Eyafjallajökull & Laugarvegur - Wintertrekking`14

Erfahrungsaustausch mal ausführlich.
PolarpicsHH
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Eyafjallajökull & Laugarvegur - Wintertrekking`14

Beitrag von PolarpicsHH » Di 10. Feb 2015, 17:20

Ein herzliches Hallo an alle Forumsmitglieder,

es ist mitlerweile ein gutes Dreivirteljahr her seit meinem Winter-Solotrek von Skogar hinein ins südliche Hochland bis hinauf nach Sigalda an die Sprengiasandur (F26).

Längstens wollte ich hier dazu ein paar Zeilen schreiben, habe dies aber bis heuer aus zeitlicher Ermangelung nicht geschafft.

In einem Rutsch werde ich das auch jetzt nicht hinbekommen, versuche aber, mit nicht all zu vielen Unterbrechungen zum Ende zu gelangen.

GLEICH VORAB:

Schande über mich, aber ich habe nur sehr wenige Bilder in mangelhafter Bildqualität ( iphone 4 ) und diese auch mit großen Bildlücken was die Streckenführung anbetrifft. Dies liegt darin begründet, das mir auf dem Weg zum Altftavatn das Ladekabel von meinem Powermonkey Solarpanel zum Aufladen des iphone verloren ging und ich dann mit der verbleibenden Restenergie derart haushalten mußte, das nicht mehr zu jedem gewünschten Moment ein Bild gemacht werden konnte. Zum Schluß mußte ich aus Sicherheitsgründen das iphone sogar ganz ausschalten um im Falle eines Notfalls überhaupt noch senden oder empfangen zu können. Außerdem kam das iphone mit den gewaltigen Bildkontrasten überraschend schlecht zu Rande und viele Bilder, welche ich mit frierenden klammen Fingern zum Teil mehrfach gemacht habe, waren einfach derart schlecht, das ich sie gleich Vorort wieder gelöscht habe ( im Nachhinein betrachtet natürlich eine grobe Dummheit ).

Die Bilder wurden von mir digital überarbeitet um die Lichtstimmungen am besten wiederzugeben und die schlechte Bildqualität etwas auszugleichen.

Eigentlich hatte ich mir eine schöne Hasselblad 500c/m mit 80mm Zeiss O. gekauft, aber diese flog gleich als erstes wieder raus, als der Rucksack gepackt wurde und bereits zu Hause ein Gesamtgewicht von gut 26kg erreicht war, welches in Reykjavik noch um geplante 10-12kg mit weiteren Nahrungsmitteln aufgestockt werden würde. 2kg zusätzliches Cameraequipment war da beim besten Willen nicht mehr zu vertreten.

Reisebeginn war der 1.Mai, was zugegeben normalerweise nicht mehr wirklich als Winter zu bezeichnen ist ( jahreszeitentechnisch ), aber da es letztes Jahr Schneefall wie seit 50 Jahren ( laut Aussagen mehrer Einheimischer ) nicht mehr gegeben hatte, entwickelte sich dies Tour dann doch zum reinen Schneeschuhtrip.

Nähere Ausführungen der genauen Anreise erlaube ich mir Euch zu ersparen und werde mit dem Tag des Transfers von Reykjavik nach Skogar beginnen.
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Re: EYAFJALLAJÖKULL & LAUGARVEGUR - Wintertrekking`14

Beitrag von PolarpicsHH » Di 10. Feb 2015, 17:48

P.S.

Wie in alten Treats von mir nachzulesen ist, war ursprünglich war eine Routenführung von Skogar über den Fimmforduhals & Laugarvegur nach Landmannalaugar, dann weiter hinauf bis nach Kerlingarfjoll und zurück über die Kjölur nach Geysir geplant, was hier im Forum im großen & ganzen als sehr ambitioniert und per see und freundlich ausgedrückt als "unüberlegte" w.h. leichtsinnige Tourenplanung klassifiziert wurde. Es war sehr anspruchsvoll, da muß ich im Nachhinein den Kritikern beipflichten.

