Reisebericht August 2013

Erfahrungsaustausch mal ausführlich.
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denbat92
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Reisebericht August 2013

Beitrag von denbat92 » Do 29. Aug 2013, 14:50

Geplant war:

1.8. Abflug
3.8. Skogar - Fimmvörðuháls
4.8. Fimmvörðuháls - Þórsmörk
5.8. Þórsmörk - Emstrur
6.8. Emstrur - Alftavatn
7.8. Alftavatn - Hrafntinusker
8.8. Hrafntinusker - Landmannalaugar
9.8.-16.8. Landmannalaugar - Geysir
18.8. Rückflug

Lief allerdings ganz anders.

1.8. - 2.8.

Der Flug lief ohne Probleme, war immerhin mein erster. Ich rede nicht von Flugproblemen, sondern meinerseits. Wurde mit der Zeit trotz Fenster echt langweilig da alles unter einer dicken Wolkendecke lag.
In Keflavik angekommen hat es sich erstmal angefühlt als ob mir ein Fischverkäufer seinen Fisch mit Wonne auf die Backe klatscht. Wurde wohl grad ein Flieger mit Fisch beladen. Im BSI-Terminal angekommen, überraschenderweise war die "Rezeption" auch nachts besetzt, Respekt. Also gleich mal den Herrn am Schalter mit Fragen gelöchert und Fresspakete abgegeben. Um 5 Uhr früh wurde es mir dann zu langweilig, eine Reykjavik-Besichtigung kann ich ja bis 16 Uhr noch machen. Wer hätte gedacht das ich von der Stadt noch viel länger was zu sehen bekomme. Dazu aber später.
Um 13 Uhr dann ein Nickerchen auf der Isomatte neben dem Terminal. Ich betone hierbei außerhalb der Hundewiese. Nach 1 Stunde Schlaf in der doch warmen Sonne und dem angenehmen Wind wurde ich dann von 5 Hunden geweckt die mir das Gesicht abgeschlabbert haben, auch mal eine Methode aufzuwachen.
Später kam der Bus und es ging zum Ausgangspunkt Skogar. Der Audioguide hinkte immer 1-2km hinterher. Sah man etwas, wurde es dann 2 Minuten später vom Guide erwähnt. Aber ist ja kein Ding. Später in Skogar das Zelt aufgeschlagen, den Wasserfall erklungen. Selbst ohne Rucksack war ich vollkommen außer Atmen, ich sollt mal echt mehr Sport machen.

3.8.

Morgens (6:30) gings dann los, wie schon zuvor strahlend blauer Himmel und keine Wolke weit und breit. Ein wundervoller aber schwerer Aufstieg für einen Nicht-Sportler mit 20Kilo extra-Gewicht hintendrauf. Fotos hier, Fotos dort.Nach gefühlten 10km kam ein Schild welches mir sagte ich sei erst 6km gelaufen, supi. Und dabei war ich schon halbtot. Die Brücke vor dem Schild war eh der Renner. Das Schild "Stairs" hat mich dazu veranlasst die Brücke zu umrunden, keine Treppe gefunden, also klettern. Als dann meine Energie echt den Bach runter ging fand ich glücklicherweise eine Mitfahrgelegenheit zu den Baldvínskáli-Hütten. Die kurze Fahrt hat mir dann wieder Energie gebracht. Also ab über die Geltscher. Am Scheideweg "Fimmvörðuháls/Basaar" dann ein Blick auf die Uhr: 13 Uhr. Mensch, da hast du ja noch Zeit! Also einen Islanänder gefragt wie weit denn Basaar noch sei. "Ca. 1-2 Stunden." Na perfekt, also bergab, und dann schaffst du die 2 Tagesetappen an einem Tag, ein Ruhetag mehr! Danach habe ich keine Isländer mehr nach der Zeit sondern nach der Kilometerzahl gefragt. Zwischendurch noch die Lava von 2010 gesehen, eine kurze Ruhepause auf dem Boden eingelegt und festgestellt das diese noch bemerkenswert warm war! Nach meiner Meinung nach sehr heftigen Abstiegen die ein Scheiß gegen den Aufstieg waren, traf ich auf 2 Kanadier, eine 30 Jährige mit ihrem Vater. Wir 3 schleppten uns dann den restlichen Weg runter durch Þórsmörk. So mancher Weg auf einem Grat war selbst mir als nicht-Höhenängstler etwas ungeheuer. Der ältere Kanadier fand neben seinem Gekeuche noch genug Atem um zu fluchen. Unten in Basaar angekommen das Problem: Wir müssen den Fluss passieren. Nur wie. Die beiden suchten dann also eine Mitfahrgelegenheit nach Husadalur, und ich nach Langidalur. Ein sehr freundlicher Isländer lies sich dann finden, er wollte uns allerdings nur vor den Fluss fahren da er schon ein paar Bier getrunken hat und ihm das Risiko zu groß war. Die beiden Kanadier abgesetzt, einen Anderen in Husadalur angerufen die beiden abzuholen, alles unentgeldlich, es war ihm ein Vergnügen. Nach ein paar interessanten Gesprächen über das Ausländerverhältnis usw. wurde ich dann vor der Brücke nach Langidalur abgesetzt. Noch ein 15 Minutenmarsch und ich war endlich da. Zelt aufgebaut, reingeschmissen und weg war ich. Das war dann 22:30. Ich bin ganze 18 Stunden gelaufen, das hätte ich nie für möglich gehalten. Zwischendurch teilweise halbtot gefühlt, beim Abstieg kurz vor Þórsmörk allerdings solche Energieschübe das ich beinahe gejoggt bin.

