Eyafjallajökull & Laugarvegur - Wintertrekking`14

Erfahrungsaustausch mal ausführlich.
PolarpicsHH
Hüter des Gullfoss
Beiträge: 207
Registriert: Di 3. Jun 2008, 03:50
Wohnort: Hamburg

Re: EYAFJALLAJÖKULL & LAUGARVEGUR - Wintertrekking`14

Beitrag von PolarpicsHH » Di 3. Mär 2015, 18:07

11.Mai 2014 - 8 Tourtag

Wecker klingelt, ich schleiche fröstelnd in die Küche und blicke zum Pass hinauf.

Eine Mischung aus Nebel und ordentlich Schneefall "geht dort oben gerade ab" !

MIST.......ZURÜCK IN DEN SCHLAFSACK.... :roll:

Wache gegen 10:00 Uhr wieder auf, blicke direkt vom Schlafsack aus dem Fenster in Richtung See.......grau in grau und trübe.

<SCHNARCH>

Gegen 11:00 Uhr der nächste Gang in die Küche und erneuter Kontrollblick hinauf zum Jökultungur...........immer noch die gleiche Soße.

O.k.......das wird wohl heute nix mehr...... :|

Krieche wieder zurück in die Daunen und schlafe solange weiter, bis ich keine Lust mehr habe......14:30 Uhr.

Betten machen.......Frühstück.......heiße Getränke.......laufe draußen ein bisschen herum und lasse mir die feuchte kalte Luft um die Nase wehen.

Sitze wieder vor der Karte.

Irgendwie beschleicht mich ein ungutes Gefühl, welches ich bei der Überschreitung des Fimmförduhals so nicht hatte.

Als Angst würde ich es nicht bezeichnen...........aber gehörigen Respekt trifft es wohl ganz gut.

Zurück in die Thörsmork möchte ich eigentlich nicht, aber wenn ich mir das da oben so ansehe, da fühle ich mich wie das hypnotisierte Kaninchen vor der Schlange.

UND DIESES GEFÜHL GEFÄLLT MIR ÜBERHAUPT NICHT !!!

Ich checke wieder die Karte ( keine Ahnung wie oft das heute noch der Fall sein wird ) .....kontrolliere dabei auch meine GPS-Punkte auf dem Garmin.......und komme plötzlich zu der Erkenntnis, das ich deutlich zu wenig Koordinaten für diesen Tour-Abschnitt und bei diesem schlechten Wetter habe könnte.

DAS MACHT MIR BAUCHSCHMERZEN !!!! :(

Da fällt mir ein, das ich gestern im Hüttenbuch einen Eintrag von zwei Russen aus dem Vorvorjahr gelesen hatte, und da waren auch noch mehrere GPS Punkte angegeben, welche die beiden auf Ihrem Weg hier runter zum Alftavatn genommen hatten. Suche den Beitrag auf die Schnelle raus und übertrage die Daten........ Kontrollblick auf die Kartenfunktion !

WUNDERBAR.....diese fügen sich nahezu nahtlos ein........das beruhig dann doch etwas.

Habe aber trotzdem einen Höllenrespekt vor den Passaufstieg selbst, der ja auch im Sommer schon einige steileren Stellen hat. Wenn diese jetzt alle so derart unter Schnee liegen, finde ich den Pfad aber nie und müßte frei Schnauze aufsteigen! Nach meinen zuletzt gemachten Erfahrungen mit steilen Schneehängen, werden die Bauchschmerzen gleich wieder größer.

Ich habe nur zwei GPS-Daten vom Passaufstieg selbst - eine vom unteren Einstieg sowie eine vom oberen "Ende" - ...... das sind viel zu wenige.

Ich schnappe mir den Satelitten-Communicator und laufe raus und funke Marteinn an.

Marteinn ist nicht nur bei Landsbjörg aktiv, sondern programmiert ( sagt man das so ??? ) auch die Topokarten, welche sowohl in den Rettungsjeeps als auch bei den Hubschraubern der Küstenwache Einsatz finden. Wenn also jemand metergenaue Karten hat, dann er.

3h später habe ich noch 4 weitere GPS-Punkte vom Aufstieg und dem Pass in Richtung Hütte. Zusammen sind es jetzt mehr als ein Dutzend bis Hrafntinnusker.

PUUUHHHHH......das sollte dann doch ausreichend sein........meine Nerven und der Magen beruhigen sich wieder etwas.

Plötzlich kann ich ein Motorengeräusch hören !
Renne nach draußen und stehe auf den Holzplanken zwischen den beiden Hütten und blicke um mich.

Klingt nach einer Propellermaschine.

Dann erblicke ich eine Cessna, welche vom Myrdalsjökull in Richtung Landmannal. recht tief über den See hinweg fliegt, um nach wenigen Augenblicken wieder über den Bergen im Nebel zu verschwinden.

Setzte mich mit dem Thermobecher, den ich mir schnell noch aus der Hütte hole auf die Planken und starre in Richtung des Passes.

Sitze eine gute Weile einfach nur so da, baumle mit den Beinen und schaue der Sonne dabei zu, wie sie sich durch die Wolken Bahn bricht. Das Wetter scheint besser zu werden. Erste "Sonnenscheinflecken" tanzen über den zugefrorenen See und spiegeln sich im Schnee.


Da ist das Motorengeräusch schon wieder !

STEHE AUF UND BLICKE GEN HIMMEL. Die Maschine taucht aus Richtung Hrafntinnusker auf und überfliegt Alftavatn fast in direkter Linie.

Positioniere mich gut sichtbar, wobei meine leuchtend rote Schlechtwetterjacke sicher dabei hilft.

Hmmm......also bei dem Wetter ist das sicherlich kein Sightseeingflug !
Bleiben also nur noch zwei Möglichkeiten; entweder ist es eine der Maschinen, welche die allgemeinen Schneekonditionen sowie die Lage der Pisten ( Befahrbarkeit, etc. ) überprüft, oder es ist eine Suche..... letzteres wäre schlecht :?

Offensichtlich hat mich der Pilot gesehen, den er dreht über den See eine Schleife und kommt zurück. Ich gebe das international übliche Handzeichen, das bei mir alles in Ordnung ist. Die Propellermaschine saust über mich hinweg...........ich schaue ihr nach und warte gespannt.........DA.......ein deutliches hin und her wackeln mit den Flügeln........okey....super.... :D !


Die Maschine dreht nach Süden ab und verschwindet wieder über den Bergen......ich kann sie noch eine kurze Zeit hören.......dann ist wieder vollkommen Stille !

Das Wetter wird zusehends besser, was mich weiter für morgen hoffen läßt.

Der Rest des Tages ist nicht weiter nennenswert. Lange Eintragung im Hüttenbuch, räume schon mal auf und bereite für morgen alles vor.

Abendessen ( eines meiner wenigen Globi-Fertigmenu's )........sozusagen als mentale Vorbereitung für morgen.

20:00 Uhr .......schmökere nochmals länger im Hüttenbuch, das bis 2009 zurückreicht.


DAS DAS MORGEN WOHL "DIE KÖNIGSETAPPE" WERDEN WIRD läßt sich nicht mehr von mir ignorieren. :roll: :roll: :roll: auch wenn ich mir zur Beruhigung meiner Nerven noch so viel Mühe dazu gebe.

Licht aus um 20:00 Uhr.
Zuletzt geändert von PolarpicsHH am Di 3. Mär 2015, 18:09, insgesamt 1-mal geändert.
PolarpicsHH
Hüter des Gullfoss
Beiträge: 207
Registriert: Di 3. Jun 2008, 03:50
Wohnort: Hamburg

Re: EYAFJALLAJÖKULL & LAUGARVEGUR - Wintertrekking`14

Beitrag von PolarpicsHH » Di 3. Mär 2015, 18:08

TO BE CONTINUED
Benutzeravatar
MarionF
Prophet des Dettifoss
Beiträge: 361
Registriert: Fr 9. Jul 2010, 11:26

Re: EYAFJALLAJÖKULL & LAUGARVEGUR - Wintertrekking`14

Beitrag von MarionF » Di 3. Mär 2015, 22:02

...jetzt auch noch mit "Cliffhanger"... :shock:
;)
PolarpicsHH
Hüter des Gullfoss
Beiträge: 207
Registriert: Di 3. Jun 2008, 03:50
Wohnort: Hamburg

Re: EYAFJALLAJÖKULL & LAUGARVEGUR - Wintertrekking`14

Beitrag von PolarpicsHH » Mi 4. Mär 2015, 20:54

12. Mai 2014 - 9 Tourtag

Aufstehen um 08:30 Ihr - also für meine Schlafgewohnheiten mitten in der Nacht.

