Walfang

Bedrohungen und Maßnahmen zum Schutz der isländischen Natur.
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Monique
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Re: Walfang

Beitrag von Monique » Sa 30. Apr 2011, 21:16

Werner, wir hatten uns auf der Fähre mit ein paar Färingern unterhalten. Die meinten, dass sie ihr Walfleisch momentan nicht mehr essen würden (also kein neues), da das Wasser eine starke Verunreinigung aufzeigen würde und die Wale dementsprechend belastet und auch "verunreinigt" wären. Kannst du dazu was sagen?

Monique
Peturvilhjalmur
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Re: Walfang

Beitrag von Peturvilhjalmur » Sa 30. Apr 2011, 22:18

Liebe Monique,
ich habe bereits vor einigen Jahren von einer eingehenden Untersuchung der Universität Kopenhagen gehört und gelesen, wonach u.a. die Quecksilberbelastung des Fleisches, der hauptsächlich im Bereich der Färöer gefangenen bzw. erlegten Grindwale so hoch ist, daß dringend davon abgeraten wurde, dieses zu essen. Insbesondere sollten Frauen im gebärfähigen Alter bis zum Eintritt der Menopause überhaupt kein Walfleisch essen, ebenso Kinder. Man hat bei Kindern über eine längere Zeit festgestellt, daß Kinder, die Walfleisch zu essen bekamen, signifikante d.h. deutlich merkbare Fehlleistungen im mathematischen Bereich hatten, im Vergleich zu Kindern, die überhaupt kein Walfleisch zu essen bekamen. Wie ich 2002 anlässlich eines Grindwaltraps sowohl in Fuglafjördur als auch in Klaksvik beobachten konnte, wurde damals das Walfleisch am darauffolgenden Tag gleichmäßig verteilt unter Aufsicht eines Vormannes. Schon damals wurde empfohlen, daß nur noch Männer höchstens 1x im Monat Walfleisch essen sollten. Als Endglied in der Nahrungskette ist der Wal aufgrund der Fähigkeit, große Energie in seinem Blubber - dem Walspeck, der direkt unter der Haut sitzt - zu speichern und damit auch als Hauptspeicher für Nahrungsgifte anzusehen. Dort lagern sich daher auch sehr viele Gifte aus der Industrieproduktion an. Ebenso im Muskelfleisch und den Innereien. Es ist also ein sehr zweifelhaftes "Vergnügen", dieses Fleisch zu essen, wenn man weiß, welche Folgen dieser Genuss auf längeren Zeitraum haben kann. Auf der Rückfahrt von Ísland mit der Norröna Ende September im vergangenen Jahr, wurde am Buffet Walfleisch angeboten. Meine beiden Begleiter aus Braunschweig hatten aus Unkenntnis das dunkle Fleisch auf den Teller geladen. Ich habe zunächst nichts gesagt, aber nachdem sie die Teller von sich schoben, fragte ich, was los sei. Sie sagten es würde ihnen nicht schmecken, da ein leichter Trangeschmack spürbar sei. Sie dachten zunächst, es sei Ochsenfleisch, als sie es noch nicht probiert hatten. Ich sagte ihnen, daß es sich um Walfleisch handeln würde. Ich selbst esse aus Prinzip kein Walfleisch.
Über die Sinnhaftigkeit des Walfanges im Vergleich zum whale-watching möchte und brauche ich mich nicht auszulassen.
Peturvilhjalmur
WERner

Re: Walfang

Beitrag von WERner » Sa 30. Apr 2011, 23:20

Dem hab ich eigentlich nichts hinzuzufügen....ausser das diese Warnung für die Grindwale der Faröer gilt und nicht für das Zwergwal-Fleisch hier aus Island nach meinem Kenntniss-Stand. Auch Fische die um die Faröer gefangen werden, besonders fettreiche Fische (Hering z.B.) sind stärker belastet, aber NOCH im Grenzbereich der EU-Norm.

:arrow: http://de.wikipedia.org/wiki/Grindwal
Wie bei vielen anderen Walen stellt auch für den Bestand der Grindwale die Verschmutzung der Meere die Hauptbelastung dar. Da sie an der Spitze der Nahrungskette stehen, reichern sich in der Muskulatur und der Leber sowie in den Nieren Schwermetalle wie Quecksilber, Blei oder Kadmium an. In der Speckschicht kommt es vor allem zu Einlagerungen von fettlöslichen Umweltgiften wie polychlorierten Biphenylen (PCB) oder (mittlerweile abnehmend) Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT) und dessen Abbauprodukt Dichlordiphenyldichlorethen (DDE). Am 28. November 2008 berichtete das Wissenschaftsmagazin New Scientist, dass die Gesundheitsbehörde der Färöer dazu aufgerufen hat, ab sofort kein Fleisch von Grindwalen mehr zu verzehren, da es aufgrund der hohen Konzentration an Giftstoffen nicht für den menschlichen Verzehr geeignet ist.[1
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Monique
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Re: Walfang

Beitrag von Monique » So 1. Mai 2011, 00:21

Danke für die Infos.
MartinB
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Re: Walfang

Beitrag von MartinB » So 1. Mai 2011, 11:42

Wenn Walfleisch "tranig" scheckt, ist es wohl nicht (mehr) die beste Qualität ...

Die Grindwale, die von den Färingern geschlachtet werden, sind schon seit sehr vielen Jahren stark mit Schwermetallen (nicht nur mit Quecksilber) belastet. Ich bin bei meinem Färöer-Aufenthalt 1993 mit Einheimischen (auch) zu dem Thema ins Gespräch gekommen, als ich mir das "Auf-den-Strand-treiben" und Schlachten aus der Nähe angeschaut habe. Unter den Giften, die fast ausschließlich von den Industrienationen incl. Deutschland stammen, leiden übrigens nicht nur die Menschen, die Walfleisch essen, sondern auch die Tiere. Neben den damit verbundenen Krankheiten kann man wohl davon ausgehen, dass die Bestände durch giftbedingte Unfruchtbarkeit stärker belastet werden, als durch die Jagd. Walschutz kann man also auch gut von zu Hause aus betreiben - auch jenseits von Boykott-Kampagnen. Oder vielleicht durch eine Thunfisch-Boykott-Kampagne?

Ich selbst habe zum Walfang eine sehr differenzierte Haltung. Grob formuliert: Großwale sind für mich völlig tabu. Kleinwaljagd durch die traditionellen Jäger finde ich - sofern die Wale nicht in der Fischmehlfabrik landen - nicht schlimmer als das Schlachten von industriell gehaltenen "Nutztieren" in industriellen Schlachthöfen.
BEH
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Re: Walfang

Beitrag von BEH » So 1. Mai 2011, 14:07

Hallo Martin, deine Haltung ist für Isländer wohl durchaus akzeptabel, doch in den anstehenden Verhandlungen Islands mit der EU ist das Thema Walfang noch ein Stolperstein wegen der restrikten Haltung der EU zu dem Thema. Vor einige Tage traf ich auf einem Empfang eine Isländerin in einem Pelzmantel von Seehunden. Ihr protesthaftes Statement : "Ich lasse mir doch nicht von Leuten aus der EU sagen, dass ich keinen solchen Pelz tragen dürfe." Das ist wohl ein Kernsatz der auf mehrere Bereich übertragen werden kann und die vorherrschende Skepsis wiederspiegelt.

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