Die Zeit wurde dann aufgrund schlechter Witterungslagen ( und trotz mehrerer freien Tage ) so knapp, das ich an der Sprengi einfach abbrechen mußte. Eventuell hätte ich noch eine Abkürzung von dort direkt nach Geysir wagen können, aber für diese Teilstrecke war ich nicht vorbereitet und hatte keine GPS Koordinaten ( und aufgrund vorangegangener Ereignisse auf dieser Tour, wo ich es nur aufgrund des GPS geschafft hatte, war mir das Kisiko dann doch zu groß. Besonders auch unter der Prämisse, das ich dann nicht einen Tag zu spät wieder in Reykjavik hätte sein dürfen um nicht den Rückflug zu verpassen ( ganz abgesehen von geplatzen Treffen mit isländischen Freunden & leckerstem Barbeque ).
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Re: EYAFJALLAJÖKULL & LAUGARVEGUR - Wintertrekking`14

Beitrag von PolarpicsHH » Di 10. Feb 2015, 20:06

2. Tag- Transfer Reykjavik/Skogar

Nachdem ich den Rest des Proviants am gestrigen Tage gekauft und abends im Hotel dann mein Gesamtfutter auf die drei Wochenbeutel gleichmäßig aufgeteilt und alles im Rucksack verstaut hatte (ca. 36kg ) sah meine ursprüngliche Planung vor, das mich langjährige isl.Freunde vom Hotel ( Hotel Klettur - sehr zu empfehlen, hell, ansprechendes Ambiente in der City, habe nur 95,-€ für die Nacht im EZ bezahlt incl. reichhaltigem Frühstück ) zum Busterminal Nordlingabraud in 111 Reykjavik verbrachten. Dort wollte ich am frühen Mittag via Bus in gut 2,5h bis Skogar durchfahren und so gegen 14:00 vom Skogarfoss noch am gleichen Tag starten.

Zu meiner Freude hieß es dann aber bloß ganz lapidar, das das alles viiieeelll zu umständlich sei ;) und wir doch entspannt gemeinsam bis Skogar zusammen fahren, so könnten wir noch ein bischen quatschen, und außerdem hätte man heute sowieso nichts anderes vor.

Da wollte ich natürlich niemanden "enttäuschen" und ließ mich nur zu bereitwillig gen Süden verfrachten :D

Aus dem Auto heraus die ersten Fotos geschossen und gleichzeitig über meinen Provider die Auslandsoption für mein Handy freischalten lassen, was binnen 5min erledigt war und mir ermöglichte gleich mal ein paar der Bilder bei Facebook hochzuladen.
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Re: EYAFJALLAJÖKULL & LAUGARVEGUR - Wintertrekking`14

Beitrag von PolarpicsHH » Di 10. Feb 2015, 20:29

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Re: EYAFJALLAJÖKULL & LAUGARVEGUR - Wintertrekking`14

Beitrag von PolarpicsHH » Mi 11. Feb 2015, 03:31

Ankunft bei allerbestem Wetter; Temps ca. 14-16C, schnell noch das ein oder andere Starterfoto mit Wasserfall im Hintergrund und im Anschluss der Abschied von Maddi, der sich ein Grinsen nicht verkneifen kann, nachdem ich den Monsterrucksack auf meine Schultern gewuchtet habe.
Beim Umdrehen ruft er mir noch die Anekdote hinterher, das schon so mancher Möchtegern-Fimmförduhals-Passbezwinger derart schnell die vermeintlich wenigen Eisentreppen zur Abbruchkante des Skogarfoss hinauf gestiefelt sei, das ihm oben endlich angekommen, die Luft so weg geblieben sei, das er sich kleinlaut zur Umkehr entschlossen habe..............ISLÄNDER.....UND IHR KOMISCHER HUMOR.

Auf den Stahlgittertreppen ( das letzt mal war ich hier 2003, da hatte es noch einfache Holzpflöcke im Erdreich ) ist überraschend viel Verkehr. Eine gemischte Reisgruppe unterschiedlichen Alters. Auf jeder Kehre bleiben einige stehen und ich werde von allen Seiten mit der Digicam "abgeschossen". Was mir so gar nicht behagt. Ich will nur noch hoch, schnell oben über den Zaun und ab durch die Mitte und meine Ruhe haben. Also gebe ich ordentlich Gas und überhole die meisten, soweit vom Platz her überhaupt möglich.