Habe keinen rechten Appetit und noch satt vom gestrigen Abendbrot. Also packe ich lieber noch den ein oder anderen Energybar in meine Beintasche.

Das Wetter ist " Heiter bis Wolkig " also super im Vergleich zu den letzten Tagen. Mache mich soweit startklar und wusele unendlich lange durch die Hütte und kontrolliere beim packen des Rucksacks alles mehrfach ( jaaa nix vergessen ), ckecke auch die Hütte zum x-ten mal, bestätige mit einem letzten kurzen Eintrag im Hüttenbuch, das ich mich nun definitiv auf den Weg mache.

Gegen 11:30 Uhr steht der Rucksack draußen auf der Bank bereit. Entsprechendes Endgeld in die Hüttenkasse !

Ein letzter Blick ins Innere, dann verschließe ich die Hütte ordnungsgemäß, sattle draußen auf und schnalle die SS an. Stöcke in die Hand und loß geht's !

ENDLICH :)

Stapfe über den morastigen Boden und die kleinen Restschneefelder im direkten Umfeld der Hütte hinweg und halte direkt auf den Pass zu.

Ein letzter wehmütiger Blick zurück, dann sind meine Sinne wieder geradewegs nach vorne gerichtet. Als ich über den ersten Hügel hinweg bin und auf die Piste treffe, welche parallel zum Wanderpfad verläuft, kommt die Sonne vollends durch.

ACH.......jetzt geht mir das Herz auf und aller Missmut, Frustration und Furcht sind wie weggeblasen. Ich atme tiiiieeeefffff durch, blicke gen Himmel und danke den Göttern, die nun wohl doch ein Einsehen mit mir zu haben scheinen.

Richtig beschwingt marschiere ich vorwärts und versuche mich bis zum Anstieg hinauf langsam "einzulaufen".

Immer wieder blicke ich hinauf, und versuche den Pfad im Schnee bedeckten Berghang des Jökultungur mit bloßem Auge ausfindig zu machen, was mir aber nicht gelingt.

Nach einer guten halben bis dreiviertel Stunde treffe ich auf das erste richtig ausgedehnte Schneefeld, jetzt geht es nur noch bergan. Die Schneestärke nimmt fortan beständig zu. Als ich an die Stelle komme, wo normalerweise jedes Jahr tausende von Wanderern die Grashagakvisl queren und sich nasse Füße holen, ist von der Furt nichts zu sehen, bzw. verläuft mehrere Meter unter mir im Schnee verborgen.
Ich entscheide mich spontan, nicht hier in den Pass einzusteigen, sondern weiter auf meiner Seite der Furt an Höhe zu gewinnen. Der Schnee ist weich und entsprechend kräftezehrend zu laufen. Nach einiger Zeit "wechsele" ich dann doch die Seite, da ich plötzlich den gut ausgetretenen Pfad erkennen kann.

ENDLICH, ICH BIN DRAUF UND FOLGE IHM WEITER AUFWÄRTS :P !

Zu meiner völligen Überraschung ist das Weg hier vollkommen schneefrei und zwar nicht nur für ein paar Meter, sondern soweit ich hinaufsehen und seinem Verlauf folgen kann.

Ich komme geradezu im Eiltempo voran. An vielen Stellen ist der Hang, bzw. der markierte Pfad aber derart ausgewaschen, das er eher einem kleiner Flussbett ähnelt. Kleine, große und einige riesige Felsbrocken ( in der Größe eines Smart's ) wollen "umlaufen" werden. Was müssen hier vor kurzer Zeit für riesige Wassermengen den Hang hinuntergeflossen sein, um derartigen Schaden anzurichten. Alle hölzernen Wegmarkierungen liegen umgeknickt oder gar abgebrochen am Wegesrand.

Auf mittlerer Höhe, mache ich die erste kurze Pause und freue mich nach Herzen, das es wider erwarten sooooo gut läuft. Außerdem ist der Blick in die Schneeebene unter mir wahrlich traumhaft.

Weiter geht's, .......wie eine Berggämse wuchte ich mich weiter aufwärts. Trotz der Schinderei bin ich schlicht glücklich, das es so gut läuft........UND ICH HABE MIR ZWEI TAGE LANG FAST IN DIE HOSE GEMACHT........ :D !

WEICHEI ;)

Der Passausstieg ist in Sicht, als ein letztes ca. 30m breites Schneefeld ( schön steil.......viel zu steil ) mit den Weg versperrt. Das Ausgetretene Pfad verschwindet auf meiner Seite darunter und taucht auf der anderen Seite wieder auf.

Jetzt wirds doch nochmal etwas kritisch. Der Schnee ist weich und nachgiebig und fällt gute 100m steil ins Tal bergab.

Es oben herum umgehen geht auch nicht, da sich das Feld geschlossen auch bergan wieder im aufkommenden Nebel verliert.

Ich schnalle mir die SS wieder an, die ich für den Anstieg weiter unten abgenommen hatte und taste mich GAAAANNNNZZZ LANGSAM vorwärts. Bei jedem Schritt halte ich inne und höre bzw. fühle auf den Schnee, ob sich etwas bewegt, das sich tunlichst nicht bewegen sollte; zumindest nicht, solange ich gerade darauf stehe :D .

Als ich drüben bin, purzelt mir der nächste Stein vom Herzen, den absofort wird es wieder horizontal und schneefrei. Dafür ist der gelblich, grauweiße Boden wie schmieriger weicher Lehm und bleibt sofort auf der Unterseite der SS kleben.

Ich blicke zurück zum Alftavatn und um es mit den Worten von Bilbo Beutlin zu sagen ......." Es bot sich mir ein Anblick wie nie zuvor "

ATEMBERAUBEND TRIFFT ES WIRKLICH NUR UNZUREICHEND !!! :shock: :shock: :shock:

Der Blick hinunter ist ja von unzähligen Fotos bestens bekannt und trotzdem immer wieder schön anzusehen. In echt natürlich noch tausendmal schöner.

ABER DAS HIER..........DAS WAR WIRKLICH ALLE BISHERIGEN STRAPAZEN WERT............SCHNEEFELDER, DURCHSETZT MIT FREIEN STELLEN, SCHNEEBEPACKTE HÜGEL, DER ZUGEFROHRENE ALFTAVATN......& " ALLE WELT VERLIERT SICH IM NEBEL AM HORIZONT "

Ich halte inne.........definitiv einer der besten 5 Momente meiner 25 jährigen Islandreisetätigkeit.

Ich krame das iphone raus ( es ist eigentlich unwürdig, diese Naturschönheit mit einem Smartphone abzuknipsen.......eine 4x5 Inch Plattenkamera wäre angemessener .......aber was soll ich machen ? )
.....schalte es ein und warte ( noch 9% Ladezustand ) . Geschwind mache ich 2-3 Bilder, schalte es sofort wieder aus, genieße noch kurz diesen Moment und drehe mich dann wieder meinem Ziel zu.

Die Sulfatarenfelder kommen in Sicht und Ihr Fauchen ist deutlich ( auch durch den Wind hindurch ) zu hören.

Rechts, linke, ein paar Meter rauf und wieder runter........gleich müßte die kleine Furt der Grashagakvisl kommen.

KEINE GROßE SACHE...........DENKSTE !

Jetzt taucht wieder geschlossener Schnee auf, es wird auf ein paar Meter abschüssig ( hatte ich bereits erwähnt, das der Schnee, pappig, schmierig und kräftezehrend zu gehen ist ).

Ich kann den Verlauf des kleinen Taleinschnitts in welchem die Furt verläuft sehen, taste mich vorsichtig nach vorn und das wars dann !!!

EINE NAHEZU SENKRECHT ABBRECHENDE SCHNEEKANTE, CA. 4-5m tief......unten der steinige, stark vereiste Wasserverlauf und dann gehts auf der anderen Seite wieder für 2-3 Meter steil bergauf.

Ich stehe da und schaue entgeistert bergauf und bergab, kann aber nirgends eine Stelle sehen, wo ein Abstieg auch nur ansatzweise möglich wäre, ohne sich dabei nicht beide Beine zu brechen.

SCH**ßE...........jetzt habe ich aber echt die ARS**KARTE gezogen.

