

Grüße aus Island
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Re: Bericht: Auto nach Island importieren

Beitrag von Argish » So 21. Apr 2013, 01:26

Vielen Dank für deine Arbeit Iðunn ;)

Somit dürften in Zukunft wohl alle Fragen beantwortet sein.
Skifahren in Island?
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Re: AW: Bericht: Auto nach Island importieren

Beitrag von Uwe_R » So 21. Apr 2013, 06:31

Verräts Du uns auch ohne PM was das nun ungefähr für den Twingo gekostet hat?
Das dürfte ja evtl. eine untere Preisgrenze sein :roll:
Danke und Grüße
Uwe
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Re: Bericht: Auto nach Island importieren

Beitrag von Iðunn » So 21. Apr 2013, 10:43

Na klar: Der Zoll hat den Twingo (BJ 2005) so niedrig wie möglich eingeschätzt. An den Zoll habe ich knapp 100.000 ISK überwiesen, dazu kamen dann natürlich noch die anderen Kosten wie die Zahlung an die KFZ-Prüfstelle usw...

Ach ja, noch vergessen: Umferðarstofa verlangt rund 5.000 ISK für die Nummernschilder. Der Betrag ist bei der vorläufigen Anmeldung zu entrichten. Ein Wahlkennzeichen kostet deutlich mehr (das Fünffache, wenn ich mich recht erinnere), weswegen ich davon mal abgesehen habe ;)
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Re: Bericht: Auto nach Island importieren

Beitrag von islenskunemi » So 21. Apr 2013, 19:55

Das hört sich ja nach einem ungeheuren Aufwand an. Ich hätte da noch eine Frage:
Ich werde voraussichtlich ab September 2013 für zwei Jahre auf Island studieren. Ich wollte eigentlich mein Auto mitnehmen, da es in Deutschland nur rumstehen würde und ich zudem einige Sachen mitnehmen könnte, die ich auf Island neu kaufen müsste. Aber da du knapp 100.000 ISK ausgeben hast, lohnt es sich für mich nicht wirklich. Ich habe einen Renault Clio Baujahr 2011. Er hat also noch einen gewissen Wert. Ich habe neben den Versicherungskosten und den Fährkosten nicht auch noch das Geld für den Zoll. Aber gut, meine Frage:
Gilt diese Regelung auch für Studenten? (du hast da so einen * hingemacht, der Studenten mit Touristen gleichsetzt)
Wenn ja, könnte ich bspw. im Mai mit der Fähre zurückfahren und im September wieder zurück nach Island kommen? (auch wenn das auch sauteuer wird)

Ich hoffe, ihr könnt mir weiterhelfen.
LG
Iðunn
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Re: Bericht: Auto nach Island importieren

Beitrag von Iðunn » So 21. Apr 2013, 20:12

Das Verzollen lohnt sich echt nur, wenn du wirklich nach Island umziehst. Bevor ich fest umgezogen bin, habe ich zwei Mal die vorläufige Erlaubnis für ein Jahr genommen. Im Sommer 2010 bin ich nach Island gefahren, um dort zu studieren. Im Herbst 2011 kam das Auto wieder aus Island raus. Im Frühjahr 2012 bin ich mit dem Auto wieder nach Island gefahren, um meine MA-Arbeit dort zu schreiben. Die zweite vorläufige Erlaubnis ist jetzt abgelaufen, und ich habe mich entschieden, das Auto zu verzollen, da ich mittlerweile sowieso hier lebe.

Dein Plan klappt also :) Ich fand es sehr praktisch, 2010 diverse Sachen mitzunehmen. Küchenutensilien, genügend Klamotten, mein Fahrrad, Bücher, seeeehr viel Campingzeug... Das wäre per Flugzeug nicht gegangen, und irgendwie ist es ja auch nett, ein paar persönliche Gegenstände während dieser Zeit in seiner Wohnung/Zimmer zu haben. Und wenn du die Fähre nicht gerade in der Hochsaison nimmst, dann wird die Sache auch nicht sooo teuer.
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Re: Bericht: Auto nach Island importieren

Beitrag von olivyee » Fr 3. Mai 2013, 12:34

Hallo und Danke für die ausführlichen Informationen. Nun ist es auch uns soweit und wir melden unseren 20 Jahre alten Benz hier an. Ich habe aber noch 3 kleine Fragen:

1. Versicherung
Wie läuft es mit der KFZ-Versicherung. Ich habe dort schon angefragt, und die benötigen das Kennzeichen. Wo müsste ich diesen Schritt in Deinem Ablauf einordnen?

