Hornstrandir - vorbei an Drangajökull - über Hraun zur -635- ...

Erfahrungsaustausch mal ausführlich.
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Uwe
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Re: Hornstrandir - vorbei an Drangajökull - über Hraun zur -635- ...

Beitrag von Uwe » Do 19. Sep 2019, 22:35

Wilhelm hat geschrieben:
Do 19. Sep 2019, 16:28
Die kleine Bucht bei Drifandi. Ich weis nicht wie ich es passend ausdrücken soll, aber diesen Ort hatte ich echt ins Herz geschlossen: die schönen felsigen Aussichtspunkte auf einige Mövenkolonien, die kleine Bucht mit direktem Zugang zum Meer, … es war irgendwie wie Liebe auf dem ersten Blick. Ich wusste zwar nicht wie schön es bei Smidjuvík sein würde, aber Plan ist Plan. Aber sollte ich jemals erneut diese Strecke laufen dann ist es "Plan" hier das Zelt aufzuschlagen.
Yeap, das kann ich sehr gut nachvollziehen, ABER: ;)
Am 15. Februar 2019 sind "neue gesetzliche Regeln zu Naturerhalt und Management der geschützten Region Hornstrandir in Kraft getreten". Darin heißt es unter anderem, dass es Besuchern nicht mehr gestattet ist, in Hornstrandir frei zu zelten, sondern dass alle nur an den ausgewiesenen Stellen ihre Zelte campieren dürfen, wo es auch Sanitäranlagen gibt".
Hier der link: https://www.icelandreview.com/de/natur- ... -getreten/


isa035.jpg
Schnappschuss der Mövenkolonie. Ist es die Gattung "larus argentatus" oder aber "rissa tridactyla"? Der durchgehenden schwarzen Zeichnung der Flügelspitzen nach vermute ich letztere. Vielleicht haben wir hier einen Vogelspezialisten?
Ich bin leider kein Vogelexperte, aber ich nehme auch an, dass es sich um Dreizehenmöwen handelt. Abgesehen von der schwarzen Zeichnung der Flügellinie, gibt es noch zwei Merkmale, welche auf die Dreizehenmöwe hinweisen. Zum einen der Schnabel. Dieser ist bei adulten Dreizehenmöwen durchgehend gelb. Die Silbermöwe, welche du auch erwähnst, hat zwar auch einen gelben Schnabel, aber an der Unterseite gibt es einen roten Fleck (Gonysfleck). Bei der zweite Möwe von rechts auf deinem Foto, kann man gut den durchgehend gelben Schnabel erkennen. Ein weiteres Merkmal ist die Farbe der Beine, welche bei den Silbermöwen rosa und bei den Dreizehenmöwen schwarz sind. Dies wiederum kann man gut an der Möwe sehen, welche im Vordergrund gerade abhebt. Last but not least ist auf der linken Seite deines Fotos ein Jungvogel einer Dreizehenmöwe abgebildet, was man an der typischen Zeichnung des Federkleides zu erkennen ist.

Uwe
http://www.unique-iceland.com
Reiseführer: Rundreise mit Wanderungen / Trekkingführer: Naturparadies am Polarkreis und Südliches Hochland
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Wilhelm
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Re: Hornstrandir - vorbei an Drangajökull - über Hraun zur -635- ...

Beitrag von Wilhelm » Fr 20. Sep 2019, 15:26

Hallo Uwe!
Rechtherzlichen Dank bei der Hilfe der Artbestimmung der Möwen.
Was die Drifandi-Bucht angeht, da befindet sich dort tatsächlich ein Campingplatz mit dem typisch-dazugehörigen Toilettenhäuschen. Man erkennt den dunklen Fleck auf dem Foto nicht als solches, deswegen füge ich hier nochmal einen anderen Bildauszug in größerer Auflösung hinzu. Einfach auf das hier eingefügte Bild klicken:
isa066.jpg
Also entweder arbeiten die Leute dort im Schutzgebiet nicht Hand in Hand, oder im Web stehende Veröffentlichungen sind nicht aktuell?!?!
Freut mich aber, wenn ich da etwas Aktuelles beitragen kann :)
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Wilhelm
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Re: Hornstrandir - vorbei an Drangajökull - über Hraun zur -635- ...