Ich werfe den Rucksack ab und stapfe 50-100 Meter grabenaufwärts Richtung Gletscher. KEINE CHANCE !!!!! Entweder zu steil, zu hoch, zu steinig, oder alles drei zusammen. Um da runter zu kommen, müßte ich Steigeisen, Pickel und vor allem ein entsprechendes Seil haben.

Also stapfe ich genervt zurück, passiere meinen Rucksack, der einen roten Kontrapunkt im weißen Einerlei bildet und verschwinde in der anderen Richtung bergabwärts im immer dichter werdenden Nebel.

Auch hier sieht es durchweg sehr schlecht aus.......tja was nun ???

Laufe zurück zu meinem Gepäck.....der Wind nimmt zu !
Dort wieder angekommen blicke ich zum Wasser hinunter und versuche meine Chancen abzuschätzen......... :?:

DIESE SIND, DA MUß MAN EHRLICH SEIN, EINFACH NUR ALS RICHTIG MIES ZU BEZEICHNEN.

Setze mich auf meinen Gregory Pack und betrachte den Schlamassel.
Die Zeit, oder besser gesagt, das Wetter sitzen mir im Nacken, den selbiges wird immer schlechter.

Ich kann nicht anders uns stoße ein grimmiges Lachen aus, im Sommer, läufst Du 20Sek. hinunter, und mehr oder weniger genau solange wieder hinaus.

Ich aber sitze jetzt hier schon gute 30min und bin keinen Schritt weiter.
ICH FASSE ES EINFACH NICHT......EIN POPELIGER RINNSAL VERSPERRT MIR DEN WEG..........verdammt Kiste :x

Dann kommt mir plötzlich eine Idee :!: :!: :!:

Ich schnalle einen der beiden SS ab und humple vor zur Abbruchkante.......ramme den Fuß "bergauf" tief in den Schnee und beginne mit dem SS die Kante wegzutreten, ohne dabei kopfüber hinunterzufallen. Das klappt leichter als gedacht, da ja alles recht weich ist. Nach gut 10min habe ich die Kante um gut 1m abgeflacht und der weggebrochene Schnee bildet seinerseits eine Rampe und kommt mir einen guten 1/2m entgegen.

Ich betrachte mein Werk, während ich kurz verschnaufe. Der Schweiß rinnt mir den Rücken hinunter.

Ich schnappe mir meinen Rucksack und werfe ihn hinab. JETZT GIBTS EH KEIN ZURÜCK MEHR :arrow: also weitertreten.

Nach weiteren 10min kann ich es wagen, schnappe mir den anderen SS und rutsche meine Rampe hinunter. Der abgebrochene Schnee fängt mich sanft auf.......GENIEUS :D :D :D

Laufe im Bachbett ein paar Meter stromaufwärts und finde eine ganz passable Stelle an welcher ich hinauf kraxeln kann.

Mein Puls rast und das Herz schlägt mir bis zum Hals , während ich mich einen schmierigen Hang gute 50m hinauf kämpfe.

OBEN !!!

NEBEL ......20m......15m......10m.......5m.......2m........WHITEOUT :o !

NAAAA SUUUPPPEERR :x :x :x

Um mich herum faucht und blubbert es, ab aus welcher Richtung genau.....keine Ahnung :?:

Stapfe ein paar Meter geradeaus, als ich durch den starken Wind kurze Zeit der Blick auf ein Stück schneefreie "Erde" erhaschen kann.

Der Boden ist - wie sollte es anders sein weich, aber es ist "Fester Boden" ! Ich setzt mich in den Dreck und ziehe Karte und GPS zu rate.

Durch meine erzwungene Kraxeleinlage bin ich fast 100m vom rechten Weg abgekommen. Normalerweise kein Problem, aber wer von Euch diesen Abschnitt kennt, weiß, das ich mich auf der falschen Seite der Sulfatarenfelder befinde. Beim Abstieg in Richtung Alftavatn hat man diese fast alle auf seiner rechten Seite.

Ich habe ein ganz gutes optisches Gedächnis. Wenn ich also einmal irgendwo hin gefahren, oder gelaufen bin, kann ich mich auch noch nach Jahren an den genauen Wegverlauf erinnern.

Um jetzt zu navigieren, rufe ich mir die Bilder meines Abstiegs von vor 2 Jahren ( Mitte Juni bei leichtem Restschnee ) ins Gedächtnis, muß diese Bilder aber im Kopf "umdrehen", da ich ja nun in die andere Richtung laufe. Zudem liegt jetzt soviel Schnee, das vieles nicht mehr erkennbar ist......ich bemühe mich also, das "IST" mit dem spiegelverkehrten "SOLL" in Einklang zu bekommen.....und mir so vorzustellen, wo im dreidimensionalen Raum ich mich gerade befinde könnte..........ließ sich bestimmt total bescheuert, aber ich weiß nicht, wie ich es sonst besser beschreiben sollte.

Die Karte hilft da auch nicht wirklich weiter, dazu ist der 1:100tsd Maßstab einfach zu grob.

Also halte ich auf den nächsten Navipunkt zu ( ca. 300m ) und stapfe so langsam und vorsichtig vor mich hin. Dann geht es plötzlich kräftig für ein paar Meter bergab und ich kann ein großes Loch von der Größe einer Doppelgarage vor mir erkennen. Die Schneedecke bricht vertikal um gute 3-4m vor mir ob und unten ist schemenhaft eine dampfende Quelle zu erkennen.

O.K.......DAS IST JETZT WIRKLICH ERNST........ :o ! Ich befinde mich sozusagen in einem imaginären Minenfeld, überall tiefe Löcher, die ich erst dann sehen kann, wenn ich bereits mit einem Bein über die Abbruchkante bin. Sollte es hier kleinere Quellen haben, die es nicht geschafft haben, sich durch den meterdicken Schnee zu schmelzen, so werden sie sich doch mindestens eine Kaverne geschmolzen haben, welche einbrechen könnte, sobald ich oben auf stehe.

Mit allen Sinnen versuche ich meinen Navipunkt tu erreichen, ohne mir den Hals zu brechen. Jeder kurze Abschnitt, wo plötzlich wieder "Erde" vor mir auftaucht nutze ich und nehme auch kurze Umwege in Kauf, Hauptsache ich habe festen Grund unter meinen SS.

Im Zeitlupentempo taste ich mich vorwärts. Mal reist der Nebel kurzzeitig auf und ich kann vielleicht 20m sehen.......(ALLES WEIß).....einen Augenblick später erkenne ich dann kaum wieder den Boden vor meinem Füßen. Sobald ich wieder eine meiner ERDINSELN unter mir habe, halte ich inne und lausche um nach Gehör die genaue Lage der Sulfataren lokalisieren zu können.........mit unbefriedigendem Ergebnis.

Schließlich erreiche ich doch Navipunkt Nr. 8 nach Alftavatn und weiß mich ab hier auf sicherem Terrain. Rufe auf dem Garmin Punkt Nr. 9 auf und stapfe im weißen Nichts die nächsten 200m in die gewünschte Richtung.

Der Nebel reißt auf und ich habe wieder 20-30m Sicht. GPS Koordinate Nr.9 erreicht ! Noch ein paar Meter weiter und ich stehe an einer Plateau Abbruchkante und schaue gute 30Meter ordentlich steil bergab.........nicht vertikal wie vorhin, aber doch so ordentlich, das ich da nicht einfach mal so runterkraxeln könnte.

"Also in meiner Errinnerung war das beim Aufstieg aber nicht derart hoch und steil.......Schnee hin oder her" !

Irgendetwas stimmt hier nicht. Checke das Garmin........hmmm, das ist einer der paar Punkte, welche von den Russen stammen. Rufe die nächste Koordinate auf, welche von mir stammt und siehe da, der Routenpfeil zeigt gute 300m nach Osten.

Ich stapfe also in besagte Richtung und versuche möglichst Abstand zum Grad zu halten. Auf einmal taucht ein gelber Holzpflock vor mir auf.......... :mrgreen:

WEITER WEITER :!:

Jetzt wird es zunehmend flacher ( also der abfallende Grad zu meiner linken ) und dann habe ich endlich eine schöne 45Grad Schneerutsche hinab vom Grad vor mir.

Lasse den Rucksack hinunter rutschen und schmeiße die SS gleich hinterher. Setzte mich auf meinen Mors und rodle mit den Beinen voraus hinab.

Unten angekommen, verschnaufe ich, esse und trinke etwas und sehe ins mehr oder minder wieder weiße NICHTS !