4.8.

Ruhetag. Platz bezahlt, gegessen, geschlafen. Später kam dann eine Französin an und baute ihr Zelt in meiner Nähe auf, ich fragte sie dann ob wir nicht abends Zur Schlucht Stakkholtsgjá laufen, sie freute sich und sagte zu. Abends ging es dann los, laut Karte war nur der uns beiden bekannte große Fluss zu passieren und die 2-3 dazwischen, in der Schlucht nichts. Beim Hinweg fanden wir ein paar nette Leute die mit dem Geländewagen durch den Fluss sind, und uns mitnahmen für die paar 20 Meter, mussten nichtmal lange warten. Dann ging es an die Suche den Eingang zur Schlucht zu finden, wir wussten trotz 2 verschiedener Karten schließlich nicht wie groß der Eingang ist. Nach mehreren "Here's the canyon! Oh, ... no it's not." haben wirs dann endlich gefunden, allerdings waren wir nicht auf die diversen Bäche vorbereitet, d.h. sie hatte normale Joggingschuhe an, und ich meine Stiefel. Und wir wollten beide trocken wieder raus. Also gings daran teilweise Steine ins Wasser zu werfen um durchzukommen und zu balancieren, sehr abenteuerlich und mit der Aussicht einfach mein Lieblingserlebnis auf dieser Reise. kurz vor einer Weggabelung dann nochmal auf die Karte geschaut und bemerkt wir seien im vollkommen falschen Canyon, konnte aber nicht sein, dann sahen wir das auf meiner Karte die Namen zweier Schluchten vertauscht waren. Diese Schlingel! Dann haben wir schließlich doch den wundervollen Wasserfall in der Schlucht entdeckt, atemberaubend! Auf dem Rückweg dann, denn ich hab ja immer soviel Glück, bin ich volle Breitseite in den Bach gefallen. Zwei angeschlagene Füßnägel, eine Fast-Platzwunde am Schienbein und ein schmerzender Knöchel. Das Schlimmste waren allerdings die nassen Schuhe. Wasserdicht sind die eben auch von Innen, da hilft wohl auch kein Goretex mehr. Dann gings zurück, nochmal einen Ruhetag einlegen zum Schuhetrocknen. Dafür habe ich mich dann von der Französin bemuttern lassen, sehr angenehm.

5.8.

Ruhetag

6.8.