Beitrag von Wilhelm » Fr 20. Sep 2019, 15:43

Was die genaue Ortsbestimmung angeht, da stöbere ich gerade in den Karten. Die Bucht befindet sich ja ein Stück vor jenem Tal, in dem der Drifandi-Fluß ins Meer fliesst, möglicherweise ist das der Zeltplatz Bjarnanes. Dann wäre auch alles höchst aktuell und offiziell :P
Dann nochmal an dieser Stelle meine aktuelle "Liebesbekundung" zu diesem schönen Platz!!!
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Wilhelm
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Re: Hornstrandir - vorbei an Drangajökull - über Hraun zur -635- ...

Beitrag von Wilhelm » Fr 20. Sep 2019, 16:34

Aber nun weiter mit dem Reisebericht:
isa042.jpg
Der Nebel gibt den Blick auf den 502 m hohen Gipfel des Skardsfjall nur ansatzweise frei. Jetzt ist es nur noch ein Katzensprung nach Bolungarvík …

isa043.jpg
Endlich angekommen, in der Bucht Bolungarvík. Mal kurz was zu den Strandabschnitten: Für mich war das Erstaunen über die Unmengen des angespülten Mülls recht gross. Sehr viel Plastikmüll, scheinbar vorrangig von Schiffen: Fischernetze, diese bunten Plastikkugeln, welche zumeist an den Rändern der Fischernetze befestigt sind, diese Plastikwannen (oder nur Teile dieser), in denen der Fisch nach dem Fang in Eis eingelegt wird, … und und und … bis hin zur Zahnbürste. Und das an einer so abgelegenen Küste wie dieser von Hornstrandir.

isa044.jpg
Haus Heimabaer ... in den Jahren ziemlich heruntergekommen, davor ein Toilettenhäuschen und so wie es ausschaut, soll das dann hier auch der Zeltplatz sein?! Das Haus, wie auch die Hütten nahe der schönen Felsnadel waren alle verlassen und verschlossen.
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Wilhelm
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Beitrag von Wilhelm » Fr 20. Sep 2019, 16:54

isa045.jpg
Am nächsten Tag breche ich auf in Richtung Hrafnfjördur. Das sich weit hinziehende Tal ist im gesamten Grund von Sumpf.- und Feuchtwiesen geprägt. Ich hatte auf meinem Maps 3 D einen Pfad auserwählt, welcher unterhalb der westlichen Steilwände (Nóntindur …) in Richtung des Endtales führt. Von einem Pfad war hier aber nichts auszumachen und so ging es mit Watlatschen immer an den unteren auslaufenden Abhängen entlang. Dort, wo die Sumpfwiesen enden und das Gelände ansteigt, stiess ich auf diesen schönen Wasserfall. Von hier aus querte ich nach rechts hinüber und fand tatsächlich einen hier verlaufenden, mit Holzpfählen recht gut markierten Pfad. Die Anstiege hier sind recht moderat und so einem das Gelände nicht vom Nebel verhüllt wird, bieten sich sicher auch schöne Ausblicke über Bolungarvík und einige schöne Bergseen. Aber da sich die aus Nordost kommenden Wolken an den Bergkämmen verfingen, so lösten sie sich zur anderen Seite hin allmählich auf. Der Abstieg hinunter zum Hrafnfjördur war eine wahre Wohltat und ab und an kam sogar die Sonne zum Vorschein.
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Wilhelm
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Beitrag von Wilhelm » Fr 20. Sep 2019, 21:44

isa046.jpg
Ankunft bei Hrafnfjördur. Hier an diesem nordöstlichen Abschnitt fand ich bei Ebbe ein paar sehr schöne und grosse Exemplare dieser fossilen Muscheln des Balanus. Foto? Ach nee, kannste auf der anderen Seite weiter oben am Zeltplatz machen! Aber denkste, da waren leider keine dieser schönen Exemplare mehr auffindbar.