Mein Navi gibt mir gute 3,6km bis zur Hütte an. Habe noch 4 weitere Wegpunkte davor gespeichert, aber die einfache Kartendarstellung zeigt mir einen mehr oder minder geraden Wegverlauf an, von daher überspringe ich einen Wegpunkt und halte auf diesen zu. Sicht wieder 2-3m max. Der Schnee ist elendiglich pappig und klebt zum ersten mal bei jedem Schritt unter den SS fest.

Meine Stiefel wiegen gute 2kg/Paar, die SS ihrerseits auch 2,2kg und jetzt pappt auch noch ein gutes Kilo an der Unterseite. Ich muß also bei jedem einzelnen Schritt gute 3kg an meinen Füßes extra bewegen.

DAS NERV EINFACH TIERISCH :evil: :evil: :evil:

Dampfquellenloch links .......Dampfquellenloch rechts......mal geht es rauf mal runter. Da die Leki keine Schneeteller haben versinken diese bei jedem erneuten Aufsetzen 30-50cm im Schnee und müssen mit Kraft erstmal wieder herausgezogen werden.

PLÖTZLICH FLUTSCHT BEIM ZIEHEN MEIN LETZTER CARBONSTICK AUS DEM SCHNEE. Der dazugehörige Teller ist abgegangen und steckt irgendwo unter mir.

ACH........LECK MICH DOCH AM A**** :evil: :x :evil: :x :evil: :x

Gottlob habe ich noch den anderen Leki als Ersatz am Rucksack, aber jetzt sind es nur noch 2,5km .....da habe ich echt keinen Bock mehr den auch noch wieder abzufrickeln.

Ich hole das Navi wieder raus und peile in weiße Nichts......lasse das Gerät an und an seiner Sicherungsschnur einfach an mir runterbaumeln.

Versuche wieder die Richtung zu halten, was, wie Ihr Euch denken könnt GRANDIOS SCHEITERT :oops:

Nach rechts laufen......nein....nach links du Dössbattel........nein nicht soooweit nach links......mehr nach rechts...........ja soooweit nach rechts auch wieder nicht :!:

Noch 1,5km bis Hrafntinnusker !!!

Der Weg zieht sich wie Kaugummi.....und das Laufen in diesem Papp geht mir einfach nur noch tierisch auf den Sa** ......

HERR LASS ENDLICH ABEND WERDEN ! Ich schwitze und friere zugleich........noch 1km.

Letzte Pause auf einem scheefreien kurzen Stück. Nehme nochmals einen kräftigen Schluck aus der Buddel ( eiskalt...mit Stückchen.....obwohl ich heute Mittag sehr heißes Wasser eingefüllt hatte ).

Es geht merklich bergauf....noch 500m !


Ich beschleunige meine Schritte.........400m !

Bei gutem Wetter kann man die Hütte bereits von der anderen Seite des Passes sehen......ich aber bin froh, das ich 3-4m vor mir den Boden erkennen kann !

200m .........sagt Herr Garmin zu mir ....... :|

100m........ und ich sehe immer noch nichts.......70m........GLEICH GESCHAFFT..........ALS SICH PLÖTZLICH EIN RIESEN MORDSMÄßIG GROßES LOCH VOR MIR AUFTUT...........SOZUSAGEN "DIE MUTTER ALLER SCHNEELÖCHER"....... :!: :!: :!:

Ein Einfamilienhaus hätte da locker drin Platz..........

Unten dampft und faucht es .........und ich stehe entgeistert davor.

DAS IST EINFACH NICHT FAIR......50m bis zur Hütte........JA SPINN ICH ODER WAS.....???

Rechts verschwindet dieser 5m tiefe Graben im Nebel und rechts ist es auch nicht besser.

Runter ist kein Großes Problem, aber in diesem Schmierseifenschnee wieder rauf.......dazu reicht meine Kraft nicht mehr.

Jeder Schritt ist einfach nur noch MÖRDEANSTRÄNGEND........ :x

Ich schalte mein Kopfnavi wieder ein und erinnere mich, das dies die heiße Quelle sein muß, welche von der Hütte aus betrachtet, rechts verläuft und zum heizen der Räume genutzt wird......also laufe ich in östlicher Richtung bis ich an dessen Ende komme und habe nun Hrafntinnusker direkt voraus. Jedenfalls sagt das das Navi......sehen kann ich vom Haus nichts.......und die Bude ist ja nun alles andere als klein.

30m........immer noch nichts.......20m........hmm ok, da scheint irgendwas zu sein.......15m........JUPPP......DAS SIEHT DOCH WIE EIN DACHGIEBEL AUS....... :D

10m ......ich kann die Fenster erkennen.....und dann stehe ich der Holzterrasse........besser gesagt, ich stehe über Ihr.

Die Schneedecke reicht bis zu den Fenstern.......der Eingang ist rechts herum......da kucken umgekippte Holzbänke aus dem Schnee und dann.................... :o :shock: :o :shock:

KEINE TÜR.........NUR EIN RIESEN BERG SCHNEE.....ICH KRAXLE RAUF UND STEHE AUF HÖHE DES OBEREN TÜRRAHMENS, DER GERADESO ANSATZWEISE AUS DEM SCHNEE KUCKT.



ACH .......DAS IST DAS SCH**ßE ....... :evil: :evil: :evil:

Ich sinke mit den Knien voran und sitze einfach nur noch so da.....!

Es hilft nix......ich fange mit den SS an zu graben .....nach einer knappen 1/2h bin ich so tief, das plötzlich ein Holzstiel hervorlugt.

Den buddle ich frei und habe eine Schaufel in der Hand......damit geht es deutlich besser.

Gute 1,5qm später habe ich die eine Seite der Außentür zur Hälfte frei gelegt und kann diese nach außen öffnen. Die Innentür ist nicht abgeschlossen und läßt sich aufstoßen.


Ein dunkles Loch öffnet sich. Ich schlage Stufen in den Schnee und verbreitere den Eingang derart, das ich nach gut 1h den Rucksack ins dunkle Innere plumpsen lassen kann, dann steige ich selbst hinab.


DRINNEN....... :mrgreen:

Ich bin total am AR*** !

Im inneren ist es kalt und feucht. Der Boden ist aus Beton und nur mit Gummimatten ausgelegt in denen gefrorenes Wasser steht.

Egal.....ich packe aus, blase die Thermomatte auf, lofte den Schlafsack und koche mir einen heißen Tee.

Es ist 18:30 Uhr ........7h Gewaltmarsch !

Die Außentür lasse ich offen und nehme die Schippe mit nach drinnen.

Sollte es anfangen zu schneien, kann kann ich mich trotzdem wieder von Innen nach Draußen wieder freigraben.

Wechsle die Kleidung und bin derart fertig mit der Welt, das ich erstmal in den Schlasa krieche und sofort in meinem dunklen Loch einschlafe.

Wache gegen 22:00 wieder auf, stehe auf und mache mir ein FETTES MEGA ABENDESSEN !

Krabble nach draußen.......ein rosaroter abendzimmel mit traumhaftem Blick hinüber zum Pass.......meine Spur, die ich mit den SS GEZOGEN HABE KANN ICH NOCH IN KILOMETERN SEHEN.

SIE SIEHT AUS, ALS OB EIN BETRUNKENER SIE GEZOGEN HÄTTE........IM WILDEN ZICKZACK BIS HIERHER.


ICH KRIECHE ZURÜCK.....UND DIE WELT KANN MICH MAL GERNE HABEN !
PolarpicsHH
Hüter des Gullfoss
Beiträge: 207
Registriert: Di 3. Jun 2008, 03:50
Wohnort: Hamburg

Re: EYAFJALLAJÖKULL & LAUGARVEGUR - Wintertrekking`14

Beitrag von PolarpicsHH » Mi 4. Mär 2015, 22:13

PolarpicsHH
Hüter des Gullfoss
Beiträge: 207
Registriert: Di 3. Jun 2008, 03:50
Wohnort: Hamburg

Re: EYAFJALLAJÖKULL & LAUGARVEGUR - Wintertrekking`14

Beitrag von PolarpicsHH » Mi 18. Mär 2015, 18:05

13. Mai 2014 - 10 Tourtag

Heute habe ich es nach der gestrigen Maloche nicht besonders eilig, außerdem beruhigt mich der Gedanke ungemein, das es ab jetzt nur noch bergab gehen wird und ich mir von daher noch mehr Zeit lassen kann, als ich dies mit dem täglichen späten Start ohnehin schon tue.

