Grænihryggur - Gesteinsart?

... und andere -logien.
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TOFA
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Grænihryggur - Gesteinsart?

Beitrag von TOFA »

Hallo, endlich mal wieder… ;)

Dieses Jahr war nur eine kurze Islandwoche möglich. Aber alles ist besser als gar kein Island… :D

Zumindest war genug Zeit mal wieder ein paar kleine Ziele „abzuhaken“.
Bevor im südlichen Hochland der Dauerregen begann, konnte ich endlich eine Wanderung zum Grænihryggur unternehmen. Wow, war das schön. Und Dank des miesen Wetters auch ziemlich einsam. Zum Glück ist es ja eine eher mühsame und lange Wanderung bis dorthin ;), das scheint die Touristenmassen abzuschrecken… Noch?

Was mich aber seitdem umtreibt: was ist das eigentlich für eine Gesteinsart, die da so grün leuchtet? Wenn man die Steine anfasst, fällt auf, dass sie sehr leicht sind. Und irgendwie kreideartig…? Und was macht die grüne Farbe?

Kann jemand Licht ins Dunkel bringen? Ich hab bisher noch nix Schlaues dazu gefunden…

Seid lieb gegrüßt!

Kristina
guefz
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Re: Grænihryggur - Gesteinsart?

Beitrag von guefz »

Hast du ein gutes Foto von dem Gestein wo man auch die Struktur erkennen kann? Sonst ist das nur grobes Raten...
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TOFA
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Re: Grænihryggur - Gesteinsart?

Beitrag von TOFA »

;) Oh, Pardon.
Ich dachte einfach der „grüne Rücken“ sei allseits bekannt… :)
Viel näher ran kam ich nicht…
IMG_7073.jpeg
guefz
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Re: Grænihryggur - Gesteinsart?

Beitrag von guefz »

Ich dachte, du wärst direkt an dem Material gewesen. Ich war dort bislang noch nicht selbst, kann also jetzt auch nur Vermutungen anstellen. Die grüne Farbe könnte von Eisen 2+ Ionen hervorgerufen sein. Die Geologischen Karten, die öffentlich verfügbar sind, gehen leider nicht so sehr ins Detail...
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lena
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Re: Grænihryggur - Gesteinsart?

Beitrag von lena »

guefz hat geschrieben: So 7. Sep 2025, 18:01 Die grüne Farbe könnte von Eisen 2+ Ionen hervorgerufen sein.
Das scheint wohl so zu sein. Die Frage gibt es beim Vísindavefurinn: https://www.visindavefur.is/svar.php?id=72571#
Da heißt es am Ende zusammenfassend: "Svarið við spurningunni er því: Bergið í Grænagili og Grænahrygg er gler-túff og græni liturinn stafar af dálitlu tvígildu járni í glerinu." (Die Antwort auf die Frage lautet: Das Gestein in Grænagil und Grænahryggur ist Glastuff und die grüne Farbe wird durch eine kleine Menge zweiwertigen Eisens im Glas verursacht.)
Ich habe keine Ahnung von Geologie, daher weiß ich nicht, wie man "Glastuff" korrekt im Deutschen nennt. Es scheint den Begriff zu geben (https://www.spektrum.de/lexikon/geographie/tuff/8328), aber diesen Tuff nennt man offensichtlich üblicherweise anders, wenn ich mir die Zahl der Treffer bei einer Suche danach anschaue.
guefz
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Re: Grænihryggur - Gesteinsart?

Beitrag von guefz »

Tuff ist erst mal alles, wo vulkanisch ausgeworfenes Lockermaterial später zu Gestein verfestigt wurde. Diese Verfestigung kann durch spätere Überlagerung (Druck) mit anderem Material entstehen oder direkt durch Hitze z. B. bei pyroklastischen Strömen. Bei Glastuff ist dann wohl das Ausgangsmaterial ein vulkanisches Glas gewesen. Vulkane sind ziemlich wilde Chemielabore...
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audn66
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Re: Grænihryggur - Gesteinsart?

Beitrag von audn66 »

Hallo in die Runde,
das Gestein ist sehr weich, lässt sich zwischen den Fingern zerkrümeln und sollte daher besser nicht begangen werden. Leider schonen nicht alle Wanderer die empfindliche Natur. Zwei aktuelle Bilder von Anfang August 2025 habe ich angehängt.
Dateianhänge
_DSC4303.JPG
_DSC4286.JPG
Surtur
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Re: Grænihryggur - Gesteinsart?

