Also, nachdem wir in Anbetracht der angekündigten Wetterkatastrophe einen Extratag am Myvatn (mit Ausflug nach Akureyri) gemacht hatten, fuhren wir am Samstagmorgen los. Ziel war Holaskjol im Süden. Eine ganz schöne Strecke. Wir hatten ja die ursprüngliche Reiseplanung schon geändert und die Fahrt auf der F910süd vorgezogen, wegen der Wetterankündigungen.
Vor der Fahrt hatten wir uns ständig über das Wetter und auf road.is auch über die Straßenzustände informiert. In den Westfjorden hatten die sich tatsächlich auch immer wieder mal aktuell geändert auf der Webseite. Außerdem waren im Hochland nur wenige Zehntel-Millimeter Niederschlag angekündigt. Das Wetter sollte sonnig und trocken sein - also los.
Auf den Berggipfeln war ein zarter Flaum Schnee zu erkennen und im Süden lockte schon blauer Himmel. Am Aldeyarfoss hatten wir noch keine Sonne, dann aber später.
Irgendwann war auch der erste Schnee auf der Piste zu sehen und es gab gleich Fotostopps. Schnee an der Piste, wow!!
Irgendwann gab es dann mal mehr Schnee auf der Piste und es gab Spuren oder eine Spur. Das Wetter wurde besser.
Wir überlegten, ob an diesem Termin vielleicht noch ein Bus bis Nydalur fährt und wir gerade in dessen Spuren fahren. Wir waren ja erst letzten Mittwoch dort aufgebrochen und von einer Schließung dort war noch nicht die Rede.
Kurz vor 14 Uhr sahen wir dann 2 Autos vor uns, die auf der schneebedeckten Piste standen. Es stellte sich raus, dass sich der erste Wagen, ein Toyota Landcruiser festgefahren hatte. Der 2. Wagen, ein Jeep Wrangler mit MT Bereifung wartete hinter im. Beides waren Mietwagen und beide mit Holländern besetzt, die sich aber dort zufällig trafen. Der feststeckende Toyota war bereits 2,5 Stunden dort, der andere kam 30 min später. Sie waren also immerhin mit 2 Autos dort. Aber konnten sich nicht helfen, weil sie kein Seil zum Verbinden der Fahrzeuge und Rausziehen dabei hatten. Die Toyota-Beifahrerin hatte auch schon 112 angerufen und es sei jemand unterwegs.
Nun war ich also dran. Bergegurt und Schäkel raus und den Wagen aus dem Schnee gezogen.
(Das Video hochzuladen spare ich mir nun, das WLAN in Hunkubakkar geht nur im Haupthaus).
Aus dem Toyota raus wurde schon 112 angerufen, dass ein Auto zum Rausziehen da sei. Das Rettungsteam kann also wieder umkehren.
Das Rausziehen ging sehr leicht. Danach beratschlagten wir erstmal, wie es weiter geht. Nun war es gut, dass es Holländer waren. (Ich drück's mal positiv aus: Die sind meiner Erfahrung nach nicht so zimperlich
) Wir beschlossen weiterzufahren und ich mache mit dem Mercedes G dann die Spur für sie. Ihr Ziel war Hrauneya, da hatten sie (beide Paare zufällig) die nächste Unterkunft gebucht. Und wir wollten ja noch weiter in den Süden zu unserer Unterkunft.
Nun also zu Dritt weiter und ich düse durch die Schneepiste.
Eine Viertelstunde später war dann auch für mich Schluss. Der Wagen verlor an Schwung und ich hatte nicht alle "Helfer" eingeschaltet, was aber wohl auch nicht mehr geholfen hätte. Der schwere G saß fest.
Zunächst etwas Schaufeln und Schieben, aber dann -na klar- der Toyota kann uns natürlich rausziehen:
Ein ganz schöner Schneewall:
Ich hatte mich bei Meldungen, dass Touristen sich in einer Schneewehe festgefahren hatten, früher immer gewundert, wieso sie da überhaupt reinfahren. Nun war ich als Spurmacher selbst mitten drin
.
