Ein herrlicher Tag, so richtig zum Genießen. Unterwegs kommt mir ein holländisches Paar in ihrem Auto entgegen, das ich gestern im Hostel schon getroffen habe. Sie sind fast ein bisschen neidisch auf mein Fahrrad - bei dem tollen Wetter.
Sie bleiben die einzigen Menschen, die mir heute begegnen. Abgesehen vom Hostel natürlich.
Was bleibt eigentlich, wenn die Geräuschkulisse der Zivilisation verstummt? Eine ganz große, umfassende tiefe Stille.
Stille heißt dabei nicht Lautlosigkeit. Es ist sogar viel zu hören in dieser Stille. Der Klang des Windes, der heute nur schwach ist, das ferne Rauschen eines Wasserfalles, einzelne Schafe, die blöken, grasen und wiederkäuen, verschiedene Vögelstimmen, ... - lauter Naturgeräusche. Sooo schön, so friedlich. Das steckt an. Automatisch werde ich auch ganz leise und bewege mich nur langsam und vorsichtig, will nicht stören, kein Tier erschrecken, keine Pflanze zertreten.
Fast ein bisschen demütig über das Glück, diese Stille, diesen Frieden erleben zu dürfen.
Klingt vielleicht ein bisschen kitschig. Das Gefühl, das ich an dem Ort hatte, ist einfach unbeschreiblich. Und so schön, wenn es gelingt, den Kopf frei zu kriegen von all den Plänen und wünschen. Einfach im Hier und Jetzt sein zu können als Teil oder Gast der Natur, so genau kann ich das nicht sagen.
Ja, ich hatte die Hoffnung, unterwegs vielleicht Seeadler zu sehen. Laut Reiseführer soll es in der Gegend gute Chancen dazu geben. Schade auch, dass ich keine gesehen habe.
Dafür hatte ich ein schönes Erlebnis mit einem Schneehuhn, das bei einem kleinen Picknickplatz angeflogen kam. Wir haben uns eine Weile gegenseitig beobachtet. Es ließ sich auch nicht aus der Ruhe bringen, als ich in Zeitlupe meine Kamera gezückt habe, um es zu fotografieren. Schließlich hat es sich zur Siesta niedergelassen. Auch ich habe mich eine Weile ins Gras gelegt und den Augenblick genossen.
Später, als ich aufgebrochen bin, ist das Schneehuhn noch an diesem friedlichen Ort geblieben.