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Kleiner Einblick ins Gesundheitssystem

Verfasst: Mi 5. Jan 2011, 11:12
von greulix
Hallo zusammen,

ich bin auf einen ganz netten Bericht über einen Island-Aufenthalt mit Praktikum in einer Apotheke in Siglufjördur gestoßen. Der Bericht gibt einen kleinen Einblick ins isländische Gesundheitssystem.
http://www.pharmazeutische-zeitung.de/i ... p?id=36314

Viel Spaß beim Lesen!
greulix

Re: Kleiner Einblick ins Gesundheitssystem

Verfasst: Mi 5. Jan 2011, 16:09
von Monique
Danke für den Tipp, der Beitrag gibt tatsächlich einen kleinen Einblick. Allerdings vermute ich mal, dass sie sich bei dem 4%-Beitrag vertan hat - der ist für die Rentenversicherung. Die Krankenversicherung wird meines Wissens über die Einkommenssteuer finanziert. Die Rezeptabgabe in Tüten war auch für mich damals neu, ebenso, dass für den Apothekenbesuch die Kenntnis der isländischen Zahlen ganz sinnvoll sein kann - ich habe in einer Apotheke in Rvk mal ne Nummer bekommen und als mein Rezept fertig bearbeitet war, wurde die Nummer aufgerufen. Ganz praktisch allerdings finde ich, dass Rezepte zentral im Computer gespeichert werden. So konnte ich ein Rezept vom Arzt in Klaustur auch in Reykjavík einlösen und musste dazu nur meine Kennitala sagen.

Wer in Deutschland über die Praxisgebühr stöhnt, ändert das, sobald er in Island zum Arzt geht ;) . Dort wird bei jedem Arztbesuch eine Gebühr fällig. Für normale Arztbesuche zahlt man als in Island Krankenversicherter 1.000 isk. Kommt man als Tourist, sind es 4.000 isk. Das waren zumindest die Preise bis Jan 2010.

Wer für längere Zeit zum Arbeiten nach Island geht, sollte unbedingt die Bescheinigung E104, ausgestellt von der bisherigen Krankenkasse in Deutschland, mitnehmen und zusammen mit der Beantragung der Kennitala abgeben. Damit hat man dann direkt Anspruch auf Leistung der isl. Krankenversicherung, ist also durchgehend versichert. Ohne Vorlage des Formulars müsste man erst 6 Monate arbeiten, wenn ich das richtig in Erinnerung habe (bin mir aber nicht ganz sicher).

Monique

Re: Kleiner Einblick ins Gesundheitssystem

Verfasst: Mi 5. Jan 2011, 18:33
von Andi Schönberger
Monique hat geschrieben:Wer in Deutschland über die Praxisgebühr stöhnt, ändert das, sobald er in Island zum Arzt geht ;)
Ganz kann ich das nicht unterschreiben :)

Hab da einmal ziemlich dringend professionelle Hilfe gebraucht um meine Lippe wieder zusammen zu nähen

1stens war ich überrascht dass in Olafsvik ein ziemlich vertrauensnwürdiges Krankenhaus plötzlich da war
2 tens die Wartezeit bis ich am "OP Tisch" gelegen bin ca 5 Minuten betrug. Weil sonst niemand da war :)
das ganze dann etwa 40,-- EUR gekostet hat und ziemlich viel Spass mit dem Onkel Doktor hatte

alles ziemlich unbürokratisch, schnell und professionell

Die Nähte in Rekjavik wieder entfernen zu lassen war da schon eher ein Spiessrutenlauf zwischen Krankenhäusern. Aber billig fand ichs dann mit 50,-- EUR trotzdem.

Die Krankenhäuser hatten eigentlich keine Ambullanz, ausser für Notfälle. War dann irgendwo bei einem normalen Arzt

LG Andi

Re: Kleiner Einblick ins Gesundheitssystem

Verfasst: Mi 5. Jan 2011, 19:34
von mánaljós
Ich war bisher zweimal beim Dok auf Island, um meine Trekkingwunden versorgen zu lassen. Ich habe 2007 in Vík nur ISK 700 für den Arztbesuch bezahlt (kostenlos dazu gab es eine Wundpflegecreme) und 2008 in Húsavik ISK 1000, und alles war unbürokratisch. Einmal habe ich meine Europäische Versicherungskarte vorgelegt, und das andere Mal hatte ich gar nichts dabei, nicht mal einen Personalausweis. Alles kein Problem. Die Ausgabe von Medikamenten war wie im Bericht geschrieben - längere Wartezeit, beschriftete Papiertüte, übrigens ganz ähnlich wie in den USA. Habe ISK 1600 für Antibiotika bezahlt.
Der Bericht war auf jeden Fall sehr interessant zu lesen!

Re: Kleiner Einblick ins Gesundheitssystem

Verfasst: Mi 5. Jan 2011, 19:34
von lena
Andi Schönberger hat geschrieben:Die Nähte in Rekjavik wieder entfernen zu lassen war da schon eher ein Spiessrutenlauf zwischen Krankenhäusern.
Das Landspítalinn ist ja über mehrere Standorte verteilt. Wo mußtest du zum Fädenziehen an der Lippe denn letztendlich hin? Fossvogur?
Besser wird das, wenn das - natürlich nicht unumstrittene - Bauprojekt "Nýr Landspítali" irgendwann umgesetzt ist. Man darf gespannt sein.