2. Kaufvertrag
Ein Kaufvertrag hat nur in Deinem Fall nicht funktioniert (Auto unbekannt) oder braucht man den generell nicht mehr? Ein Bekannter hat es vor ein paar Jahren mit einem Kaufvertrag erledigt und ist damit ganz gut gefahren. Unser Benzi ist schon ziemlich angerostet (aber technisch noch supi), schauen Die sich das Fahrzeug auch an?

3. TÜV
Mein Bekannter hatte noch einige Monate deutschen Tüv, der wurde ihm angerechnet. Wie lange hatte Dein Twingo noch Tüv? Ich hab noch ein halbes Jahr, das wird wohl aber nicht reichen...
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Re: Bericht: Auto nach Island importieren

Beitrag von Iðunn » Fr 3. Mai 2013, 20:17

1) Die Versicherung deiner Wahl gibst du in der nýskráningarbeiðni an, die du bei der skráningarskoðun bei der jeweiligen KFZ-Prüfstelle abgibst. Das Formular für die nýskráningarbeiðni wird dir mit der Bestätigung der vorläufigen Anmeldung automatisch per Mail zugeschickt. Kurioserweise wurde bei mir das Auto automatisch bei meinem Freund mitversichert, obwohl ich weder seinen Namen noch seine kennitala angegeben hatte - wir haben allerdings mehrere Versicherungen beim selben Versicherer abgeschlossen, und deswegen lief die Versicherung offenbar direkt über ihn (er bekam auch die Rechnung!).
2) Der Zoll hat sich mein Fahrzeug nicht angeschaut.
3) Mir wurde kein Tüv angerechnet (hatte noch 1 Jahr), und ich glaube auch nicht, dass das geht, weil ohne skráningarskoðun das Auto meines Wissens nicht angemeldet wird.
4) Deine PN wird ausführlich am Wochenende beantwortet :)
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Re: Bericht: Auto nach Island importieren

Beitrag von Iðunn » Sa 13. Jul 2013, 20:17

Kurzer Nachschlag:

Umferðastofa gibt die Zulassungsbescheinigung Teil I und II definitiv nach der Ummeldung nicht mehr heraus! Was es allerdings gibt, ist eine Kopie der afskráningarbeiðni (Abmeldungsbescheinigung, die von Umferðastofa auch an das KFZ-Bundesamt geschickt wird). Wenn man (wie ich) kein deutsches Exportkennzeichen hatte, dann kann man mit der Kopie zu seiner deutschen KFZ-Zulassungsstelle gehen... Das beschleuningt die Abmeldung des Autos in Deutschland.

Ich hoffe, das hilft denjenigen weiter, die Interesse an einem Export ihres Wagens nach Island haben.
afh
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Re: Bericht: Auto nach Island importieren

Beitrag von afh » Sa 19. Dez 2020, 09:14

Ich habe gerade das gleiche versucht wie Iðunn - und es ist bei mir komplett schief gegangen, der Zoll besteht darauf, dass ich das Auto verzolle und richtig importiere. Grund: Ich musste mich hier anmelden und eine Kennitala beantragen, weil ich länger als 6 Monate hier bleibe (so meine Uni und das Einwohnermeldeamt). Damit zitiert der Zoll jetzt, dass ich hier "dauerhaften Wohnsitz" habe und somit nicht mehr unter die Bedingungen für den vorübergehenden Import falle.

Falls jemand anderem Ähnliches passiert sein sollte, freue ich mich über Hinweise.

Ansonsten hilft diese Info vielleicht anderen weiter. Ist ein sehr teurer Spaß, vor allem wenn der Zoll das mitten im Winter und kurz vor Weihnachten und in Corona-Zeiten bemerkt.
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