Strecke gegen 11:00 Uhr das erste meinen Kopf aus der "Schneehüttenhöhle" um das Wetter zu checken. Grau in grau und Nebel mit Sichtweite von ca. 50m oder weniger. Vom rosablauen Himmel des gestriegen Abends ist nichts geblieben. WIE SCHADE :cry: !

ANYWAY........ein schnelles kleines Frühstück und Start gegen 12:00 mittags. Schnalle wie gewohnt an und hinterlasse vorher noch für Friemann ( den Hüttenwart in der Sommersaison ) eine Nachricht sowie Geld für die "Nutzung". Türen zu und ab geht's ;) !

Stapfe zum erstenmal hinten herum ganz um die Hütte und sehe, das der Schnee hangaufwärts bis zur Dachkante reicht, man also vom Schneehang direkt aufs Dach hätte steigen können.

Der Pass liegt direkt vor mir. Nach wenigen Minuten bin ich oben und passiere eine freiliegende große Metallbox mit Antenne bzw. so einer komischen LED Lampe ( vielleicht wars aber auch eine Webcam, oder sowas ). Begutachte das ganze kurz aus der Nähe und steige dann ins Tal ab.

Grinse von einem Ohr bis zum anderen. Trotz des eher weichen Schnee's ist es natürlich eine wahre Wohltat nur noch bergab laufen zu müssen.

Habe mir von daher fest vorgenommen ( egal welches Wetter vorherrschen sollte ) diese heutige Etappe so richtig und in vollen Zügen zu genießen.

Mir fallen sogleich jede Menge Snowscooter Spuren auf.......nehme Peilung und stelle fest, das diese genau in Richtung Landmannl. verlaufen. Also stapfe ich denen jetzt erstmal hinterher. Zudem läßt es sich in diesen Läupen deutlich einfacher und noch kräfteschonender gehen als ohnehin schon.

Je nach Wind ist die Sicht mal ein wenig besser ......ca. 100m, mal sinds dann wieder nur 10m. Ansich verlaufen die ersten 1-2h vollkommen ereignislos. Die sonst so "wellige Landschaft" ist meterdick in Schnee verpackt und daher bis auf einige Stellen überraschend eben.

Als ich die Sulfatarenfelder erreiche, bekomme ich sogar mal die ein oder andere Stelle mit gelblich brauner morastiger Erde zu Gesicht.

Zudem reißt für eine geraume Zeit sogar der Wolkenhimmel auf und ich habe PRALLEN SONNENSCHEIN & BLAUEN HIMMEL :D :D :D

Muß sofort die Gläser meiner Brille wechseln um diese enorme Helligkeit zu händeln. Dafür ist dann der Anblick wirklich für die Götter, anderes kann ich es nicht beschreiben. Wasserdampfsäulen überall auf dem tief verschneiten Plateau.... WOW .......fühle mich mordsmäßig gut und meine Laune steigt fast ins unermessliche.

Dann kommt nochmals ein unerwartet steilerer Abschnitt den ich mich auf gut 100m hoch kämpfe ( nicht weil es derart technisch schwierig oder steil wäre.....sondern eher, da ich mich nur zu gerne an das leichte bergab laufen gewöhnt habe, sodaß solch unerwartete Unterbrechungen von mir sofort als Majestätsbeleidigung aufgefasst werden.

Biege um " die nächste Kurve und steige wieder etwas bergab. Nebel zieht auf und nach weiteren 5Min kann ich kaum noch die Hand vor Augen erkennen ! WHITEOUT :!:

Dann komme ich an den Rand eines richtig steilen Schneekraters und unten höre ich es ordentlich zischen.......okey....jetzt schön vorsichtig und nicht noch auf den letzten Metern vor lauter Übermut die Kontrolle verlieren.

Mr. Garmin sagt noch 500m bis zum nächsten Kontrollpunkt. Stapfe im "Nebelmodus" :arrow: in der linken Hand das Navi und rechts einen der beiden Leki's ( während der andere an der Schlaufe um mein linkes Handgelenk über den Boden schleift ) weiter vorwärts.

Es ist immer wieder faszinierend, wie derart schnell sich hier oben die Wetter- & Sichtverhältnisse ändern. Das vor ein paar Minuten noch der blaue Himmel auf mich herab gelacht hatte, würde ich JETZT BEI SICHT GLEICH NULL nicht im Leben glauben, hätte ich es nicht selbst erlebt.

Nach weiteren 10-15Min ist der Spuk wieder vorbei und ich erreiche einen markanten Wegpunkt. Ein flacher Steinmann mit gelber Stangenmarkierung und Schildchen in verschiedene Richtungen.

Es ist schlagartig ordentlich windig geworden, dafür reicht der Blick über die Brennisteinsalda bis hinab nach Landmannal.......wo es gerade duster wolkig ist.

Das abfallende breite Plateau vor mir hinab zur Brennisteinsalda ist übersäht mit Scooterspuren.

Ich setze mich in den Windschatten der steinernden Wegmarkierung und muß mich recht flach auf den Boden legen, um wirklich in den Genuß des Windschattens zu kommen. Denn es pustet jetzt ganz ordentlich. Ziehe mir meine komplette Montur an um nicht zu arg auszukühlen und genieße bestimmt für 20min diesen Blick auf die Ziellinie.

Der Spruch aus Titanic ......" König der Welt" kommt mir spontan in den Sinn :mrgreen: !

Esse und trinke und schaue einfach nur in die Ebene vor mir.

Irgendwann wirds mir dann doch zu kalt und ich rappele mich wieder auf. Ohne jedes weitere Hindernis mache ich jetzt ordentlich Tempo und bin ratz fatz am letzten Steilstück, wo es direkt zur Brennisteinsalda hinab geht. Hier herrscht eine Kombination von Schneematsch und Lehmmatsch.....also eine richtig schön glitschige Angelegenheit. Und als ich vor zwei Jahren hier heraufgestiegen bin, kam's mir irgendwie nicht so derart steil vor. Jetzt aber nützen mir die vielen Steigeigen unter den Schneeschuhen nichts mehr. Wie auf Ski rutsche ich den Hang hinab. Einerseits ist das zwar irgendwie lustig, aber bremsen kann ich nur noch, indem ich mit beiden Stöcken gegen das Gefälle abbremse. Und der große Rucksack ist beim Versuch, das Gleichgewicht zu halten auch nicht wirklich hilfreich. Zum Schluß gehe ich in die Hocke, da mir das Tempo jetzt doch etwas ungeheuerlich wird. Zur Not könnte ich mich so auf den Mors fallen lassen und dann mit den Beinen voraus wieder abbremsen.

Als ich endlich unten bin, ist von den SS nicht mehr viel zu sehen vor lauter "Brabbel".

Ich nehme sie ab und klopfe sie an einem großen Stein ab. Der durch niedrig gespannte Leinen markierte Pfad taucht vor mir auf.

WITZIG......KÄME ICH JETZT AUS RICHTUNG LANDMANNAL. MÜßTE ICH HIER WIEDER UMDREHEN, DA DIE LEINEN DEN WEG "ABSPERREN" UND EIN KLEINES SCHILDCHEN DEN WEITEREN AUFSTIEG IN RICHTUNG HRAFNTINNUSKER ALS - NICHT PASSIERBAR - ANZEIGT.

Mit diesem letzten Schritt über die Leine betrete ich sozusagen wieder legalen Boden :D :!:

Die Lavaformation an der rechten Flanke der Brennisteinsalda direkt vor Augen, nehme ich etwas Tempo raus und begutachte erstmal die Lage. Im Sommer ist der Pfad schmal und sehr steil. Jetzt habe ich aber nur einen 30m breiten Schneehang mit ordentlich Gefälle vor mir. Vom Pfad ist - wie zu erwarten war - nix zu sehen.

Ich steige über das Schneefeld ab - macht Spaß - und erreiche die Stelle, an welcher der Boden warm, schneefrei und im Zicksack hinunter zum großen Sulfatarenfeld führt. Die SS lasse ich an, da man mit Hilfe der Eisenzacken auch über steinige Passagen besser und sicherer absteigen kann, als mit bloßen Schuhen.......außerdem habe ich keinen Bock, für diesen kurze Stück wieder abzuschnallen.

Auf dem Weg heute hier her machte ich mir etwas Sorgen, ob ich den Pfad im Lavafeld vor Landmannal. bei dem vielen Schnee würde recht finden können. Als ich nun aber am Rande dieses kleinen Thermalfeldes stehe, stelle ich erleichtert fest, das meine Sorgen vollkommen unbegründet waren.

