Wird Island zu populär?

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Whaligoe
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Re: Wird Island zu populär?

Beitrag von Whaligoe » Sa 11. Jul 2015, 12:02

Hallo Foris

Seit längerer Zeit lese ich still mit, habe mich angemeldet da wir nächstes Jahr 2016 eine 3-wöchige Islandreise in einem Camper planen. Als Skandinavien-Fans, Naturfreunde und Hobbyfotograf freuen wir uns wahnsinnig auf dieses wunderschöne Land :D Dank diesem sehr informativen und kompetenten Forum habe ich schon sehr viele Informationen und Tipps sammeln können. Wenn der Plan konkreter wird, komme ich dann sicher auch mit der einen oder anderen Frage auf euch zu ;)

Aufgrund diesem Post:
Fundstück aus dem Netz. Wenn man sich das so durchliest, wird einem ganz mulmig beim Gedanken an die Restriktionen, die auf Grund solcher Veröffentlichungen kommen werden :-(
http://passionpassport.com/8-tips-ultim ... road-trip/
bin ich u.a. auf diese Seiten gestossen, wo dieses "Law of Survival" fast mit identischen Worten angepriesen wird :shock:

https://guidetoiceland.is/connect-with- ... in-iceland
http://www.iceland24blog.com/2013/11/ca ... rhome.html

Was mich nun irritiert ist dass diese Seiten aus Island selber stammen? ev. sogar von einer Camperverleih-Firma selber :o
Sollten die Isländer ihre eigenen Gesetze nicht besser kennen? Oder gehts denen einfach nur ums Geld?

Aufgrund solcher Artikel ärgere ich mich wirklich, dass wir nicht schon viele Jahre früher auf diese wunderbare Insel gekommen sind!

Whaligoe
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ExilBayer
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Re: Wird Island zu populär?

Beitrag von ExilBayer » Sa 11. Jul 2015, 12:28

Blacky hat geschrieben:Auch in Ländern mit Baumbestand wird es ab einer bestimmten Menge zum Problem, wenn da überall hingekackt wird. Ausserdem ist auch nicht der fehlenden Wald das große Problem auf Island, sondern dass sich organische Abfälle nur extrem langsam zersetzen.
Letzteres liegt aber an dem fehlenden Wald.

Island hatte einen Laubwald, und in einem Laubwald gibt es jedes Jahr im Herbst eine riesige Menge organische Abfälle - und deswegen auch Tiere und Pflanzen die davon leben so etwas schnell zu zersetzen.

Blacky hat geschrieben:Auch in Länder die eine Art von Jedermansrecht haben, finden es die Anwohner nicht lustig, wenn direkt neben fremden Häusern oder quasi im Vorgarten campiert wird
Das nicht, aber es gibt genug legale Optionen.

Blacky hat geschrieben:Schön dass es woanders kostenlose Campingplätze gibt. Faktisch "erkauft" man sich diese aber häufig mit Permits und Eintrittsgeldern in die Natur.
Nicht in den von tuxor genannten Ländern - da ist der freie Zutritt in die Natur ein Recht.

In Island würde so etwas sicher deutlich weniger kosten als die jährlichen Zins- und Tilgungszahlungen und laufenden Kosten für das Konzerthaus.
Blacky hat geschrieben:Da ist es ja wohl jedem zuzumuten, diese paar Kronen locker zu machen
Wenn ein Land ganz gross mit "unberührte Natur" beworben wird, dann erwartet ein armer Student nicht eine dreistellige Euro-Summe für Campingplätze ausgeben zu müssen.

Die einzige konstruktive Lösung sind kostenlose Campingmöglichkeiten mit Plumpsklo und ohne Strom oder Wasserhahn.
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lena
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Re: Wird Island zu populär?