Oben angekommen, geht mir dann doch böse die Pumpe und ich versuche Haltung zu bewahren, steige flux über besagtes Schafsgitter, was nach diesem flotten Anstieg überraschend schwierig ist ( ich versuche aber - erfolgreich wie ich denke - Haltung zu bewahren ) und laufe noch gute 50m weiter bis ich außer Hörweite der Plattformbesucher am Skogarfoss bin; dann erst mache ich einen kurzen Stop und hechle erstmal wie ein alter Hund. Außerdem wird mir saumäßig warm. Also Pack runter, Technoshirt aus und im Unterhemd weiter. Stelle mir dabei gleich noch die Sticks in entsprechender Höhe ein. Für gut 30min kommen mir im Anschluss noch der ein oder andere Tagesausflügler bzw. kleinere Gruppen entgegen, dann bin ich plötzlich bei grandiosem Wetter und Weitsicht alleine.

Bin total aufgeregt, blicke mich immer wieder um und sauge diese grandiose Landschaft förmlich in mich auf. Von Schnee weit und breit keine Spur, und der Pfad ist nicht wirklich breit, aber derart tief ausgetreten, das ihm sogar ein Blinder folgen könnte. Nach gut 1,5-2h die erste richtige Pause lasse mich an einer geeigneten Stelle in Gras fallen und schaue den Weg, welche ich gekommen bin, zurück. Bin einigermaßen überrascht wie hoch ich schon bin. Nehme meine 1L Army-Feldflasche, welche mich seit nunmehr über 12 Jahren begleitet ( die Dinger sind einfach nicht kaputt zu kriegen und genehmige mir einen ordentlichen Schluck Wasser mit Vitamintablette geschmacklich verfeinert. Dazu gibts den ersten dicken Energieriegel ( 100gr / 2200kcal ).

Nach einer weiteren Stunde Marsch wird der Pfad unübersehbar matschig, überall laufen mir kleine Rinnsale entgegen. Ich versuche zunächst noch etwas abseits zu marschieren um mir nicht unnötig die Stiefel zu versauen, zudem ist es etwas Kräfte schonender und ich komme nicht so leicht ins Rutschen.

Dann taucht hinter der nächsten Kuppe das erste richtige Schneefeld auf. Meine Schneeschuhe welche ich erst am Tag vor meiner Abreise von Globi per Cityboten binnen 2h direkt nach Hause geliefert bekommen hatte waren noch am Rucksack verschnürt.

Das mit den Schneeschuhen hier näher auszuführen würde jetzt zu weit gehen. Nur soviel, ich wollte eigentlich Steigeisen für den Notfall - also besonders schwierige Passagen - mitnehmen, aber nachdem Frimann der seit Jahren Hüttenwart in Hraptntinnusker ist, mich am Telefon in letzter Sekunde noch wissen ließ, das es wohl smarter sei Schneeschuhe anstelle der Crampons mitzubringen, habe ich bei besagtem Outdoorhändler derart Alarm gemacht, das man mir auf schnellstem Wege ein paar ihrer besten Schneetreter für den alpinen Bereich anlieferte).

HERZLICHSTEN DANK FÜR DIESEN BESONDEREN SERVICE !

Ohne diese Dinger, hätte ich gleich am ersten Tag bereits wieder umdrehen können.

Eine halbe bis dreiviertel Stunde stapfe ich noch direkt am Fluss entlang und versuche Wegmarkierungen zu finden, versinke dabei oft bis zu den Waden im Schnee, will aber im Gegenzug auch den Weg nicht verlieren.

Das die abgesteckten Wegmarkierungen sich wohl eher an den Sommerwanderer richten und man diesen eine möglichst abwechslungsreiche Streckenführung bieten möchte, geht mir erst dann auf, als ich ein kurzes 50m langes Steilstück unter Aufbietung wirklich aller Kräfte und zum Schluß nur noch auf allen vieren erklimmen kann. Oben angekommen und kurz vor dem Kollaps liege ich dann mit immer noch angeschnallten Rucksack unter mir Minuten lang nach Atem ringend wie erschossen einfach nur so da und Strecke in der Nachmittagssonne alle viere von mir.

Dabei fällt mir auf, das ich dieses Steilstück ganz leicht in einem Bogen hätte an einer 50 östlich gelegenen Stelle bequem umgehen können. War mir zunächst nicht aufgefallen, da ich so darauf fixiert war, die Stöcke der Wegmarkierungen ausfindig zu machen, das ich schlicht und einfach übersehen habe, das Gelände ans ganzes "zu lesen".