Die großen Zacken der Lavaformationen schaun natürlich wie Zeigefinder aus dem weißen Untergrund hervor, aber der Rest ist wieder eine einzige Ebene. Ich kann mir den Weg also frei Schnauze suchen.

Bin dann aber doch etwas vorsichtiger, da hier und da Schneehöhlen erkennbar sind und ich nicht weiß ob der Untergrund überall derart massiv ist, das er mein Gewicht verträgt.

Als ich nach kurzer Zeit andere ältere Spuren von Schneeschuhen und Ski entdecke, folge ich diesen ( und bin so auf der sicheren Seite ).

Zudem scheint wieder die Nachmittagssonne, die Sicht ist also hervorragend.

Nach nur 30min. habe ich die "Abbruchkannte" des Lavafeldes erreicht und die Hütten in gut 100m direkt vor mir.

Jetzt muß ich nur noch eine Möglichkeit zum Abstieg hinunter finden.....30m links von mir geht es dank eines fast geschlossenen Schneehangs bis direkt vor die Haupthütte. Beim Abstieg breche ich PLÖTZLICH unerwartet mit einem Bein ein und hätte mir auf den letzten Meter beinahe noch die Haxen gebrochen :o :!: Kann den Sturz aber in letzter Sekunde mit den Stöcken abfangen......erschrecke mich aber dabei aber zu Tode und mir schießt sogleich das Blut in den Kopf !

UPPSS.....das hätte jetzt auch ins Auge gehen können. Mit etwas zittrigen Beinen nehme ich die letzten 3-4 Höhenmeter hinab und habe es geschafft.

Noch 20m bis zur Haupthütte.......1m tief vom Schnee auf die Holzplattform, welche das Gebäude umgiebt. Dann stehe ich wieder auf festem Boden.


GESCHAFFT :D :mrgreen: :D :mrgreen: :D :mrgreen: :D :geek:

Der Sieg ist Euer....Mylord :lol: :!:

Schaue auf die Uhr.....16:00 Uhr......GAR NICHT SO SCHLECHT....BLOß 4h bis hierher.....bin jetzt wirklich sehr zufrieden mit mir.

Schnalle die SS ab, lasse den Rucksack einfach auf denHolzboden plumpsen, schmeiße die Stöcke gleich hinterher und laufe erleichtert erstmal ums Haus herum zur Tür.

Außentür mit Riegel läßt sich öffnen, ..........SPANNUNG........Innentür ist nicht abgeschlossen.......mache auf und stehe im Vorraum.

Der ist GEHEIZT und somit mollig warm ( zumindests im Vergleich zudem was ich bis jetzt gewohnt war )....... Ja wie GEIL IST DAS DENN !

Hole meine Sachen und packe erstmal aus. Kleidung trocknen......richte mich gemütlich ein. Ziehe mir meine komplett durchweichten Stiefel aus und meine Neopren-Watschuhe an.

Wechsle schnell die Kleidung und zieh mir meine Daunenjacke an.

Stapfe vor zur heißen Quelle und reinige erstmal die Stiefel....mittels des kochenden Wassers läßt sich der lehmige Boden vom Leder und Sohle, sowie der ganze Dreck von den Schneeschuhen ganz leicht entfernen.

Gehe zurück, die SS bleiben vor der Tür, die Stiefel stelle ich ganz nach oben im Raum, wo es am wärmsten ist.

In den Innenraum der Hütte komme ich leider nicht ( abgeschlossen ), aber das wäre auch zuviel des guten gewesen.

Insgeheim hatte ich ja doch gehofft, hier bereits jemanden anzutreffen, und sei es nur ein oder zwei Mann als Vorhut.

Aber hier ist wirklich NIEMAND.....wie mir ein kurzer Kontrollmarsch zur Rangerhütte zeigt.

Das ist schon irgendwie ein komisches Gefühl, es gibt wohl ( abgesehen vom Campingground Reykjavik ) kaum einen Ort, wo in der Saison so viel loß ist, wie hier. Und diesen Platz nun vollkommen verlassen vorzufinden.......CRAZY...... :!: :?: :!:

ABER DAS GANZE HAT AUCH SEINE GUTEN SEITEN.....ich schnappe mir meine Trinkflasche sowie Badeklamotten und EILE ZUM MEGAHOTPOT.

Es fängt leider an ganz leicht zu regnen, aber als ich im Wasser bin, ist es mir dann auch egal.....ganz im Gegenteil, der Regen macht es nur noch um so schöner :P !

Und im Gegensatz von vor 2 Jahren, ist das Wasser jetzt richtig schön heiß.....so wie es sein soll.

Sitze endlos lange bis 22:00 Uhr im Wasser und genieße die Stunden wirklich maßlos.

Das Schneebergpanorama, das heiße Wasser, die Regenbogen über den Bergen und die Dampfschwaden.........das alles habe ich Stunde um Stunde für mich ganz alleine.


WAS EIN MEGA SUPER DUPER LUXUS........ :mrgreen:

ICH BIN EINFACH NUR SPRACHLOS UND UNENDLICH ZUFRIEDEN :!:

FÜR KEIN NOCH MIT SOVIEL STERNEN AUSGEZEICHNETSTES LUXUSHOTEL DER WELT MÖCHTE ICH JETZT IM MOMENT TAUSCHEN.

Gegen 22:30 sitze ich wieder im warmen Hüttenvorraum; der Kocher faucht leise vor sich hin und ich lese während des Abendessens in zwei bereit liegenden dicken Hüttenbüchern.

Kurze Meldung an Maddi abgeschickt......und 10min später Glückwünsche entgegen genommen.

Da der Abend im heißen Bad derart schön war, beschließe ich morgen auch hier zu bleiben und das ganze zu wiederholen.

Schnuppere nochmal die wieder bitterkalt gewordene Nachtluft und steige dann endgültig in den kuscheligen Schlasa.

Licht aus weit nach Mitternacht.
Zuletzt geändert von PolarpicsHH am Mi 18. Mär 2015, 18:12, insgesamt 1-mal geändert.
PolarpicsHH
Hüter des Gullfoss
Beiträge: 207
Registriert: Di 3. Jun 2008, 03:50
Wohnort: Hamburg

Re: EYAFJALLAJÖKULL & LAUGARVEGUR - Wintertrekking`14

Beitrag von PolarpicsHH » Mi 18. Mär 2015, 18:07

TO BE CONTINUED
PolarpicsHH
Hüter des Gullfoss
Beiträge: 207
Registriert: Di 3. Jun 2008, 03:50
Wohnort: Hamburg

Re: EYAFJALLAJÖKULL & LAUGARVEGUR - Wintertrekking`14

Beitrag von PolarpicsHH » So 22. Mär 2015, 17:18

14. Mai 2014 - 11 Tourtag

Lazyday in Landmannalaugar

Schlafe lange aus und genieße ein gemütliches Frühstück gegen 12:00 Uhr in der Sonne vor der Hütte. Sitze schön moppelig warm eingepackt in meiner Daunenjacke und genieße das Panorama und die gute Luft.

Schaue so in der Gegend herum, als sich auf einmal etwas am oberen Rand des Lavafeldes bewegt ! EIN TROLL......ODER EINE ELFE :?:

Nein, es sind sogar zwei, ........aber keine Fabelwesen sondern ein Rucksack bepacktes Pärchen, die einen Abstieg hinunter zu ebener Erde suchen. Ich stehe auf und gehe in Richtung Quelle und lotse beide mit Handzeichen in die richtige Richtung.

Als sie mir dann ein paar Minuten später auf dem Holzpfad entgegenkommen, bin ich doch etwas überrascht. Bin also nicht der einzige Spinner hier.

Die zwei stellen sich als Czecheslowaken heraus und sind zum ersten mal auf der Insel.

JETZT WOLLEN SIE DEN LAUGAVEGUR LAUFEN !!!

Okey......wie seit Ihr den hierher gekommen ist meine Gegenfrage.

Antwort: Von der Sprengia. über die Piste der Landmannallehir bis hierher......15km nach verlassen der Sprengia. wären Sie aber nur noch durch den Tiefschneematsch gewatet, bis es Ihnen zum Schluß gereicht hätte und sie sich die letzten Kilometer dann über die freien Berghänge hierher einen Weg gesucht hätten.

Wanderschuhe in Plastiktüten, in den Schuhen dann die nächste Lage Tüte über den Strümpfen :!: :!: :!:

SOOOO kann man's natürlich auch machen.