Beitrag von lena » Sa 11. Jul 2015, 12:38

ExilBayer hat geschrieben:Wenn ein Land ganz gross mit "unberührte Natur" beworben wird, dann erwartet ein armer Student nicht eine dreistellige Euro-Summe für Campingplätze ausgeben zu müssen.
Der "arme Student" aus Mitteleuropa oder Nordamerika ist gewohnt überall fürs Übernachten blechen zu müssen, außer er tut irgendwo jemanden auf, der ihm eine Couch überläßt oder ähnliches. Das ist in Island nicht anders. Der arme Student sollte als Student auch in der Lage sein, sich über so grundlegende Sachen zu informieren. Eine Woche Camping in Island ist immer noch deutlich billiger als eine Woche Hostel in London, Paris oder Berlin.
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Tobi
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Re: Wird Island zu populär?

Beitrag von Tobi » Sa 11. Jul 2015, 12:51

ExilBayer hat geschrieben: Wenn ein Land ganz gross mit "unberührte Natur" beworben wird, dann erwartet ein armer Student nicht eine dreistellige Euro-Summe für Campingplätze ausgeben zu müssen.
Dann muss der Student sich halt ein anderes Reiseziel aussuchen. Aber mal im ernst. Camping ist in Island wirklich günstig und die paar Groschen sollten keinem weh tun. Wenn das ein grosses Problem ist sollte man besser zu Hause im Garten campen.
ExilBayer hat geschrieben: Die einzige konstruktive Lösung sind kostenlose Campingmöglichkeiten mit Plumpsklo und ohne Strom oder Wasserhahn.
Poste doch mal ein Bild von deiner kostenlosen Campingmöglichkeit inkl. Plumpsklo das du in deiner Heimat für Touristen kostenlos bereitstellst.
tuxor
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Re: Wird Island zu populär?

Beitrag von tuxor » Sa 11. Jul 2015, 12:52

Ich habe mal recherchiert, woher dieses "Law of Survival" ursprünglich stammen könnte. In seriösen Reiseführern zu Island steht in der Regel ausdrücklich, dass es kein "Jedermannsrecht" gibt. Oft wird aber darauf hingewiesen, dass wildes Campieren (auch mit "Carhome") vielerorts geduldet ist, obwohl es "offiziell" nicht erlaubt ist. Dann folgen in der Regel jede Menge Tipps, wie viele Zelte oder Wohnmobile man für wie lange wo aufstellen "kann" und welches Verhalten man zeigen sollte, wenn man keinen Ärger fürs Wildcampen (das ja eigentlich "offiziell" nicht erlaubt ist) bekommen will.

Sowas habe ich in anderen westlichen Ländern noch nicht gehört. Entweder Wildzelten ist ausdrücklich erlaubt oder es ist ausdrücklich verboten und in letzterem Fall raten einem alle Reiseführer auch ausdrücklich davon ab. In Island wird aber in jedem Reiseführer ein Trara darum gemacht, ob es nun geht oder nicht. Es wird nie ausdrücklich gesagt, dass es "verboten" ist, sondern immer nur, dass es "offiziell nicht erlaubt" ist. So konnte ich auch noch nicht herausfinden, ob es in Island ein Gesetz gibt, dass Wildcampen in der einen oder anderen Form regelt.

Außerdem findet man solche völlig absurden "Quellen": http://www.ingrids-reisewelt.de/reisefo ... eadid=6850 Hier wird (2005 wohl gemerkt) gefragt, ob in Island (und anderen Ländern) Wildzelten erlaubt ist. Die Antwort lautet: "auf Island ist wildes Campen, auch mit Camper, erlaubt. Selbst ausprobiert!!". Weiter unten weist jemand darauf hin, dass man in Island wild zelten kann (!), er habe das selbst bereits getan. Man solle nur Rücksicht auf die Natur nehmen.

Fazit: Entweder weiß niemand wirklich, ob Wildzelten in Island verboten ist, oder die Wissenden behalten es für sich. Im Gegenteil wird überall seit ewigen Zeiten explizit darauf hingewiesen, dass man wild zelten "kann". An manchen Stellen wird daraus sogar geschlossen, dass es "erlaubt" ist. Andernorts heißt es, es sei "nicht mehr" erlaubt, aber geduldet. Nirgends wird auch nur einmal auf irgendein geltendes Gesetz verwiesen.
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marled
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Re: Wird Island zu populär?