isa047.jpg
Mein Zeltplatz neben der kleinen Schutzhütte. Urgemütlich! Von Osten her kommen immer wieder dunkle bedrohliche Wolken über den Hattarfjöll. Dennoch, am nächsten Morgen bei unveränderter Wetterlage setzte ich meine Tour in diese Richtung fort. Ich hatte eigentlich gehofft, am Skorarvatn schöne erste Ausblicke auf den Drangajökull zu haben, aber das war mir bei Nebel und Nieselregen leider verwehrt. Der Abstieg ins Furufjördur war über einen gut ausgetretenen Pfad recht simpel, aber ab der Ebene begannen die Sumpfwiesen und dementsprechend war kein Weg mehr auszumachen. Pferdespuren verliefen quer über die Wiesenflächen in fast direkter Linie nach Furufjardarkirkja. Der Nebel hatte sich etwas gelichtet.

isa048.jpg
Der grössere Gebäudekomplex nahe der kleinen Holzkirche waren ebenfalls verlassen. Aber niederlassen wollte ich mich hier ohnehin nicht. Es folgte der erneute Anstieg über Svartaskard und ein Abstieg in die Ebene von Paralátursfjördur. Nun gab es nur noch einen Anstieg zu überwinden und beim Abstieg von Reykjarfjardarháls hatte ich bereits die Häuser von Reykjarfjördur im Blick … mein lang ersehntes Tagesziel!
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Wilhelm
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Beitrag von Wilhelm » Fr 20. Sep 2019, 22:01

isa049.jpg
Das Thermalbad bei Reykjarfjördur. Hinter einer Windschutzwand konnte ich mein Zelt direkt nahe dem Bad aufbauen. Sehr praktisch, und im Umkleidehaus konnte ich meine nassen Sachen zum Trocknen aufhängen. Keine Frage, nachdem das Zelt eingerichtet war, stürmte ich gegen 19 Uhr mein ganz "privates" Schwimmbad :lol:

isa050.jpg
Nächster Tag, es war der 27. August 2019, man mag es nicht glauben, aber ich wünschte mir für diesen Tag wirklich schlechtes Wetter, um ja nicht auf den Gedanken zu kommen weiterzuwandern. Von Látrar waren es bis hier her genau 6 Wandertage (ohne den Wandertag nach Skorar). Eigentlich hatte ich 7 Tage geplant, aber ich hatte wetterbedingt keinen Verzug und so war für heute Ruhetag angesagt. Und noch ein wichtiger Parameter stand an, wie man an der halb geleerten isländischen Lakritzeschnapsflasche sieht: Bergfest! Deswegen stolperte ich am frühen Morgen direkt aus dem Zelt ins warme Wasser.
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Wilhelm
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Re: Hornstrandir - vorbei an Drangajökull - über Hraun zur -635- ...

Beitrag von Wilhelm » Sa 21. Sep 2019, 16:29

Drei Stunden verbringe ich im warmen Wasser. … Der Pool wurde am 2. Juli 1938 erbaut. Insgesamt 73 Gäste waren bei der Einweihung des Bades anwesend. 25 Schüler besuchten hier in den Jahren die erste Schwimmklasse. Das grosse Badebecken misst 8 x 20 m und seine tiefste Stelle beträgt 1,70 m. Das Bad wird aus einer nahen Quelle, welche sich ca. 500 m hinter dem letzten Haus befindet, gespeist. Diesen Ort nennen die Einheimischen Hestvallalaug. Die Quelle ist von einem kleinen Holzverschlag eingefasst, in dem sich auch eine nicht mehr ganz intakte Wassermühle befindet. Die Temperatur der Thermalquelle beträgt 52 °C.
1988 wurde das kleine Bad renoviert. Das Badehaus stammt aus dem Jahr 1991. Es beherbergt Umkleideräume mit WC für Männer und Frauen getrennt. Mit dem Thermalwasser werden übrigens auch die umliegenden Häuser beheizt.