Jedenfalls wunderten sich die Beiden, das hier ja gar nix loß sei.
Ich konnte mir daraufhin einen grinsenden Kommentar sowie die Frage nicht verkneifen, ob Ihnen bei Ihrer Wanderung hierher ein Fahrzeug begegnet sei............"NEIN......seit der F26 nicht mehr" ?!?!



Naja....das mit dem Weiterwandern in die Thörsmork, habe ich ihnen dann relativ leicht ausreden können.

Die beiden schlagen ihr Zelt auf der Holzterasse auf und wir verbringen den Rest das Nachmittags quatschend im Hotpot.

Sie werden dann morgen den gleichen Weg wieder zurücklaufen. Mein Vorschlag nach Norden in Richtung Sigalda mit mir zusammen zu gehen, lehnen sie ab, da sie sonst zu weit nach Norden kommen würden.

Irgendwann gegen 20:00 Uhr verabschieden sie sich und verschwinden im Zelt, während ich weitere 2h die heiße Quelle wieder für mich alleine habe und die Stille entsprechend genieße.

Über den Communicator nehme ich Kontakt mit dem Mountainhotel südlich Sigalda auf und kündige mein Kommen binnen der nächsten 2 Tage an.

1h später habe ich die Bestätigung via Email.

Verbringe den Rest des Abends mit Lesen sowie einem eigenen längeren Eintrag ins Hüttenbuch.

Packe schon mal zu einem gewissen Maß vor und freue mich über die Fortschritte, die der Trocknungsprozess meiner feuchten Klamotten und Stiefel macht. Da ich mehr Gas dabei habe als ich auf die letzten Tage brauchen werde gehe ich etwas sehr verschwenderisch damit um, was die Temperatur im Vorraum auf jetzt " richtig mollig warm" steigen läßt.

Stelle den Wecker auf 10 Uhr und beschließe den Tag wieder weit nach Mitternacht.
PolarpicsHH
Hüter des Gullfoss
Beiträge: 207
Registriert: Di 3. Jun 2008, 03:50
Wohnort: Hamburg

Re: EYAFJALLAJÖKULL & LAUGARVEGUR - Wintertrekking`14

Beitrag von PolarpicsHH » Mo 23. Mär 2015, 21:41

Hallo,

vielen Dank für Euer Interesse und die Anfragen,

aber für diesen Tourabschnitt habe ich leider keine Bilder, den Grund hatte ich ja schon angegeben; der Ladezustand meines Smartphone belief sich nur noch auf wenige Prozent, da ich es nicht mehr aufladen konnte und die wollte ich mir für einen möglichen NOTFALL zur Sicherheit aufsparen.

Einen allerletzten Schnappschuß gibts für die abschließenden zwei übrigen Tagesetappen.

SORRY FOR THAT :cry:

Grüße
PolarpicsHH
Hüter des Gullfoss
Beiträge: 207
Registriert: Di 3. Jun 2008, 03:50
Wohnort: Hamburg

Re: EYAFJALLAJÖKULL & LAUGARVEGUR - Wintertrekking`14

Beitrag von PolarpicsHH » Mi 25. Mär 2015, 18:07

15. Mai 2014 - 12. Tourtag


Werde gegen 9:00 Uhr durch Lärm geweckt. Die beiden sind draußen eifrig am Rucksack packen. Ich drehe mich aber nochmal für ne halbe Stunde um und döse so vor mich hin.

Irgendwann quäle ich mich dann aber auch aus den schön warmen Federn und checke erstmal das Wetter...........von Innen durch die Fensterscheibe :lol: !

Sieht ganz gut aus, der Himmel ist nur leicht bewölkt und es scheint die Sonne.

Habe ja gestern Abend schon vorgepackt, von daher mache ich mir zunächst erstmal in Ruhe ein Frühstück und warte bis dieser ganze Tumult da draußen nachläßt.

11:30Uhr.......die Beiden sind startbereit und strecken zum Abschied nochmal den Kopf herein um Lebewohl zu sagen.

Ein kräftiges shake hands und dann machen die Zwei sich auf den Weg und erklimmen das Lavafeld vorbei an der Heißwasserquelle zurück in Richtung Haalda, dann querfeldein auf die F225 und immer weiter entlang der Kringla zurück zur asphaltierten F26.

Ich selbst habe wieder meine Ruhe, relaxe noch etwas mit dem Becher Kaffee in der Hand vor der Tür und betrachte dabei die schneefreien grünen Wiesen, das dampfende Wasser und die überraschend vielen Vögel, welche sich bereits hier tummeln. Selbst ein Schwanenpärchen hat es sich hier gemütlich gemacht.

Gegen 12:30 Uhr bin auch ich startklar. Ich laufe gleich von Beginn an in Schneeschuhen, die paar Meter über Sand und Geröll machen nicht wirklich einen Unterschied.

Weiter vorne an der Furt, muß ich dann erstmal schauen und leichte Umwege laufen, um eine Stelle zu finden, die nicht tiefer als 30cm ist, bzw. entsprechend große Steine im Bachbett liegen hat, den es gilt SELBSTVERSTÄNDLICH AUCH WEITERHIN DIE" STIEFEL NICHT AUSZIEHEN POLITIK" :D .

Nach dem dies geschafft ist, laufe ich auf einem ca. 50cm breiten schneefreien Stück auf der Piste in Richtung Kreuzung F224/F208.

Die Sonne scheint jetzt bei blausten Himmel auf mich herab und ich wende mich ein letztes mal zurück, halte für ein paar Minuten inne und genieße diesen herrlichen Anblick,des tief verschneiten Tales, der einsam daliegenden Hütten und der Wasserdampfschwaden.

Eigentlich bin ich nicht sonderlich sentimental, aber jetzt wird mir doch wehmütig ums Herz. Ich schicke einen letzten Stoßseufzer gen Himmel und drehe mich dann wieder meinem heutigen Tagewerk zu.

Egal wie ich laufe, der Schnee ist weich, z.T. sehr weich sogar und verlangsamt das Vorankommen doch sehr. Als ich die besagte Abzweigung der F208 erreiche und damit aus dem Windschutz der Sudurnamshorn trete, bläßt es mir mal gleich wieder ordentlich ins Gesicht, was mein Vorankommen nun auch nicht gerade beschleunigt.........Schnee, Schneematsch, stellenweise dann wieder bereits freie Stellen und es geht anständig hinauf zum Frostastadahals. Oben angekommen, die berechtigte Belohnung........der Panoramablick über den fast vollständig eisfreien Frostastavatn. Hier oben ist die Piste komplett freiliegend, aber es folgt sogleich ein großes Schneefeld, welches sich mit einer ordentlichen Schrägung gute 100m über der Piste hinab zum Ufer zieht. Danach wäre diese abermals wieder frei und "befahrbar" !

Aber dieses Schneestück ist glaube ich auch mit einem Superjeep nicht zu bewältigen. Das ist wohl auch der Grund warum alle Trackspuren direkt vom Ufer über niedrigere Stellen dieses Berghanges in Richtung Landmannal. führen und somit diese schwierige Stelle umgehen......oder sollte ich besser sagen "umfahren".

Maddi wird mir das Tage später auf meine Nachfrage auch bestätigen......"wir fahren im Winter nicht immer die vom Sommer gewohnten Strecken, sondern müssen uns recht häufig andere Alternativen querfeldein suchen" ( NATÜRLICH NUR SOLANGE ENTSPRECHENDE SCHNEETIEFEN VORHERRSCHEN )....... Das soll jetzt also bitte nicht als Freibrief für wildes querfeldeinfahren während der Sommersaison verstanden werden :!: :!: :!:

Ich entschließe mich direkt am Ufer entlang zu laufen, da hier halbwegs fester Sand vorherrscht und sich so deutlich schneller vorankommen läßt.

Bin vollkommen in Gedanken und trotte so vor mich hin ( Gehirn mehr oder weniger abgeschalten,......FEHLER ).....da ich diesen letzten Streckenabschnitt doch sehr gut kenne und ihn bereits in beide Richtungen mehrfach gelaufen bin; ganz abgesehen von den unzähligen Bus- & Pkwtransfers.

Halte nach der Kreuzung Ausschau, wo es in westlicher Richtung auf der F225 nach Landmannallehir bzw. nach Norden auf der F208 in Richtung Sigalda geht.