Beitrag von marled » Sa 11. Jul 2015, 12:54

Exilbayer, das kann doch wohl nicht dein Ernst sein, dass ein "armer" Student, der in der Lage ist, für im Schnitt 400 € einen Flug zu buchen und einen Leihwagen oder Bus bezahlen zu können, nicht in der Lage sein sollte, während seines Aufenthaltes 100 € für Campingplätze zu bezahlen, die Wasser und Entsorgung der menschlichen Abfälle zur Verfügung stellt?
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Re: Wird Island zu populär?

Beitrag von ExilBayer » Sa 11. Jul 2015, 12:55

lena hat geschrieben:Eine Woche Camping in Island ist immer noch deutlich billiger als eine Woche Hostel in London, Paris oder Berlin.
Eine Woche Hostel in Berlin kostet 75 Euro.
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Re: Wird Island zu populär?

Beitrag von marled » Sa 11. Jul 2015, 12:57

Eine befreundete Isländerin, der dieses Verhalten von Touristen (aktuell der Gruppe im MBLBeitrag) auch nicht gefällt, wird mal recherchieren, woher das stammt. Ich werde dann hier berichten.
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Blacky
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Re: Wird Island zu populär?

Beitrag von Blacky » Sa 11. Jul 2015, 12:58

ExilBayer hat geschrieben:
Blacky hat geschrieben:Auch in Ländern mit Baumbestand wird es ab einer bestimmten Menge zum Problem, wenn da überall hingekackt wird. Ausserdem ist auch nicht der fehlenden Wald das große Problem auf Island, sondern dass sich organische Abfälle nur extrem langsam zersetzen.
Letzteres liegt aber an dem fehlenden Wald.


Island hatte einen Laubwald, und in einem Laubwald gibt es jedes Jahr im Herbst eine riesige Menge organische Abfälle - und deswegen auch Tiere und Pflanzen die davon leben so etwas schnell zu zersetzen.

Jein. Ganz besonders sind dafür auch die wenigen Mikroorganismen im Boden verantwortlich und das liegt schlichtweg am Klima.


ExilBayer hat geschrieben:
Blacky hat geschrieben:Auch in Länder die eine Art von Jedermansrecht haben, finden es die Anwohner nicht lustig, wenn direkt neben fremden Häusern oder quasi im Vorgarten campiert wird
Das nicht, aber es gibt genug legale Optionen.
Die gibt es auch auf Island. Wir reden hier aber im Wesentlichen von Gruppen die in Parkhäusern übernachten und Campern (die im Regelfall noch nicht einmal eine Toilette an Bord haben), die vorhandene Campingplätze einfach nicht anfahren, sondern eine Art Dauercamping machen und von Leuten, die alles vollscheißen.
Kurze Anekdote zur Zersetzung von Abfällen: Ich habe mal in den Ostfjorden gesehen, wie jmd. Möhren geschält hat und die Schalen ins Gebüsch geschnippt hat. Eigentlich kein Problem, würde ich in Mitteleuropa vermutlich ähnlich machen. Ein Jahr später war ich wieder auf dem selben Platz. Überraschung: Die Möhrenschalen waren noch da. Und jetzt bitte nicht: "Sind die Isländer doch selber schuld, dass sie vor 1000 Jahren ihren Wald abgeholzt haben." Die Situation ist so wie sie ist. Und egal ob es in so einer fragilen arktischen Umgebung wie auf Island oder irgendwo anders ist: Man kackt nicht einfach irgendwo hin. Wer Probleme damit hat, kann sich ja mal "How to shit in the woods" anschaffen. Da ist erklärt, wie man sein Geschäft so erledigt, dass es nicht stört. Auch in diesem Forum gibt es mindestens einen Faden dazu.