Beitrag von Surtur »

Hallo,

vorab, genau weiß ich es auch nicht, aber ich bilde mir ein, irgendwo Literatur dazu verfügbar zu haben - muss aber danach suchen. Nach meiner Erinnerung war die Rede davon, dass diese Gesteine "alteriert" sind, wie die Geologen sagen: D.h., sie wurden nach ihrer vulkanischen Bildung durch Einwirkung von Wasser (heißen Quellen, die in Vulkangebieten oft auch noch eine aggressive chemische Zusammensetzung aufweisen) in ihrer Zusammensetzung verändert. Gerade vulkanisches Glas (Glastuff) ist für solche Veränderungen anfällig. Die grüne Farbe ist für gerade für die Alteration von Feldspat-haltigen Gesteinen so typisch, dass man auch von "Vergrünung" spricht.

Einen (einfachen) Namen - so wie "Basalt", "Rhyolith", "Obsidian" kann man dem Gestein dann nicht geben - man müsste tatsächlich von "alteriertem Glastuff" sprechen.

Just my 2 cents.
Die isländischen Vulkane verhalten sich allerdings, ähnlich wie das isländische Wetter, ziemlich isländisch. (NeitherErnie)
Surtur
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Re: Grænihryggur - Gesteinsart?

Beitrag von Surtur »

Nachtrag: In dem Buch "Lebende Erde", Seite 58, findet sich folgende Beschreibung:

"SiO2-reiche Gesteine werden vermutlich bei Ausbrüchen unter Gletscherbedeckung als eine Art Tuff abgelagert. Das bekannteste Beispiel ist Bláhnúkur in Landmannalaugar. Dieser Berg besteht aus grünlichen Tuffen, die viel weniger verfestigt und krümeliger als Palagonittuffe sind."
Die isländischen Vulkane verhalten sich allerdings, ähnlich wie das isländische Wetter, ziemlich isländisch. (NeitherErnie)
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Uwe
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Re: Grænihryggur - Gesteinsart?

Beitrag von Uwe »

Zunächst: ich weiß nicht was die grüne Farbe von Grænihryggur hervorruft. Soweit ich weiß gibt es keine wissenschaftliche Publikation darüber. Deshalb habe ich auch bisher nicht auf diese Frage geantwortet.

Aber aufgrund der bisherigen Antworten, muss ich nun doch etwas dazu schreiben. Das Gebiet der Torfajökull-Caldera besteht zu einem großen Teil aus Rhyolith. Anhand der Fotos kann man sehen, dass abgesehen von den beiden „grünen Bergrücken“ die Umgebung aus dem für Rhyolith typischen hellen (gelblich, orange bis rötlich) Gestein besteht. Aus diesem Grund bestehen die Grænihryggur zu 99% ebenfalls aus Rhyolith. Damit wäre erst einmal die Frage nach der Gesteinsart beantwortet.

Nun zum Begriff „Glastuff“. Wie guefz es schon geschrieben hat ist Tuff ein Sammelbegriff für verfestigte pyroklastische Ablagerungen (pyroklastisch  explosiv gefördertes vulkanisches Material). Sind die pyroklastischen Ablagerungen locker spricht man übrigens von Tephra. Der Begriff „Tuff“ sagt aber nichts dazu aus, welche chemische Zusammensetzung (z.B. Basalt, Andesit, Rhyolith, etc.) das Gestein innerhalb der Ablagerung hat.
Von Glas spricht man bei einem vulkanischen Gestein, wenn es nicht kristallin ist. Vulkanisches Glas ist weitverbreitet. Wenn rhyolithisches Gestein „vollständig“ aus Glas besteht, dann wird es entweder Obsidian (effusive Eruption) oder als Bims (explosive Eruption) klassifiziert. Wenn ein vulkanisches Glas eine basaltische Zusammensetzung besitzt, wird es Sideromelan bezeichnet.

Nun zu der grünen Farbe. Ich gehe davon aus, dass das rhyolithische Gestein zumindest oberflächlich verwittert ist. Surtur hat den richtigen Begriff dafür bereits ins Spiel gebracht – die Alteration. Des Weiteren teile ich die Meinung von guefz, dass die grüne Färbung auf das Vorhandensein von zweiwertigem Eisen zurückzuführen ist.

Wie aber anfangs erwähnt, weiß ich es nicht genau. Sobald ich neue Infos habe, melde ich mich wieder. Übrigens, wer aufmerksam durch das Gebiet der Torfajökull-Caldera wandert, findet noch mehr Gebiete, wo grün gefärbtes Gestein anzutreffen ist. Aber der Kontrast bei Grænihryggur ist dort wohl am besten zu sehen.

Uwe
http://www.unique-iceland.com
Reiseführer: Rundreise mit Wanderungen / Trekkingführer: Naturparadies am Polarkreis und Südliches Hochland
Wanderkarte: ÍSLAND (1:50.000): Landmannalaugar, Laugavegur, Þórsmörk, Fimmvörðuháls (wasserfestes Papier)

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