Gegen 11 Uhr machte ich mich mit kleinem Gepäck auf eine "Erkundungstour" über Reykjarfjördur
Ich gehe zuerst zu den alten Hof von Reykjafjördur. Eine kleine Historie am Eingang des Hauses offenbart eine interessante Geschichte:
Reykjarfjördur befindet sich seit 1906 im Besitz der gleichen Familie. Benedikt Herrmannsson (1845-1918) siedelte sich 1876 hier an. Die Anfänge dort waren sehr schwer. Bennedikt verlor zwei seiner Frauen nach jeweils kurzer Ehe und auch alle hervorgehenden Kinder starben entweder in früher Kindheit oder an Unfällen. Die erste Frau starb bei der Geburt des Kindes, die zweite Frau an ihrem Hochzeitstag.
Eine alte Geschichte sagt, dass ein Fluch über diesen Fjord liegt, so dass kein Bauer dort überleben könne.
Wenn man es aber schafft, dort 24 Jahre lang sein Dasein zu fristen, dann würde dieser Fluch verschwinden. Benedikt gab nicht auf und brach schliesslich den Fluch. Seine dritte Frau war Ketilrídur Jóhannesdóttir (1868-1949). Die hatten eine gemeinsame Tochter, Matthildur Herborg (1896-1989). Matthildur heiratete Jakob Kristjánsson (1890-1972) und sie hatten zusammen 14 Kinder. Matthildur und Jakob lebten 43 Jahre in Reykjarfjördur.
isa051.jpg
Der kleine Hafen der alten Farm.
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Re: Hornstrandir - vorbei an Drangajökull - über Hraun zur -635- ...

Beitrag von Wilhelm » Sa 21. Sep 2019, 17:02

Am 28.08.19 verlasse ich Reykjarfjördur. Ich gehe in Richtung der kleinen Landebahn, an deren Ende der Gletscherfluss Reykjarfjardarós in Richtung Meer fliesst. Bei meinen Recherchen über Google Earth hatte ich vorab vor dieser Furt den meisten Respekt. Durch die Sedimentablagerungen in diesem flachen Talverlauf, zeigte sich aber, dass die Wassertiefe gar nicht so schlimm ist. Also bei mir langte die tiefste Stelle bis kurz unter die Badehose. Es sollte eine andere Furt folgen, welche mich doch etwas mehr beanspruchte :mrgreen:
Übrigens gegenüber der Furt befindet sich ein weiteres Thermalwasserquellgebiet, welches unter der Ortsbezeichnung Kirkjuból (Laugar) bekannt ist. Die Wassertemperatur beträgt hier 63,5 °C.
Nach der Furt führte der Weg über das Hochplateauartige Gebiet Fossadalsheidi. Ab und an musste ich bei dem diesigen Wetter nach dem rechten Weg Ausschau halten. Beim steilen Abstieg nach Bjarnarfjördur ist aber ein beinahe durchgehender Pfad auszumachen. Und dann im flachen Tal dann die Frage, wo geht's weiter … Irgendwann erspähte ich eine der smarten Holzstängelchen :? und kam ans Ufer des hier fliessenden Gletscherflusses Bjarnarfjardará. Das Flussbett war von der Gesamtbreite ähnlich des Reykjarfjardarós. Aber hier herrschte eine weitaus höhere Strömung vor und auf dem Grund des Flussbettes war viel Geröll ertastbar. Wie ich so auf einen grösseren Stein trete, rutscht dieser plötzlich weg und ich werde zum Pittiplatsch. Seitlich kann ich mich abfangen, greife nach dem fortschwimmenden Wanderstock, aber eine meiner Socken zog zügig davon. Also zunächst egal was nun noch kommt, leicht mit der Strömung flux zum Ufer hin. Neue Socken hatte ich auf Vorrat :P und wenig später setzte ich den Weg fort, dem südlichen Ufer des Bjarnarfjördur zum Meer hin folgend. Hier verläuft durchgehend ein kleiner Pfad. Am Ende vom Fjord wird die Landschaft dann richtig lieblich und auf dem weiteren Verlauf entlang der Küste, geht der Pfad über in eine Art Feldweg (Traktorenpfad). Aha, da musste irgendwann also wieder ein grösseres Anwesen kommen. …

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Bei Fauskavík ...
Zwischen nach nächsten beiden am Meer auslaufenden Bergkämmen befindet sich Húsadalur ...
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Ruthw
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Re: Hornstrandir - vorbei an Drangajökull - über Hraun zur -635- ...

Beitrag von Ruthw » So 22. Sep 2019, 04:05

Es macht Freude, dich auf deiner Wanderung zu begleiten. Wunderbar sind deine Fotos. Danke!
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