Mit zwei Hamburgern die ich am vorherigen Ruhetag kennenlernte gesprochen, ja wir haben das selbe Ziel. Ich brach allerdings schon eine Stunde vorher auf nach Emstrur. Das Verabschieden von der Französin fiel schwer, aber wir tauschten Adressen aus, isländische, da sie ein Praktikum in einer Woche begann und ich mir dachte das ich vielleicht bei ihr schlafen kann. Denn ich merkte schon das die Tour bis Landmannalaugar mir so anstrengend wird, das ich den Weg nach Geysir sparen kann, also kann ich mir Zeit lassen. Die Schuhe waren trocken und es ging wieder los. Die Füße total geschunden von der Doppel-Etappe bin ich langsamer gelaufen. Anfangs überraschenderweise durch einen Wald mit Bäumen die größer waren als ich. Danach meine erste Furt. Das nervigste waren die kleinen Steinchen die in die Furt-Schuhe reinliefen und es sich anfühlte als ob man auf Lava läuft. 1km vor der Hütte Botnar, und einer recht angenehmen graden Strecken, kams dann. Der Abstieg zur Brücke, mit meinem Rucksack nicht leicht und nicht ganz ungefährlich. Auf der anderen Seite dann wie ein Kletterer am Seil an der Steilwand hochziehen, das Seil hätte man ruhig etwas früher anfangen können :D . Oben dann die kleine aber echt tolle Oase bei der Hütte entdeckt und das Zelt genau vor einem 20cm-Bächlein aufgeschlagen, war super, musste zum Topfwaschen kaum aus dem Zelt raus. Die beiden Hamburger kamen eine Stunde nach mir, waren also genau das selbe Tempo gelaufen. Zusammen gekocht und geplaudert, am nächsten Tag gehts zusammen los.

7.8.

Um 9:30 losgelaufen, erhofft hatte ich mir wieder eine Landschaft wie Þórsmörk, war aber nicht. Es ging durch eine riesige Wüste, Sandstürme die man schmecken konnte inklusive. Nach 8km gab es wieder Grünzeug und sogar Moosteppiche weit und breit. Dann ein Fluss zum Auffüllen der Reserven. Danach weiter durch die Wüste, die Sandstürme wurden sehr unangenehm. Danach eine Furt und endlich wieder ins Grüne! Zwischendurch immerwieder SMS von der Französin die mich zum Umdrehen zu überedenen schienen :D Aber es ging vorwärts. 2 Kilometer vor dem Alftavatn kamen wundervolle Stellen mit Moos welches von Dunkelgrün in Neon-Grün überging, einfach klasse! Am See angekommen war schon der Zeltaufbau recht kompliziert da der Wind so stark wehte das so mancher seinem Zelt hinterher rennen musste. Bei uns lief alles reibungslos. In der Nacht dann allerdings so ein starker Wind das mein Robens Heros 2P über mir zusammenbrach und mich im Schlafsack eindrückte. Also mit den Füßen dann die Zeltstange wieder durchgetreten, nicht gebrochen. Aber das war nicht der letzte Windstoß, also musste ich meinen Rucksack aufrecht ins Zelt stellen um zu verhindern das es weiterhin durchbiegt, bricht oder was weis ich noch passiert. Schlafen ging nicht, der Wind wurde heftiger und permanent. Drausen konnte man grad noch stehen wenn man sich stark in den Wind lehnte. Morgens dann setzte dazu noch der Regen ein, da half auch meine Regenfeste Hose nicht, der Regen schoss wie Nadeln einfach durch. Die Jacke hielt es zum Glück aus. Überall lagen Zeltleichen herum, der Stoff zusammengeknüllt und die Zeltstangen kreuz und quer herausgeschaut, sahen aus wie riesige gestrandete Seeigel. Herausforderung war nun das Zelt abzubauen, den Rucksack schnell rauszuholen und das ohne das etwas bricht. Hat nicht geklappt, Rucksack raus und sofort *krack*, 2 Zeltstangen gebrochen. Etwas sauer da ich soviel Geld investiert habe, und lange für das Zelt gespart habe, alles zusammengepackt und mit 40 Anderen sowie den 2 Hamburgern in die Hütte verzogen. Die beiden haben ebenfalls ein teures MSR-Zelt verloren, das andere Wolfskin-Einmann-Tunnelzelt hat es ohne irgendwas überlebt, kleine Angriffsfläche schätze ich mal. Der Warden meinte auch das dies vorerst nicht aufhört, der nördliche Weg nach Hrafntinusker ist für 2 Tage unpassierbar. Daher brachen wir unsere Tour ab. Bis 16 Uhr gewartet und ab nach Reykjavik. Die Busfahrt war auch recht nervraubend, aber ich habe eh fast geschlafen.
Abends dann in Reykjavik eine Unterkunft gesucht, morgen gehts dann das Zelt reparieren.

