Wie bekannt war diesen Winter alles anders: Die Norröna machte erstmalig Winterpause und fuhr erst letzten Mittwoch (22.03.) wieder.
Pünktlich zur ersten Tour kam dann ein richtiger Wintereinbruch.
Ich verfolge den lokalen Wetterbericht täglich und akribisch, jedoch mit der Erfahrung dass die Veðurstofa mehr würfelt als wissenschaftlich fundierte Aussagen trifft. Da ich derzeit täglich beruflich in Seyðisfjörður zu tun habe, war ich an besagtem Dienstag dann doch etwas überrascht, dass die Fjarðarheiði schon am Morgen gesperrt war - im Tal herunten war das Wetter noch durchaus passabel. Später war ich dann froh, dass der Pass schon so früh gesperrt wurde - ansonsten wäre auch ich in dem schönen Ort "gefangen" gewesen.
Am Mittwoch wurde das Wetter dann merklich besser, aber die Straße war immer noch gesperrt. Ich musste aber zur Fähre, einen Freund dort abliefern. Das verursacht dann doch einen etwas erhöhten Stresslevel. Ein Anruf bei Vegagerðin beruhigte etwas, es wird wie am Vortag versucht im Konvoi über den Pass zu fahren: Vorne weg der Schneepflug, in der Mitte die Björgunarsveitin (Rettungsmannschaft) mit dem Super-Jeep, und hinten als Schlusslicht ein Vegagerðin Fahrzeug.
Ein Anruf bei der Smyril-Line schafft mehr Zeitpolster, die Fähre legt später ab.
Der erste Konvoi von Egilsstaðir nach Seyðisfjörður war dann für 15:00 angesagt, rund 10 Minuten später kam dann auch Vegagerðin. Es warteten etwa 15 Fahrzeuge vor dem Sperr-Schranken, 2 Blue Water LKW ganz vorne.
Alle Fahrer wurden einzeln der Reihe nach instruiert, dicht beim Vordermann zu bleiben, Nebel-Schlussleuchte und Warnblinkanlage zu aktivieren - und es wurden die Fahrzeuge kurz auf Winter-Tauglichkeit geprüft.
Irgendwann gegen kurz vor 16:00 ging es dann tatsächlich los. Im Tal herunten war es kaum noch windig, aber weiter oben war es doch noch sehr stürmisch. Die Sichtweite betrug teilweise weniger als 5m - man war froh über die Warnblinker des Fahrzeuges welchem man folgte.
Die Überfahrt nach Seyðisfjörður war dann auch kein Problem, und ich hatte durchaus ein Grinsen im Gesicht als ich die ganzen warteten Fahrzeuge im Ort drüben sah. Nur blöd - ich musste doch auch wieder retour, und den Konvoi durfte ich nicht verpassen. Also brav in die Schlange eingeordnet...
Die Rückfahrt nach Egilsstaðir war dann nicht so entspannt. Einige Fahrzeuge wurden aussortiert - zu hoch, sprich zu gefährlich bei dem Wind. Und einige Fahrer haben sich selber aussortiert - eine Weise Entscheidung, seine eigenen Grenzen sollte man in solchem Wetter nicht überschreiten.
Retour wurde jeder Konvoi auf rund 20 Fahrzeuge beschränkt, und obwohl wieder alle Fahrer einzeln instruiert wurden, klappte das überhaupt nicht. Viele Fahrer ließen zu großen Abstand zum Fahrzeug vor ihnen, und so brach die Kette mehrmals. Ohne erkennbares blinkendes Licht als Orientierungshilfe war man dann in einer weißen sich schnell bewegenden Wand gefangen. Vegagerðin hatte die Sache aber unter Kontrolle, und wartete immer wieder sodass der Konvoi wieder eine kompakten Kette bildete.
Alles in allem dauerte die Hin- und Rückfahrt für mich ziemlich genau 4,5 Stunden - wobei natürlich viel gewartet werden musste. Selbstverständlich hatte ich mein Fahrzeug vorher zu 101% voll getankt, und für den Notfall Schneeanzug, Wolldecke und Schlafsack im Auto.
So kann Winter hier in Island sein - und das ist keine Ausnahme, sondern sehr oft eher die Regel!
Noch ein Wort zur Winterpause der Fähre:
Dies mag für Smyril-Line wohl wirtschaftlicher sein, bereitet aber für Reisende sowie in Island wohnhafte Europäer durchaus auch logistische Probleme.
Ein Arbeitskollege beispielsweise musste mit seinem in Europa zugelassenen Auto wieder aufs Festland fahren, da die Erlaubnis ohne Fahrzeug-Import ja nur für 12 Monate gilt. Da die Fähre aber nicht fuhr, bekam er eine Sondergenemigung vom Zoll - allerdings mit der Auflage, gleich mit der ersten Fähre am 22.03. das Land zu verlassen. Er war durchaus angespannt, als es zu Mittag immer noch nicht ganz klar war ob er zur und mit der Fähre fahren kann oder nicht...

(vom Konvoi sieht man wenig, und das war keineswegs der winterlichste Moment)