Re: Kleiner Einblick ins Gesundheitssystem

Verfasst: Do 17. Feb 2011, 17:04
von Michel
Es ist schon sehr interessant, was es für Unterschiede in den Gesundheitssystemen gibt... Wenn man mal Deutschland, USA und Island verlgeicht! Verrückt!

Re: Kleiner Einblick ins Gesundheitssystem

Verfasst: Do 17. Feb 2011, 18:29
von Peturvilhjalmur
Es hat mich sehr gefreut, einen derartigen Einblick in einen Teil des isländischen Gesundheitssystems zu bekommen. Ich fand den Bericht sehr interessant, zumal ich auch schon 2x Siglufjördur einen Besuch abgestattet habe. Zum Glück brauchte ich bei meinen mittlerweile 10 Aufenthalten seit 1997 keinen Gebrauch vom isländischen Gesundheitswesen machen. Das östlichste Krankenhaus in Neskaupstadur habe ich zumindest von außen einmal besichtigen können. Wunderbare Lage, aber drin liegen möchte ich deswegen nicht.
Peturvilhjalmur

Re: Kleiner Einblick ins Gesundheitssystem

Verfasst: Fr 28. Aug 2020, 09:03
von Jamie
Hi mánaljós, weißt du zufällig noch wie der Arzt in Vik hieß? Der Beitrag ist zwar schon ein paar Jahre her, aber ich dachte ich versuche es mal.

Ich finde es allgemein sehr schwierig in Island Ärzte in kleineren Dörfern ausfindig zu machen. Ich war zwar schon mal in Vik, aber da habe ich noch keinen Gedanken dran verschwendet mal zu schauen wo dort ein Arzt verortet ist.

Allgemein geht es mir einfach um die Medikation die ich derzeit in Deutschland habe und die Frage, ob sich sowas problemlos in Island durch den Hausarzt weiterführen lässt. Wie ich weiß, ist ein Rezept für die Pille bspw vom Hausarzt ausstellbar. Was mich zu der Annahme bringt, dass man nicht für alles einen Facharzt benötigt? Eventuell kann mich da jemand aufklären.

Mich würde vor allem interessieren, wie es bspw bei Antidepressiva aussieht. Für Rezepte fast 200km nach Reykjavik zu fahren, wäre ja schon etwas heftig. Bin gespannt auf eure Erfahrungen :)

Re: Kleiner Einblick ins Gesundheitssystem

Verfasst: Fr 28. Aug 2020, 11:41
von Soulfari
Homöopathie und alternative Heilmethoden haben leider immer noch kaum Eingang in das isländische Gesundheitssystem gefunden. In Akureyri hat genau 1 Apotheke überhaupt Homöopathika, und davon nur die gängigsten in D30 :roll:
Andere Naturheilmittel/Nahrungsergänzungsmittel gibt es häufig bei Heilpraktikerinnen (heilsumeistari) in Form von amerikanischem Schneeballverkaufssystem :roll: :roll:

Vor 3 Jahren war die Gebühr für Arztbesuch 1200 ikr, habe die Preisentwicklung seither nicht weiter verfolgen müssen.

Auch die Krankenhäuser sparen zunehmend. 2015/16 bekam ich bei einer Reihe heikler Injektionen nach jeder Spritze noch einen Kaffee + Kleina. Seit Ende 2017 nix mehr.

Interessant auch die Kosten für Krankenhaus(not)behandlung. Wird man ambulant behandelt und wieder heimgeschickt, zahlt man volle Kanne (z.B. über 9000 ikr für Blasenentzündung: Urinprobe und Rezept für Antibiotikum). Wird man über Nacht drinbehalten, zahlt die Krankenversicherung voll.


Und ganz schlimm finde ich, dass man (außerhalb der Hauptstadt) keine Akutbehandlung bei Zahnschmerzen bekommt, Dadurch habe ich gerade einen Zahn verloren, der ohne unnötige monatelange Warterei auf einen Termin noch zu retten gewesen wäre :twisted:

Re: Kleiner Einblick ins Gesundheitssystem

Verfasst: Fr 28. Aug 2020, 11:46
von Soulfari
Jamie hat geschrieben:
Fr 28. Aug 2020, 09:03

Allgemein geht es mir einfach um die Medikation die ich derzeit in Deutschland habe und die Frage, ob sich sowas problemlos in Island durch den Hausarzt weiterführen lässt. Wie ich weiß, ist ein Rezept für die Pille bspw vom Hausarzt ausstellbar. Was mich zu der Annahme bringt, dass man nicht für alles einen Facharzt benötigt? Eventuell kann mich da jemand aufklären.

Mich würde vor allem interessieren, wie es bspw bei Antidepressiva aussieht. Für Rezepte fast 200km nach Reykjavik zu fahren, wäre ja schon etwas heftig. Bin gespannt auf eure Erfahrungen :)
Meinst du jetzt eine Verordnung von deinem deutschen Hausarzt, die für den Urlaubsaufenthalt gilt? Oder bist du länger hier, im isländischen System und brauchst Medikamente von einem isländischen Hausarzt?

Manche Rezepte für Dauermedikation stellt erstmalig der Arzt aus, werden dann aber auch von der "Krankenschwester" (hjúkrunarfræðingur) verlängert - zumindest sofern man krankheitsbedingt vom Pflegedienst versorgt wird.
Wenn du Medikkamente wie z.B. Insulin oder Steroide für deinen Aufenthalt brauchst, kannst du die auch von D mit Bestätigung von deinem deutschen Arzt mitbringen.