Die Nächsten Tage ging es dann daran einen Laden zu finden der Zelte repariert, Pustekuchen. In einem Mt. Everst-Shop gab man mir dann 3 Hülsen zum überstulpen die exakt passten, musste ich nur mit dem Hammer festhauen. Die Orignalhülse war nunmal viel zu groß, und eben nur eine. Das MSR-Zelt war nichtmehr zu reparieren, also gings darum ein neues zu kaufen. Keine leichte ANgelegenheit da alles dort entweder schweineteuer war, auch das Ausleihen, oder eben Aldi-Qualität. Dazwischen gab es nichts. In keinem der Trekkingläden gab es Marken wie Robens, MSR, Wolfskin oder ähnliches.

Nach 3 Tagen Reykjavik getrennt, ich konnte mich ausruhen und meine Füße verarzten. Nebenbei jeden Tag das Schwimmbad aufgesucht mit diversen HotPots, man tat das gut, vorallem bei Regen! Und immerwieder nette Gespräche mit Leuten dort, soviele Deutsche hätte ich echt nicht erwartet.

Dann ging es noch für 4 Tage zur Französin zwischen Akranes und Borgarnes. Sehr schöne Zeit mit wundervollem Blick auf die Westküste.

Dann noch 3 Tage Reykjavik, davon ging einer für den Weg nach Keflavik flöten. Die anderen beiden Tage davor nutze ich mit einer Afternoon-Tour "Golden-Circle" und am folgenden Tag noch "Iceland from below", beides sehr lehrreich und sehr interessant und lustig. Denn bei der Golden Circle Tour beispielsweise war die Abfahrtszeit am Geysir 20:25, ich war um 20:24 da, weit und breit kein Bus. Scheiße. Aber dann nach 10 Minuten kam der Bus, alle lachen und der Guide mehrmals entschuldigend, sie sind früher los da sie dachten sie seien vollständig. Erst geschockt, dann selber lachen gings weiter. Guide: "That's what you call an icelandic prank". Die "Iceland from below"-Tour war ebenfalls sehr interessant und amüsant. Die Lavatunnel waren teilweise nur 40cm hoch und man musste sich auf den Boden legen und längs durchrollen. Ein 70 Jähriges deutsches Pärchen war auch dabei, ein riesengroßes Respekt an die beiden das die das geschafft haben. Selbst ich war dann mehr als fertig.
Dann noch eine Nacht am Campingplatz, morgens Handys aufgeladen, seh ich da nicht den einen Hamburger! Was ein Wiedersehen nach einer Woche. Dann ging aber auch schon der Bus nach Keflavik, im Flugzeug dann trotz der Strapazen ein starkes Verlangen auszusteigen und zu bleiben. In Deutschland angekommen, "Wäh, was für eine ekelhafte schwüle Luft", und diese Wärme, igitt.

Nächstes Jahr geht es wieder nach Island, aus meinen Fehlern gelernt, und diesmal preisgünstiger. Beispielweise nichtmehr mit dem Linienbus, sondern per Anhalter unterwegs sein. Es war einfach trotz der Strapazen alles wert, Natur, Mensch alles ist klasse dort.

Anbei noch ein paar weniger Bilder, chronologisch zu den Tagen. Die letzten 4 Bilder sind dann von der Westküste + "Iceland from Below". Der Rest von der kurzen aber schönen Tour.


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Re: Reisebericht August 2013

Beitrag von rbxbr » Do 29. Aug 2013, 15:41

Sei getröstet nicht nur dir ist es so ergangen wir mussten unsere Tour auch verfrüht abbrechen :D
Bis Landmannalaugar haben wirs geschafft mit aller anstrengung aber auf dem Weg dahin ging mein Knie und der Rucksack von nem Kumpel kaputt^^
Hab den Reisebericht auch schon Hochgeladen heißt glaub noch genauso wie deiner für uns gehts aber auch aufjedenfall mal wieder hin ;)
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Re: Reisebericht August 2013

Beitrag von denbat92 » Do 29. Aug 2013, 15:50

Ja hab schonmal deinen Reisebericht überflogen, werds lesen wenn ich mehr Zeit habe ;) Nächstes Mal wird vieles anders angegangen, weniger Zeug, 2 Rucksäcke, einen kleinen und einen großen dann mach ich 2 Touren.

PS: alleine war genial, ich hab unglaublich viele Menschen dadurch kennengelernt.

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