TJA, MAL WIEDER WAS DAZU GELERNT !

Als ich mich endlich wieder aufbegeben möchte, rühre ich mich trotzdem keinen Zentimeter mehr von der Stelle. Wie eine Schildkröte auf dem Rücken strample ich so vor mich hin, gebe dann aber doch klein bei, löse alle Gurte und rolle mich zur Seite drehend aus dem Tragesystem des Gregory Denali Pro. Ich komme mir dabei derart lächerlich vor, das ich lauthals über mich selbst lachen muß.

Ok. Ok, ohne geht's wohl doch nicht mehr, brumme ich mir selbst zu; knüpfe alle Befestigungsleinen los und steige zum ersten mal in die besonders großen Schneeschuhe.... Tragkraft 120kg. Rucksack wieder hochgewuchtet, Stöcke in die Hände und loß gehts.

WOOOOW, ......DAS LÄUFT SICH JA EASY......ICH FLIEGE GERADEZU ÜBER DEN SCHNEE.......die Dinger machen jede Fußbewegung mit, so fühlt es sich zumindest für mich an. Nach 100m wieder ein kurzes 30-40m langes Stück steiniger schneeloser Untergrund, über den ich einfach so hinweg marschiere. Dabei fällt mir auf, das es selbst darauf mit den SS schneller geht, als mit bloßen Wanderstiefeln über diesen steinig morastig weichen Grund zu laufen. Die Dinger bleiben also für den Rest des Tages an, egal ob ich damit auch mal Teilabschnitte von ein paar hundert Metern ohne Schnee über Stein und Fels laufen muß, ständiges an- & abschnallen nervt einfach gewaltig und kostet Zeit, außerdem ist das Bücken mit derart viel Last auf dem Rücken fast unmöglich, ohne nicht vornüber zu kippen.

TO BE CONTINUED
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Re: EYAFJALLAJÖKULL & LAUGARVEGUR - Wintertrekking`14

Beitrag von PolarpicsHH » Mi 11. Feb 2015, 03:36

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Re: EYAFJALLAJÖKULL & LAUGARVEGUR - Wintertrekking`14

Beitrag von Dieter » Mi 11. Feb 2015, 17:08

Bleib dran!
Freu mich schon auf den weiteren Bericht!

Dieter
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Re: EYAFJALLAJÖKULL & LAUGARVEGUR - Wintertrekking`14

Beitrag von kilosierra » Mi 11. Feb 2015, 20:16

Mach bitte schnell weiter, ich freu mich schon drauf.

Ich war zur gleichen Zeit in Island, aber nur als Autotourist, zu mehr reicht es bei mir nicht. :shock:

Am Skogafoss war ich am 30.4.2014

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Re: EYAFJALLAJÖKULL & LAUGARVEGUR - Wintertrekking`14

Beitrag von PolarpicsHH » Do 12. Feb 2015, 01:27

Ich hatte mir alle wichtigen GPS-Wegpunkte über online Satelittenkarten bei der Routenplanung zusammengesucht ( abgesehen von bekannten Daten, wie etwa Hütten und dergleichen ), diese Datensätze dann per email nach Reykjavik geschickt, damit Maddi sie aus Sicherheitsgründen nochmals gegenchecken konnte. Zudem speicherte er dann diese Route bei sich ab um sie im Notfall an weitere Landsbjörg-Teams, welche näher vor Ort wären weiterleiten zu können.

Auch galt wie seit Jahren wieder unsere alte Vereinbarung, das ich mich alle 2-3 Tage melde, um wenigstens kurz meine aktuelle Position durchzugeben. Sollte ich binnen 4 Tagen gar kein Lebenszeichen von mir geben, würde er über seine Zentrale die "Kavallerie" losschicken, oder selbst nach dem Rechten sehen.

Naja und einer dieser besagten wichtigen GPS-Punkte lag nun nur noch wenige hundert Meter vor mir, die Holzbrücke über die Skogar. Von Fotos wußte ich, das diese Konstruktion gute 2m hoch über den Grund aufragt, also von weitem gut zu sehen sein würde.........NUR JETZT WAR VON IHR NICHTS, ABER AUCH GAR NICHTS ZUSEHEN ! Weit und breit eine einzige ansteigende Schneeebene mit Felsinseln, welche aus ihr vereinzelt hervorragen.