ExilBayer hat geschrieben:
Blacky hat geschrieben:Schön dass es woanders kostenlose Campingplätze gibt. Faktisch "erkauft" man sich diese aber häufig mit Permits und Eintrittsgeldern in die Natur.
Nicht in den von tuxor genannten Ländern - da ist der freie Zutritt in die Natur ein Recht.
Du hast auch auf Island das Recht auf freien Zutritt zur Natur. Noch. Es ist aber auch ein Recht, das auch Verpflichtungen mit sich bringt. Und weil auch in den skandinavischen Ländern immer mehr Leute nur ihr vermeintliches Recht in Anspruch nehmen und nicht auf die Bedingungen, die damit verbunden sind achten, wird besonders in Schweden das Jedermannsrecht zunehmend zur Diskussion gestellt.
ExilBayer hat geschrieben:
Blacky hat geschrieben:Da ist es ja wohl jedem zuzumuten, diese paar Kronen locker zu machen
Wenn ein Land ganz gross mit "unberührte Natur" beworben wird, dann erwartet ein armer Student nicht eine dreistellige Euro-Summe für Campingplätze ausgeben zu müssen.
Die ersten Male, die ich auf Island war, war ich Studentin. (Lustigerweise hatte ich damals rückblickend mehr Geld zur freien Verfügung als heute.) Und das war noch als Island bedeutend teurer war als heute. Ich bin in der Vorsaison mit der Fähre gefahren, habe Campingplätze genutzt und habe im wesentlichen von Tütensuppen und Keksen gelebt. Superjeep-Tours, Gletscherbesteigungen, Reittouren usw. habe ich dann halt einfach ausgelassen.
Später konnte ich dann die ersten Wandertouren machen. Je nach Tour darf und muss man wild campen, bei anderen macht man dann halt die paar € für den Platz locker. Die isländischen Plätze sind günstig, vergleich das mal mit dt., französischen oder italienischen Preisen.

Davon abgesehen: Wenn ich in ein Land mit unberührter Natur reise, wüsste ich beim besten Willen nicht warum ich daraus ableiten sollte, dass ich dort alles umsonst hinterher geschmissen bekomme. Stellte auch nur jeder 100. der 1,3 Millionen Touristen sein Zelt abseits der Zeltplätze auf, dann wäre es das nämlich mit "unberührter Natur" gewesen.
Und es gibt ja durchaus auch die kostenlosen Möglichkeiten. Aber die mal so kurzerhand einzufordern für z.B. "arme Studenten". Also bitte.
Wer sich den Flug leisten kann, der sollte auch 5-10€ pro Nacht für Übernachtungen haben (zumal diese ja, wie gesagt, nicht immer fällig werden.) Wer das nicht hat, der muss sich eben auch mal eine Reise verkneifen.
Ich wäre z.B. dieses Jahr gerne auf die Shetlands gefahren. Der Kassensturz hat ergeben: Geht nicht. Also bleibe ich zuhause und mache vllt. eine kleine Radtour in D.
tuxor
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Re: Wird Island zu populär?

Beitrag von tuxor » Sa 11. Jul 2015, 12:59

ExilBayer hat geschrieben:
lena hat geschrieben:Eine Woche Camping in Island ist immer noch deutlich billiger als eine Woche Hostel in London, Paris oder Berlin.
Eine Woche Hostel in Berlin kostet 75 Euro.
Neulich in Berlin gewesen: 6 Euro pro Nacht im 8-Bett-Schlafsaal bezahlt. Macht 36 Euro pro Woche (6 Übernachtungen).

Zelten in Island ist schon teuer. Meiner Meinung nach ist aber Zelten sowieso in Westeuropa keine Konkurrenz zu Hostelübernachtungen. Meiner Erfahrung nach hat beides seine Berechtigung: Zeltplätze sind bei Städteurlauben in der Regel nicht so günstig gelegen wie (selbst die günstigen) Hostels und man bezahlt oft doch recht hohe Zeltplatzgebühren, muss Zelt/Schlafsack/Isomatte bei einem Ortswechsel in der Gegend herumschleppen. Auf der anderen Seite steigen Hostelpreise enorm, wenn man sich außerhalb der großen Städte aufhält. Und dann stehen sich eben Hostel- und Campingfeeling gegenüber - eine Geschmacksfrage.
Zuletzt geändert von tuxor am Sa 11. Jul 2015, 13:04, insgesamt 1-mal geändert.

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