25u.de hat geschrieben: Di 20. Jun 2023, 18:22
Eine Nachricht, die mich ehrlich gesagt sehr froh gestimmt hat. Island setzt zumindest vorerst den Walfang aus. Einfach ein Unding, diese teilweise vom Aussterben bedrohten Tiere weiter abzuschlachten. Viel Spaß bei Beobachten, was Nachhalting ist und die lokale Wirtschaft stärkt.
25u.de hat geschrieben:Die Berichterstattung ist ziemlich einseitig. Die Zeitung behauptet, dass 200 Arbeitsplätze verloren gehen. So weit ich weiss, ist jedoch nur ein einziges Unternehmen betroffen, die seit Jahren am Walfang festhält. Ich war dort schon vor Ort und hab mir z,B. die zwei kaputt gemachten Schiffe angeschaut, die dort auf shore liegen. Dort arbeiten niemals 200 Personen, maximal 20, was sich anhand der geparkten Fahrzeuge und dem Betrieb vor Ort ablesen lässt. Mir erscheint die Zahl 200 übertrieben oder ausgedacht.
Das alles in einem Land, wo praktisch Vollbeschäftigung herrscht. In der Fischerei oder Tourismusindustrie finden Personen, die sich sehr gut mit dem Auffinden von Walfischen auskennen bestimmt sofort einen neuen Job. Zum Beispiel als Mitarbeiter auf einem Whale Watching Boot.
Von jemandem, der nach seinem einmaligen, längeren Aufenthalt auf der Insel das Land komplett zu kennen und zu verstehen denkt, hätte ich mir hier eine differenzierte Betrachtungsweise statt plakativer Aussagen gewünscht. Für eine differenzierte Betrachtung muss man auch nicht pro Walfang sein.
Für das, was z. B. auf den Färöer mit den Delfinen geschieht (z. B.:
https://www.delphinschutz.org/news-delf ... er-inseln/) finde ich "Abschlachten" ein angemessenes Wort.
Walfang in Island ist ein heikles Thema. Ich kenne Isländer, die es befürworten oder zumindest nicht in Frage stellen und solche, die es als unnütz ansehen. Es ist also nicht so, dass das ganze Land bei diesem Thema geeint ist. Auch in unserem Land gibt es Themen, die heiß und kontrovers diskutiert werden und bei denen ein Konsens weit und breit nicht in Sicht ist. Über den Weg des Tierschutzes (Leidensdauer der Wale beim Töten) scheint man einen gangbaren Weg gefunden zu haben. Wenn es solcher Hilfskrücken braucht, um den Ausstieg zu beginnen, ist der Schritt an sich überhaupt erstmal begrüßenswert.
Nun ist es aber auch so, dass nicht der Walfang an sich ausgesetzt wurde, sondern der Fang von Finnwalen. Wenn ich mich richtig erinnere, gab es in den letzten Jahren aus diversen Gründen immer mal wieder ein Aussetzen des Walfangs.
Wie viele Personen genau dadurch nun keinen Job im Sommer haben, kann ich überhaupt nicht einschätzen, da ich keinen Einblick darin habe. Ich würde mir aber nicht anmaßen, die Zahl als Lüge hinzustellen. Für kreative Umschulungsberater und Jobvermittler haben die Isländer bestimmt noch einen freien Platz.
Das Thema Walfang wurde auf den meisten meiner Touren diskutiert - und zwar von verschiedenen Seiten. Gäste, die gesagt haben: "Waaas, die Isländer fangen wirklich Wale??? Dann komme ich nie wieder her!" waren nie dabei. Wer diese Haltung hat, kam/kommt gar nicht erst auf die Insel.
Rein aus Sicht des Landes / der Touristenzahlen betrachtet, kann der Isländer die verschmerzen. Es gab in den Jahren diverse Aktionen gegen den Walfang. All die Aufmerksamkeit hat den Touristenzahlen nicht geschadet. Einige Aktionen (ich erinnere mich an die Freiwilligen in Walkostümen, die Unterschriften gesammelt hatten) führten sogar dazu, dass die Touristen noch auf Konsummöglichkeiten von Walfleisch hingewiesen wurden.
Wer insgesamt auf den Boykott der Touristen bei diesem Thema setzt, setzte da bislang aufs falsche Pferd.
Ich persönlich darf mich nicht als moralische Instanz beim Thema Walfang aufstellen. Es ist einfach so, dass ich in den ersten meiner Islandjahre durchaus Walfleisch gegessen hatte. Und ja, es war lecker. Auf der anderen Seite begrüße ich es, wenn die Isländer die Abkehr vom Walfang schaffen, zumal meines Wissens das Gros des Fleisches überhaupt nicht für den heimischen Markt gedacht ist, sondern nach Japan exportiert wird.
Monique