Noch hundert Meter, ich komme über die nächste Kuppe und entdecke in der Ferne soetwas wie ein Stück Holzzaun, einige Meter davor ragt zudem das obere Ende eines Schildes aus dem Schnee. Als ich endlich davor stehe, stelle ich fest, das dies wohl die Brücke sein muß, nur eben, das geradeso die Holzbohlen und das Handgeländer aus dem Schnee schauen, vom 2m hohen Sockel, bzw. dem, was diese Brücke eigentlich überspannt ist nichts zu sehen.

CRAZY............die Schneestärke müßte hier als 4m oder sogar deutlich mehr betragen !!!!

Das nenne ich jetzt aber mal amtlich.

Ich überlege kurz, ob ich sie überhaupt benutzen soll.....macht ja eigentlich keinen rechten Sinn, tue es dann aber trotzdem. Lieber etwas zuviel Vorsicht walten lassen.

Ich schaue zum Pass hinauf und kann dort mittels eines kleinen einfachen einäugigen Okulars, welches ich dabei habe, die große Hütte zum ersten mal entdecken.

Huuuu, das ist noch ein ganzes Stück des Weges, also wird diese Schneekuriosität hier schnell via Foto dokumentiert und weiter gehts.

Marschiere im Laufe der nächsten 1,5h mal direkt nach Norden auf den Pass zu, mal folge ich doch lieber der Piste, welche über große Abschnitte parallel verläuft, kann mich aber nicht so recht für eine von beiden Marschstrategien entscheiden und mache mir daher oft unnötig viel Mühe ( im Nachhinein betrachtet ).

ES WIRD JETZT RICHTIG KALT ! Das Shirt habe ich schon seit geraumer Zeit wieder an und nun folgt auch die Wintersoftshell und die Handschuhe ( ein sicheres Zeichen für mich, das es nun doch mehr als frisch wird. Die seitlichen langem Belüftungs-RV's an meiner Wintershoftshellhose sind nun auch komplett geschlossen und ich erblicke zum ersten mal Baldvinsskali in der Ferne. Sollte doch binnen der nächsten 1-1,5h zu erreichen sein. Da darf man sich nochmal eine kurze Pause gönnen. Ich schaue mich nach einem geeigneten Sitzhügel um, der es mir erlaubt das Gewicht des Rucksacks "abzustellen", ohne aber die Gurte zu lösen, oder gar ihn ganz abzusetzen.

Als ich einen geeigneten Sitzplatz entdecke, versuche ich "rückwärts einzuparken" .........und genau jetzt macht sich der große Nachteil von Schneeschuhen bemerkbar. Nach vorne gehen .....NULL PROBLEMO......aber rückwärts.......NO NO NO......das gehört zu den Dingen, welche man grundsätzlich unterlassen sollte. Das merke ich auch sofort, nachdem sich die hinteren Schneeschaufeln im Schnee verkeilen, ich das Gleichgewicht verliere und mich das Gewicht des Rucksacks ( ca. 45% meines Eigengewichtes ) ohne die geringste Möglichkeit einer Gegenmaßnahme in Zeitlupe nach hinten umfallen läßt, wie eine alte Eiche, die man gefällt hat.

IDIOT ...... DÄMLICHER :x !

Das mit der Schildkröte hatten wir ja bereits. Aber nachdem ich wieder alle Gurte gelößt habe, und mich herausdrehe, kann ich trotzdem nicht aufstehen. GUESS WHAT......genau.....knapp 80cm lange Bretter unter den Füßen, die sich irgendwie im Schnee verkeilt haben, machen jeden ernsthaften Versuch aufzustehen zunichte.

ES IST WIRKLICH ZU TIEFST ENTWÜRDIGEND, mit welchen Verrenkungen ich einem Betrunkenen gleich wieder auf die Füße zu kommen versuche.

Erst ärgere ich mich über mich selbst, aber dann kann ich nur noch lachen, .......soviel Dummheit muß einfach bestraft werden, ......."geschieht Dir ganz recht, sei bloß froh das Du hier oben Mutterseelenallein bist und dich keiner bei diesen kläglichen Versuchen gesehen hat" :mrgreen: .