Sehe besagtes Schild einen guten 1,5m aus dem Schnee ragend schon von weitem, verlasse das Ufer und halte direkt darauf zu. Passiere dieses schlußendlich, ein kurzer Anstieg ( ja genau hier kam ich vor 2 Jahren aus dem Norden herab). Mittlerweile ist es vorgeschrittener Nachmittag, die Sonne scheint mir ins Gesicht.

Vor mir tut sich nun wieder ein geschlossenes Schneefeld auf, aus dem ab und an die Piste trotz allem recht gut sichtbar hervorlugt.

Alte Jeep- und Snowskooterspuren werden sichtbar. Ich stapfe weiter, der weiße Schnee gibt immer mehr nach und irgendwann stehe ich bis zu den oberen Schienbeinen im Schneematsch. Bei jedem Schritt breche ich durch die vermeintlich feste und oben auf leicht angefrorene Schneedecke, welche sich ab 10cm Tiefe dann in mehr oder weniger flüssige Pampe verwandelt ( das ganze erinnert eher an einen Eissmoothy den an Schnee). Meine Wintersoftshellhose hat innen Gamaschen, ebenso meine darüber liegende GoreTex Hose. Das verhindert bei möglichst schnellem Gehen, das meine Stiefel voll Eiswasser laufen. Ich stapfe einem Storchen gleich durch die Ebene vor mir und bin NOT AMUSED :x .

Beim gehen halte ich nach jeder noch so kleinen "Erdinsel" Ausschau und wenn ich diese dann erreiche, läuft mir das Eiswasser aus den Hosenbeinen.

Das ganze pisst mich auf jedenfalls tierisch an. ABER IST JA DER LETZTE TAG.....UND DA BISLANG ALLES SO GUT UND OHNE ZWISCHENFÄLLE GELAUFEN IST, will ich mal nicht so sein.

Tumb stapfe ich so vor mich hin..........HMMMMM......nach einer doch erklärlichen Zeitspanne, denke ich mir dann aber doch......."irgendwie siehts hier so gar nicht sooooo aus, wie ich diesen Streckenabschnitt vor zwei Jahren von Norden kommend gelaufen, noch in Erinnerung hatte" ! KOMISCH..... naja.....liegt wohl am vielen Schnee.....also weiter !

Nach einer weiteren halben bis Dreiviertelstunde werde ich dann aber doch skeptisch. Okay.....ich bin jetzt extrem langsam vorangekommen, aber nichts desto trotz müßte ich die weite Ebene, durch welche die F208 nach Sigalda führt längst vor mir haben.

Ich bleibe stehen und denke so bei mir......" Du bist in der richtigen Richtung um den Frostastavatn herum, hast die besagte Kreuzung passiert, bis dann den Hang hinauf........VERSTEHE ICH NICHT......IRGENDWAS STIMMT HIER NICHT !" :?:

Kann aber auch keinen Fehler in meinen Überlegungen entdecken.....die Sonne befindet sich bereits deutlich im Sinkflug und scheint mir dabei ordentlich ins Gesicht. Da ich ja bei meiner ursprünglichen Routenplanung auf der F225 in Richtung Landmannallehir laufen wollte, habe ich für die F208 jetzt auch keine GPS Koordinaten mehr......wozu auch......dieser Piste nachlaufen kann jeder Depp !

Entschließe mich weiter in die eingeschlagene Richtung zu marschieren, hinter der nächsten Kurve kommt sie dann ganz bestimmt......."die weite Ebene" !

Nach 20min......IMMER NOCH NIX.......GIBT's DOCH GAR NICHT :?

O.k.....was soll ich jetzt machen ? Ich ziehe die Karte zu rate......aber das macht mich auch nicht schlauer. Entschließe mich dann gleich hier auf den nächsten Hügel zu steigen und mal Ausschau zu halten.

Nach 10min bin ich endlich oben.......und kann einen 360Grad Rundblick nehmen.

ABER WO ICH AUCH HINSEHE........NUR BERGE....!!! :o :o :o

ICH BIN VÖLLIG SPRACHLOS......( und auch wenn mich das jetzt nicht gut aussehen läßt ).....aber mir steigt, ohne das ich dagegen etwas tun könnte, das Blut in den Kopf; und das Adrenalin schießt gleich hinterher.

Mit allem hätte ich gerechnet, ABER DAMIT NICHT !
Ich fange an zu schwitzen, und laufe auf meinem Aussichtspunkt hin und her, wie ein Huhn im Stall, das gerade vom Fuchs heimgesucht wird. Ich bin vollkommen unkoordiniert......soll ich wieder zurück bis zur Kreuzung am See........????? NEIN......nicht den ganzen Weg wieder durch den Schneematsch......ABER WOHIN DANN.......und wieso sieht es hier nicht so aus, wie ich das erwartet hatte ?

DAS GIBTS DOCH EINFACH ALLES NICHT.........( ich muß es leider so schreiben).....ABER NACKTE PANIK MACHT SICH BREIT :shock: :shock: :shock:

Ich bin wie gelähmt, schaffe es aber dann doch, mich selbst soweit zu beruhigen und überrede mich schließlich, entgegen aller inneren Wiederstände, (welche mich zu völlig sinnfreiem Aktionismus verleiten wollen) mich erstmal hinzusetzen.

Nach 1-2min. durchschnaufen habe ich mich dann wieder soweit im Griff, das ich einigermaßen klar und logisch denken kann.

Also.....WAS IST HIER LOß ?

KEINE AHNUNG.......SAG DU ES MIR :roll: ?!?

Ich trinke erstmal einen kräftigen Schluck und esse einen Powerbar.

Mein Selbstgespräch geht dann ungefähr so weiter......." WAS WAR DAS DEN JETZT GERADE"...... ??? ANALYSIERE DEINE SITUATION, UND SPINNE HIER NICHT SO RUMM !

BIST DU IN EINEM SCHNEESTURM KURZ VOR DEM ERFRIEREN ?

NEIN.....MIR IST WARM UND DIE KLEIDUNG IST TROCKEN ( von den Stiefeln und Hosenbeinen mal abgesehen )

BIST DU OHNE NAHRUNG UND AM VERHUNGERN ?

NEIN....ich habe noch Proviant für ne knappe Woche

HAST DU KEINE UNTERKUNFT FÜR DIE NACHT ?

NEIN....mein Zelt würde auch einem Sturm von weit über 100km locker standhalten.

IST ES NACHT ODER HAT ES WHITEOUT UND DU KANNST NICHTS ERKENNEN ?

NEIN....das Wetter ist super und die Sonne scheint auf mich herab.

HÄNGST DU MIR EINEM FINGER IRGENDWO IN DER STEILWAND UND HAßT NUR NOCH KRAFT FÜR 10Sek. bevor Du in die Tiefe stürzt ?

NEIN.....ich sitze zu ebener Erde, mit einem Müsliriegel in der Hand und habe einen tollen Ausblick.


ALSO, ......WAS HAMPELST DU DANN JETZT HIER WIE EIN BLUTIGER ANFÄNGER DURCH DIE GEGEND ?


STIMMT......eigentlich alles Sahnetorte......nur eben mit dem klitzekleinen Schönheitsfehler, das ich gerade so gar nicht weiß wo ich bin ?

NAAA UND......was macht man dann ?

Hast natürlich recht......Karte raus, GPS und zum allerersten Mal seit meinem Start in Skogar auch der Kompass.

Die Koordinaten des Garmin zeigen mir übertragen auf meine 1:100.000er Karte einen Standpunkt zentral im Lifrarfjöll an .......bis nach Landmannalehir sind es Luftlinie nur noch gute 4km.

DER KOMPASS SAGT MIR WO NORDEN IST UND WO ICH HIN MUß, UM DIE PISTE NACH SIGALDA WIEDERZUFINDEN.

ES IST WIRKLICH NICHT ZU FASSEN, ich bin die ganze Zeit nach Westen marschiert ohne es zu merken. WIE KONNTE MIR DAS PASSIEREN........und wieso habe ich es nicht vorher bemerkt ?

Den erfahrenen Wanderern unter Euch wird natürlich meine Verkettung von Fehlern und Unaufmerksamkeiten beim lesen dieser Zeilen nicht entgangen sein.......für alle anderen......kommt die Auflösung, wenn ich am heutigen Abend "im Zelt liege" :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:

Der Spannungsbogen muß ja doch gewahrt bleiben !

Leider mach gleich der Akku meines ipad schlapp & da ich im Cafe sitze, muß ich jetzt leider hier abbrechen.

Wer ist online?

Mitglieder in diesem Forum: ClaudeBot [Bot] und 0 Gäste