Das Rausziehen des Gs ging auch sehr leicht, so dass Gedanken, umzukehren eigentlich nicht aufkamen. Wir fuhren nun erstmal ein Stück neben der Piste. Da lagen dann immer wieder mal Steine und ich musste auch an die beiden anderen Fahrzeuge mit der geringeren Bodenfreiheit denken.
Die Piste ist gut zu erkennen. So sehen wenige Zehntel-Millimeter Schnee aus, wenn sie sich in der Piste sammeln:
Auch solche Stellen gab es, wo wir dann noch neben der Piste blieben:
Nach kurzer Zeit ging es dann wieder in den Schnee auf die Piste. Aber diesmal mit allen 3 Differentialsperren und der Untersetzung. Das lief eine ganze Weile gut, aber dann wieder: Der G saß zum zweiten Mal fest.
Also wieder den Bergegurt raus und hinten festgemacht. Da ruft einer der Holländer "There's another car coming! So now we can use his tracks." Ich hatte das noch gar nicht begriffen, weil ich noch mit dem Bergegurt beschäftigt war, da stand schon ein Isländer mit seinem Geländewagen (und dickeren Reifen
) neben uns neben der Piste. Er kam aus Süden, wo wir hinwollten.
Er meinte zu mir, dass das nicht funktionieren würde mit dem Rausziehen und das die Strecke schwierig sei und er an unserer Stelle nicht weiterfahren würde. Ich antwortete, dass wir das schon gemacht hätten mit dem Rausziehen und wir könnten ja nun in seinen Spuren fahren. Irgendwie war er mit der Antwort und dem Verlauf des Gesprächs unzufrieden und fuhr dann weiter. War ich nun derjenige, der in "No-Problem-Country" kein Problem hatte? Sehr eigenartig.
Wir zogen also den G raus und begaben uns auch neben die Piste auf die Spuren/Tracks des Isländers.
Das war nun alles einfach, bis auf die Stellen, wo er die Piste verlassen hat oder wieder auf ihr zurückfuhr. Da mussten wir etwas aufpassen wegen der Schräglage der Fahrzeuge.
Tja und dann sahen wir es: Gewühlspuren im Schnee, Fußspuren, usw. Der Isländer hatte sich selber auch festgefahren, war aber alleine unterwegs. Also sind wir an der Stelle noch nicht wieder auf die Piste. Später gab es dann nochmal so eine Stelle, wo er sich festgefahren hatte.
Für uns war die Fahrt nach Nydalur nun kein Problem mehr, dank der Spuren des Isländers. Wir machten natürlich auch Fotostopps, denn die Holländer waren zum ersten Mal in Island und auf dieser Strecke. Außerdem war das Wetter traumhaft.
Als wir dann später in Nydalur ankamen, stand dort ein Fahrzeug, nicht vom Ranger, nicht von der Warden. Nein, es waren zwei Handwerker, die in der Hütte Reparaturen durchführten.
Nydalur war also geschlossen. Auch die Klos, bis auf den Donnerbalken in der kleinen Extrahütte.
Einer der Handwerker sprach Englisch und er meinte die Fahrt nach Süden sei ok. Er schaute auf unsere Autos und meinte, ja das geht. Und wenn es nicht geht, sie fahren auch später wieder runter und dann ziehen sie uns raus, scherzte er. Der gefiel mir wesentlich besser als der andere Isländer, ohne dessen Spuren wir allerdings nicht in Nydalur angekommen wären.
Die weitere Strecke war also kein Problem, es gab viel weniger Schnee als auf dem nördlichen Abschnitt.
Immer wieder schauten wir bei road.is nach, ob die Strecke noch als grün markiert war, sie blieb es den ganzen Tag. Und die südliche Strecke, die wir gerade problemlos befuhren war schwarz (difficult driving conditions).
Als die Holländer zu Hrauneya abzweigten, verabschiedeten wir uns, tauschten E-Mail-Adressen aus und es gab für jedes Paar noch eine "Achtsam in Island" DVD.
Wir mussten dann bei schönem Abendlicht schauen, dass wir die F208 bis Holaskjol durchfuhren, auch wenn sich Fotostopps auf dieser Strecke beim "besten" Willen nicht vermeiden lassen.
Um halb neun dampften dann nach fast 11 Stunden Fahrt die Nudeln im Topf in einer der Hütten in Holaskjol.
Viele Grüße,
Uwe