Beim weiterlaufen merke ich, das die kühleren Temps. auch was Gutes haben. Die SS versinken nicht mehr so tief im Schnee ( da zählt jeder Zentimeter weniger um Kraft zu sparen und das Tempo sowie den Bewegungsablauf möglichst hoch zu halten ). Die oberste Schicht ist jetzt, da ich mich im Schatten des vor mir aufragenden Passes befinde, crisp gefroren, in wenigen Zentimetern Tiefe aber noch weich.

Meine SS von TUBBS die aus Vollkunststoff sind und unten mit weit überdurchschnittlich vielen aufgenieteten gezackten Eisen ( z.T. 50cm lang ) versehen sind, fressen sich geradezu in die gefrorene Oberschicht und machen dabei ein Geräusch, welches mich an das Aufschneiden von frischem besonders knusprigem Brot erinnert.

Das pushed mich weiter, aber der Weg zieht sich doch bedenklich. Ich habe die Hütte vor Augen, komme ihr aber gefühlt kein Stückchen näher.

ICH BIN TOTAL FERTIG und ein letztes 300-400m langes Steilstück gibt mir zum Schluß den Rest.

Ich stolpere auf die kleine hölzerne Terrasse vor dem Hütteneingang und hänge erstmal wie ein alter nasser Waschlappen über dem dazugehörigen Holzgeländer um Luft zu schnappen.

VERMERKE: Offizielle Ankunftszeit 20:35 !
Start in Skogar war gegen 13:30 Uhr.... macht gute 7h Marschzeit. Ist jetzt kein Weltrekord, aber under den gegebenen Umständen bin ich recht zufrieden mit mir.

Es ist kalt und es geht ein leichter Wind. SS abgeschnallt, Daumen drücken, das die Tür nicht verschlossen ist und rein in den Vorraum.
Rucksack abwerfen, Schuhe aus .......Türklinke in die Hand UND.............OOHHH YES .......IT'S OPEN....BABY :D !!!

Schaue mich um. Ein riesiger Tisch in der Mitte, jede Menge gestapelter Matratzen in den Ecken, Stühle und eine brauchbare Kochzeile an der Kopfseite des Raumes. Ein paar Kerzenstummel und gebrauchte Teelichter sammle ich zusammen und entzünde sie. Jetzt muß erstmal behagliches Licht und Wärem her. Rucksack reinholen und auspacken.

HEIZUNG: geht nicht
WASSER: läuft nicht
LICHT: brennt nicht

SUUPPERR :x ....war aber auch nicht wirklich anders zu erwarten.

Es ist richtig kalt hier drinnen .... +5 C

Ich wechsle die Kleidung und ziehe die durchgeschwitze Softshelljacke Fleecehemd & Firstlayer aus. Eine hochfloorige superwarme Fleecejacke an und darüber......eine 600gr. schwere USA Highend Hoody-Daunenjacke in knallrot.........DAS IST LUXUS :lol:

Breite meinen Daunenschlafsack ( 1050gr 800cuinch ) zum loften aus.

Gehe raus und hole Schnee zum Schmelzen. Mein Reactor Gaskocher ist jetzt in seinem Element und kann mal zeigen warum ihm der Hersteller diesen Namen verpaßt hat.

Schütte im Laufe des Abends Unmengen heißen Tee in mich hinein, dazu eine ordentliche Mahlzeit aus Instantnudeln mit Pemikan ( meine geheime Allzweckwaffe in der Reiseküche ), als Dessert Schoki, Kekse & getrocknete Datteln.

Als es Schlafenszeit wird gehe ich nochmal vor die Tür, mache ein paar tolle Abendbilder mit schönen Wolken und koste meinen Triumpf beim Blick hinunter zur schwarzen Küste ABER MAL SOWAS VON AUS.

Atme die kristallklare Luft tief ein und bin zutiefst zufrieden mit mir und der Welt.

SO KANNST JETZT WEITERGEHEN !!!

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Re: EYAFJALLAJÖKULL & LAUGARVEGUR - Wintertrekking`14

Beitrag von PolarpicsHH » Do 12. Feb 2015, 01:47

TO BE CONTINUED

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